Skinnys Wochenrückblick KW7: JAW verdirbt die Stimmung, Sylabil Spill und Haze retten sie

Irgendwie war das eine weitgehend beschissene Woche. Trennungen, mehr als zweifelhafte politische Äußerungen und langweiliger Output dominieren das Bild. Aber es war nicht alles schlecht. Beginnen wir mit den erfreulichen Themen, Montag ist ja schließlich so schon scheiße genug. Und am erfreulichsten ist natürlich immer Eigenlob. Esketit!

Lasst die Sektkorken knallen! Die erste Folge von unserem neuem Format „Realtalk“ ist am Start und ich liebe es jetzt schon. Musti und Alex, die aufstrebenden Himmelskörper am rap.de-Firmament haben mit Megaloh und MC Bogy debattiert und ein wahnsinnig spannendes und unterhaltsames Gespräch zustande gebracht. Die Gäste sind ja ohnehin schon eine starke Kombo, insbesondere fürs H&M-Thema. Die Auflockerungen durch kleine Rückblicke und einen Kerl, der diese merkwürdigen BVG-Sneaker mitgebracht hat, machen das Ding richtig kurzweilig. Will mehr sehen!

Wovon ich auch mehr will: Haze – Juuunge, hat der ein krasses Album geliefert. So stilsicher und furztrocken, gegen alle Trends und doch kein Stück hängengeblieben. Übertriebenes Teil – Review folgt! Und noch mehr: Sylabil Spill auf Grime! Am Freitag kam die „Auf Grime“ EP und die hat einfach richtig krass alles gefickt! Das könnte man zwar charmanter ausdrücken, aber treffender kaum (ok, doch. Checkt meine Review in der neuen JUICE). Deutschrap auf Grime-Beats geht also doch – zumindest wenn man eine dermaßen kraftvolle Stimme und brutale Präsenz hat wie Spill, der in letzter Zeit ohnehin recht experimentierfreudig zu sein scheint. Gerne auf Albumlänge!

Und Gringo44 bitte auch auf Albumlänge. „Haribo“ hat mich tatsächlich froh gemacht. Weniger froh macht mich die Tatsache, dass Gringo immer noch provokant mit Nazisymbolik kokettiert. [Edit: Das Logo einer beliebten Neonazi-Marke wurde im Video mitterweile gepixelt, da den Jungs die Bedeutung nach eigener Aussage nicht bewusst gewesen sei.]

Ähnliches gilt für JAW. Seit ich Rap höre ist der Kerl einer meiner absoluten Lieblinge. War ein richtiger Tritt in die Eier, auf Facebook lesen zu müssen, wie er Absztrakkt (ihr wisst wahrscheinlich Bescheid, sonst lest das hier) mit Händen und Füßen verteidigt und unmissverständlich rechtes Gedankengut billigt und relativiert. Die Freude über die heutige Albumankündigung, auf die ich seit acht verdammten Jahren warte, ist direkt passé. Ich werde mich dazu wohl noch ausführlicher äußern, aber der Vollständigkeit auch hier: JAW, das klang alles sehr eindeutig, aber keine Verurteilung ohne Anhörung. Wenn du etwas richtig zu stellen hast, tu es verdammte Scheiße. Gerne auch im Gespräch – bei Interesse: Holla at me.

[Edit: Ich habe inzwischen ein längeres Gespräch mit JAW geführt. Es wurde dabei klar gestellt, dass die heiklen Äußerungen einer Naivität und dem Wunsch nach Reflexion entsprangen. Dass ihm menschenverachtendes Gedankengut und die Billigung dessen fern liegen, glaube ich ihm vorbehaltlos. Viele seiner Äußerungen waren aus einer Uninformiertheit heraus zwar dumm, davon, ihm rechtes Gedankengut oder die Relativierung dessen zu unterstellen, möchte ich aber klar abrücken. Wir haben ein Interview vereinbart, in dem wir die Sache noch einmal gründlich besprechen und hoffentlich richtigstellen werden.]

Wo wir schon bei den unerfreulichen Themen sind: K.I.Z. und DJ Craft gehen getrennte Wege. Mit einem merkwürdig kurz angebundenen Text wurde mal eben im Vorbeigehen das Ende einer 18 Jahre andauernden Zusammenarbeit verkündet. Irgendwas scheint da im Argen zu liegen, sonst wäre das sicherlich nicht so lakonisch ausgefallen, aber naja – ich habe heute schon genug gemutmaßt.

So richtig gute Nachrichten gab es diese Woche irgendwie nicht. Ein paar solide Songs und Videos kamen raus, aber selbst in der Hinsicht fiel die Woche eher ernüchternd aus. Der Stickle-Beat von Yung Hurns ansonsten leider eher belanglosen „Mhm“ war sehr geil, auch wenn (oder weil) er stark an Riff Raffs und Problems „I don’t like to think“ erinnert. Estikays „Wieder mal Freitag“ bleibt ebenso austauschbar wie TIAVOS „Lippen“. Normalerweise haben die alle bessere Songs, irgendwie scheint diese Woche unter keinem guten Stern zu stehen.

Selbst Hit-Garant Veysel hat mit „Ti Amo“ generischen Kram zum direkt wieder Vergessen rausgehauen. Das war doch ohne Übertreibung mindestens das 15te Schneelandschafts-Video, das mir Deutschrap in den letzten Monaten in die Augen geknallt hat – hört endlich auf damit, der nächste der mich mit Drohnenaufnahmen von einer Schneelandschaft belästigt wird geschlachtet. Ernsthaft. Dann hat Ali As noch Falco gesamplet, aber so richtig stimmig war das auch nicht, wirkte dann doch eher zweckmäßig. Sehe aber die musikalische Idee, also passt schon. Vielleicht bin ich heute etwas zu streng, weil JAW mir die Laune ruiniert.

Also versuchen wir zum Abschluss noch ein paar versöhnliche Worte zu finden: Dilomans „Batak“ war krass. Hat richtig Power und Wumms, die Hook bleibt zwar blass, wird durch die geschickte Produktionen aber doch ganz geil. Mit der Akustik-Version vom „Arschficksong“ haben BRKN und Sido richtig einen gerissen. Und endlich endlich endlich ging das Battle zwischen SSYNIC und Dizaster online. Das war zwar wie erwartet eher eine freundschaftliche Kissenschlacht, aber trotzdem verdammt witzig. Eigentlich funktioniert SSYNIC in solchen Kalauer-Geschichten nicht so gut, die systematische Zerstückelung des Gegners liegt ihm mehr, hier musste ich aber oft ordentlich lachen. Nicht nur das Battle gab es auf Englisch, auch zwei Tracks von Casper. Kann sich auf jeden Fall hören lassen!

Meine ausführliche Meinung zu „Powerbausa“ gibt es mittlerweile in der Review zu lesen und Frank Hemd hat nochmal rückblickend festgehalten, wie unfassbar gut und unterschätzt Cros „tru.“ ist. Das Interview, in dem Alex mit Olexesh dessen Diskografie durchgeht ist auch sehr gut gelungen.

Das war’s dann glaube ich auch für diese Woche. Sorry für die schlechte Stimmung, nächste Woche erzähle ich vielleicht einen Witz oder so. Adieu!