Jahresrückblick 2012 – Teil 1

Der Februar ist schnell vorbei, der März beginnt dafür furios: MoTrip veröffentlicht sein Debütalbum „Embryo„, mit dem er sich nicht nur in die Herzen aller Kritiker, sondern auch zahlreicher Fans rappt: Platz 9 in den Albumcharts ist für den sympathischen Aachener ein sauberer Einstand. Zudem gibt er rap.de das erste Videointerview nach einer längeren Pause. Ebenfalls bei rap.de-TV zu Gast und ebenfalls mit einem neuen Album Anfang März am Start ist Kay One: „Prince of Belvedair“ steigt auf Platz 4 ein. Noch ist alles okay mit Bushido, zumindest nach außen…

Casper erntet derweil die Früchte, die er letztes Jahr mit seinem Album „XOXO“ gesät hat: Der Bielefelder wird für gleich vier der begehrten Echos nominiert, konnte sich letztlich aber nur in der Kategorie „HipHop/Urban National/International“ durchsetzen. Sido und Bushido erhalten auch einen, und zwar für ihr Video „So mach ich es„, das Specter gefilmt hatte.

Fler und Silla können mit dem zweiten Teil vonSüdberlin Maskulin“ punkten: Platz 6 ist drin für das Album, das soundtechnisch recht amerikanisch gehalten ist und somit schon auf das später im Jahr erscheinende Soloalbum von Fler hinweist. Kuriosum am Rande: Mit dem „Wurst-Rap“ erscheint der erste einer ganzen Reihe peinlicher Videos, die mithilfe von schlechtem Rap versuchen, eine jüngere Zielgruppe anzusprechen und für eine Ausbildung zu gewinnen.

In Österreich gewinnt Sido einen Prozess gegen die Kronen-Zeitung, von der er sich in ein falsches Licht gerückt sah. Es soll nicht die letzte Auseinandersetzung bleiben, die der Ex-Maskenmann in unserem Nachbarland auszufechten hat. Baba Saad signt Ende März SadiQ und Dú Maroc auf seinem Label Halunkenbande. Wer der ominöse Top Ten-Rapper sein soll, den Saad im rap.de-Interview als neues Signing angekündigt hat, bleibt indes unklar – das restliche Jahr hält ohnehin noch die eine oder andere Turbulenz für Saads Label bereit.

Selfmade Records signen die 257ers– nach dem Deal mit Genetikk, der im Dezember 2011 unter Dach und Fach gebracht worden war, der nächste Coup eines der erfolgreichsten deutschen Indielabels – und kein schlechter, wie sich noch herausstellen soll.

Azad indes kündigt den Release seines neuen Albums „Nebel“ an – allerdings soll er später durch ganz andere Aktivitäten auf sich aufmerksam machen – „Nebel“ bleibt bis Ende des Jahres eine nebulöse Idee.

Der April gibt dann den Mai (der bekanntlich alles neu macht): rap.de präsentiert sich in einem neuen Gewand. Maßgebliche Protagonisten des Relaunch sind Ex-Chefredakteur Markus Staiger, von dem das Konzept stammt sowie Programmierer Gunter Kreck, der kurz vor Ostern eine Sonderschicht nach der anderen fährt.

In der Redaktion wird Ercandize zum Frühstück begrüßt, sein jüngster Streich „Uppercut“ fällt allerdings eher eintönig aus. Später soll ein Interview, das der Ruhrpottler den Kollegen von der Backspin gab, für Furore bzw. Spott und Hohn sorgen. Unfassbar – wer hat solche Kombos?

Der Stuttgarter Radiosender DasDing glaubt indes, ein alter Foto von Cro entdeckt zu haben und veröffentlicht dieses ohne Rücksprache mit Chimperator auf seiner Internetseite. Dem unaufhaltsamen Aufstieg des Pandamannes tut dies allerdings keinen Abbruch.

Die ersten Risse zwischen Kay One und seinem Ex-Brötchengeber Bushido treten zutage. Kays Videos auf Bushidos YouTube-Channel werden gesperrt, Kay bleibt in seinen verbalen Angriffen auf ersguterjunge aber vage. Es geht munter hin und her zwischen dem Berliner und dem Friedrichshafener. Infolge des Streits der beiden wird bekannt, dass niemand geringeres als MoTrip statt Kay auf der Bushido-Tour den Opener geben wird. Der Beginn einer offenbar wundervollen Freundschaft, die im Verlauf des Jahres noch weitere Früchte tragen wird.

Farid Bang erlaubte sich Mitte des Monats einen verspäteten Aprilscherz und kündigt ein gemeinsames Album von ihm selbst, Haftbefehl, Kay One und Kollegah an. Alles doch nur Spaß, Boy… oder? In einem Kommentar untersucht rap.de-Chef Oliver Marquart anhand der Fake-News die Auswirkungen der Echtzeitberichterstattung auf die Qualität des Journalismus.

Ende des Monats erscheint Lance Butters‘ Video „Dämliche Faggots„, in dem der Rapper mit der Iron-Man-Maske seinen kaugummiartig-zähen Flow bestens zur Geltung bringt. Ein paar besonders politisch Korrekte wollen ihm ob des Titels Homophobie unterstellen, wovon sich der maskierte Lance jedoch nicht aus der Ruhe bringen lässt.

Bushido setzt seine auf Twitter begonnene Versöhnungsoffensive fort: Auf seinem Düsseldorfer Konzert sind die ehemaligen Weggefährten Eko und Summer Cem zu Gast auf der Bühne, eine Art öffentliche Aussöhnung wird zelebriert. In Ekos Fall soll diese auch noch diverse künstlerische Folgen haben, in Summers Fall dagegen eher nicht.

Der April endet mit dem Release zweier Alben: Alpa Gun ballert auf „Ehrensache“ vornehmlich in Richtung seines Ex-Mentors Sido, der den Charteinstieg seines ehemaligen Schützlings auf der #12 dann auch umgehend süffisant kommentiert („Dachte, mit der ganzen Promo auf meinem Rücken wäre mehr drin gewesen“). Und Xatar meldet sich direkt aus dem Knast, du Spast und haut mit „Nr. 415“ ein rohes und ungeschliffenes Stück Gangsta-Rap raus, dessen Authenz (sic!) sicherlich niemand infrage stellen kann.

Zu Teil 2 mit den Monaten Mai, Juni, Juli und August.