Lance Butters – selfish EP

Seit dem VBT 2011 ist Lance Butters kein unbeschriebenes Blatt mehr. Erst stellte er beim rappers.in-Turnier eindrucksvoll sein Können unter Beweis, nur kurze Zeit später brachte er als Teil der Frank Castle Cooking Gang zusammen mit Coru eine EP raus, die die hohen Erwartungen an einen Solorelease noch um einiges steigerte.

Jetzt ist es endlich soweit, die erste Solo-EP des Rappers aus Friedrichshafen ist da, mit im Gepäck natürlich Stamm-Beatbastler und Kollege Bennett On, der auch schon die Beats für die „Cooking Sum„-EP der FCCG beisteuerte. Die Erwartungen sind wie gesagt extrem hoch, doch ein wenig Ernüchterung macht sich beim Fischen der sieben Track starken EP aus dem Briefkasten breit: Der Tonträger steckt in einer billigen Pappverpackung ohne Booklet oder Jewel-Case, dafür mit hunderten von Stickern. Braucht man nicht, doch egal. Verpackung ist nicht alles.

Wenden wir uns also dem zu, was wirklich zählt: Der Musik. Thematisch dreht sich Lance Butters‚ EP um Girls, Kush, Cash. Nicht mehr und nicht weniger. Themen, die jedem langwierigen HipHop Head schon zum Hals raushängen können, schließlich wurden sie schon gefühlte drei Millionen Mal beackert. Warum also 10 Euro ausgeben, für eine EP die gerade mal sieben Tracks mit Themen bietet, die alle schon achtzigtausendmal durchgekaut wurden? Was bitte unterscheidet ihn vom Rest?

Kurz und knapp: Die Art, wie er raaaaapt. Der Newcomer flowt dermaßen lässig über die Beats von Bennet On, dass die inhaltlich eigentlich banalen Texte der Tracks zur Nebensache werden. Zumal die Beats des Meppeners mit das Beste sind, was man 2012 auf einem Deutschrap-Release gehört hat. Irgendwo zwischen Dubstep-Wobble, Synthesizern und klassichen HipHop-Drums mit ordentlich Bums. In Symbiose mit Lance‚ Stimme, seinem roboterhaft abgehackten Flow und seiner Art, die Worte zu dehnen, bis sie zäh wie Kaugummi werden, klingt das ausgesprochen fresh. Bennett On versteht es gekonnt, verschiedene Elemente elektronischer Musik zu seinem ganz eigenen Soundbild zu verschmelzen und bietet Lance somit die perfekte Grundlage für seinen übertrieben relaxten, arroganten Flow.

Apropos arrogant: Was auf jedem Track auffällt, ist die schier maßlose Arroganz und Überheblichkeit des Rappers. Das Ganze steigert sich im Titeltrack „Selfish“ zu seinem absoluten Höhenpunkt. Hier zeigt sich der Misanthrop von seiner besten (oder auch schlechtesten) Seite, hier wird übertrieben, angegeben und geprotzt, was das Ego hergibt. Und genau das ist es schließlich, was man vom rappenden Ironman hören möchte. Eine nonchalante Fick-dich-ihr-langweilt-mich-Einstellung zieht sich durch die komplette EP. Das einzige Feature von Chissman bei „Nein“ fügt sich da ohne Probleme ein. Solider Part, nicht überragend zwar, aber fällt auch nicht unangenehm auf.

Dämliche Faggots“ dürfte bereits jedem bekannt sein. Der Track ist ebenfalls eine perfekte Zusammenfassung von Lance‚ Stärken: Totale Ignoranz, erigierter Zeigefinger und ein lässig-tödlicher Flow. Mit ein paar Abstrichen gilt dies auch für das ebenfalls vorab erschienene „Cool Story„. Mit „Dunkelrote Augen“ hat Lance außerdem einen der besten Weed-Songs seit langem im Gepäck. Fünf Minuten einfach mal die Welt ausblenden, vorzugsweise natürlich mit dem dafür empfohlenen Kraut.

Man bekommt also genau das, was man von Butters erwartet. Minuspunkte gibt es eigentlich nur für die eingangs erwähnte spartanische Aufmachung und die etwas kurz geratene Spielzeit. Macht durchaus Hunger auf mehr.