Wenig Rap beim Echo

Große Überraschungen blieben gestern Abend aus, als gestern Abend in Berlin die Echos verliehen wurden. Aus Rap-Sicht gab es nicht allzu viel zu holen: Lediglich in der Kategorie "Bestes Video National" konnten sich Sido und Bushido gegen die Konkurrenz aus anderen Genres durchsetzen. Die beiden gewannen den Echo für ihr von Specter gefilmtes Video "So mach ich es".

In der gemeinsamen Dankesrede sandte Bushido einen kleinen Gruß an Peter Maffay, der auf "23" bekanntlich ebenfalls vertreten war, sich im Zuge der Empörung über den Integrationsbambi für Bushido aber überraschend von dieser Zusammenarbeit distanziert hatte. Direkt im Anschluss setzten die beiden Berliner dann wenigstens noch einen kleinen Akzent, als sie die gewohnt unsäglichen Moderatorinnen Ina Müller und Barbara Schöneberger im Vorbeigehen mehr anpöbelten als anbaggerten. "Ihr seht voll süß aus", blökte Sido ihnen in bester Berliner Schnauze zu. Angesichts einer ansonsten durchweg blutarmen Show war dies schon beinahe der Höhepunkt des Abends.

Durchaus gelungen darf auch der Auftritt von Kraftklub gewertet werden, die bei ihrer Performance von "Songs für Liam" Überraschungsgast Casper auf die Bühne holten. Der Bielefelder hatte kurz zuvor den Preis in der Kategorie "HipHop/Urban National/International" gewonnen und sich dabei gegen Kool Savas, Bushido, 23 und, äh, Pitbull durchgesetzt. Nominiert war er für drei weitere Auszeichnungen, in den Kategorien "Newcomer National", "Video National" und Kritikerpreis musste sich Casper allerdings der jeweiligen Konkurrenz (Tim Bendzko, 23 und Modeselektor) geschlagen geben. Witzige Begebenheit am Rande: In seiner Gaststrophe bei "Songs für Liam" bat er Gott um ein neues Eins, Zwo-Album.
 

Der Echo wird seit 1992 jährlich von der Deutschen Phono-Akademie vergeben. Die  Sieger der meisten Kategorien ergeben sich schlicht aus den addierten Wochenergebnissen der Media-Control-Verkaufscharts vom Februar eines Jahres bis zum Januar des Folgejahres. Dadurch können die absoluten Verkaufszahlen des Gesamtjahres verteilt nicht berücksichtigt werden.

Die Fernsehübertragung in der ARD lockte dieses Jahr übrigens so wenig Zuschauer wie noch nie vor die Bildschirme. Lediglich knapp 2,6 Millionen Menschen sahen zu – und damit weniger als bei der Wiederholung eines alten Tators im WDR…