rap.de: Kenn ich. (Gelächter) Du hast gerade gesagt und sagst es auch in dem Intro Deiner neuen Platte, dass Du viel geopfert hast. Was ist Dir weggenommen worden, was hast Du geopfert?
Massiv: Geopfert in dem Sinn, habe ich meine komplette Zeit. Ich will auch unterstreichen, dass ich fast das ganze Geld, dass ich durch die Musik verdiene, wieder in Musik reinstecke. Wenn du jetzt mein nächstes Video siehst, das am 15.1. erscheint, dann wirst du sagen: “Massiv muss mindestens 200.000 Platten verkaufen, um sich solch ein Video leisten zu können!“ Das gebe ich meinen Fans. Ich gebe etwas für Hip Hop. Ich bin ein Teil dieser Bewegung. Ich gehöre dazu und wenn mich die Leute nicht akzeptieren, gebe ich ihnen auch keinen Respekt zurück, aber ich ziehe einfach weiter meinen Film durch und sage: “Keiner opfert soviel für Rap, wie ich.“
Bei meinem ersten Track “Ghettolied“, wo noch nicht mal klar war, ob ich überhaupt ein Album mache, habe ich 35.000 Euro genommen und ein ganz kleines und ein ganz großes Video gedreht. Ich habe mein Auto, meine Turnschuhe und meine Kleider aus meinem Schrank geholt und alles verkauft, in Pirmasens. Ich bin teilweise sechs mal in der Woche von Pirmasens nach Berlin und wieder zurück gefahren. Ich habe also gemacht und getan.
Wenn ich heute 100 Euro hier auf dem Tisch zu liegen habe, dann versuche ich auf jeden Fall für dieses Geld von irgendwoher einen Beat zu bekommen und meinen Fans etwas zu geben.
Ich hab bis heute, noch nie irgendwo eine Flasche geöffnet, weil ich gar kein Partytyp bin. Nicht dass Du denkst, ich verplempere irgendwo mein Geld.
rap.de: Was motiviert Dich, das zu tun?
Massiv: Mich motiviert diese Magie, wenn du etwas Schönes auf Papier schreibst oder deinen Mund aufmachst, um etwas zu sagen, dir die Leute hier in Deutschland zuhören.
Wenn ich in JVA’s und Jugendzentren unterwegs bin, sehe ich nur, wie die Kids dort 24 Stunden rumstänkern. Erzähle ich denen etwas und komme eine Woche später wieder, rappen die plötzlich alle.
rap.de: Würdest Du gerne Sozialarbeit machen?
Massiv: Das ist schon so eine Sache, die mir gut liegen würde. Da hätte ich schon Bock drauf. Warum nicht? Ich würde mich gerne dafür zur Verfügung stellen. Ich plane ja auch schon mehrere Sachen demnächst, vielleicht geht das ja auch ein wenig in diese Richtung. Eigentlich will ich noch mal versuchen, Chirurg zu werden, ein bisschen in den Gedärmen rumfuchteln und so.
rap.de: Man sollte immer träumen. (lacht) Würdest Du sagen, dass Du ganz oben warst? Soweit oben, dass Du jetzt auch wieder eine Abwärtskurve gesehen hast?
Massiv: Nee nee, ich denke, dass ein Künstler, sobald er Stillstand hat, nur zurückblicken kann, wie groß er anscheinend war. Man kann nur noch größer werden, in dem man an sich arbeitet. Das was war, war nur mein Hype. Ich versuche das jetzt umzumünzen in richtigen Erfolg. Dafür musst du, glaube ich, wirklich einen langen Weg gehen, um das ordentlich zu unterstreichen. Deutschland ist, Entertainment-mäßig wirklich ein sehr hartes, schweres Land. Um dich hier überhaupt durchzusetzen, musst du fast schon deine Eier hergeben. Auf gut Deutsch gesagt: Schwule kommen gut an.
rap.de: Ist es so?
Massiv: Das ist Fakt!
rap.de: Welche Schwulen? Guido Westerwelle?
Massiv: Das meine ich ja. Deine Popularität, wenn du ein Schwuler bist, ist viel höher, als wenn du ein Heterosexueller bist. Die fallen halt auf, weil sie schwul sind und dann recherchiert man über die. Das ist es. Das ist einfach so.
rap.de: Ein Beispiel?
Massiv: Beispiel von was?
rap.de: Wen meinst Du jetzt, an wen denkst Du, wenn Du das sagst? Dann musst du ja Bilder vor Augen haben.
Massiv: Naja, ich denke, Lagerfeld ist zwar begabt, aber er ist schwul. Joop ist begabt, aber er ist schwul. Die gehen halt in Bars und da gibt es keine Hemmungen, da stehen die Löcher bereit.
rap.de: Das ist so?
Massiv: Ja, das ist ja bei Männern so: "Ja, ich hab Bock zu ficken, lass mal auf Toilette gehen", so. (Gelächter)
rap.de: Ja ist doch toll, das wünscht sich doch jeder Mann!
Massiv: Aber dieses Klischee zu brechen, dass ein Mann eine Frau so rumkriegt auf diese Art und Weise… Ich glaub, ein Mann würde keinen mehr hoch kriegen, wenn das mit Frauen genauso laufen würde, weil das dann einfach zu Hasenstall-mäßig abgehen würde mit der Zeit. Am Anfang ist vielleicht alles noch schön und cool, aber mit der Zeit willst du dann so diesen Reiz haben, wenigstens mit einer richtigen Frau ein Wort zu wechseln.
