Massiv

Wasiem Taha strotzt immer noch vor Energie. Trotz der mäßigen Verkaufszahlen seines letzten Releases und dem Stress mit seinem Ex-Label Sony BMG steckt der gebürtige Pirmasenser zum Start des Jahres 2011  voller Lebensfreude und Tatendrang.   
Zum Release seines neuen Albums “Blut gegen Blut 2“, das am 28. Januar  erscheint, trafen wir Massiv in seinem Bezirk Berlin-Wedding. Wir sprachen mit dem kräftig gebauten Wahlberliner über den Weg zu seinem Künstlernamen, die Motivation jeden Tag aufzustehen und seiner bevorstehenden Karriere als Chirurg.

Massiv: Soll ich gleich ein paar dissen?

rap.de: Du kannst von mir aus sofort dissen, wenn Du möchtest.

Massiv: Ne, dafür sind sie alle unrelevant momentan.

rap.de: Ach so. Na dann fangen wir einfach so an. Bei Deinem letzten Album warst Du wütend und wolltest Deinen Ärger loswerden. Dein neues Album ist jetzt auch hart und Du sagst sogar: “Dieses Album ist noch härter.“ Warum?

Massiv: Alles, was nach “Blut gegen Blut“ kam, war ja auf eine gewisse Art und Weise hart, weil es ja harte Straßenmusik ist, aber nichts war eben so hart wie “Blut gegen Blut“. Deswegen mache ich jetzt “Blut gegen Blut 2“, weil da eine Brutalität drin ist, die man wirklich nur von dem ersten Album von Massiv kennt. Deswegen hab ich das nochmal unterstrichen mit dem zweiten Teil. Das ist das, was meine Hardcore-Fans wirklich übertrieben geliebt haben an mir, dass ich übertrieben in der Kabine abgegangen bin.

rap.de: Also das wird so wie das “Pitbull“ Album?

Massiv: Ne, um Gottes Willen. “Pitbull“ war ja schlecht. Wie kommst du jetzt auf “Pitbull“?

rap.de: Ich hab’s da oben stehen gesehen.

Massiv: Ah ok. Willkommen in meinem Zimmer. (Gelächter) Aber im SOR-Studio hab ich ja live ganz offen zugegeben, dass es das dreckigste und schrecklichste ist, was ich selbst jemals gehört hab. Hat mich sowieso gewundert, dass sich da überhaupt jemand gemeldet hat. Alles andere ist Geschichte, was danach kam.

rap.de: Das ist jetzt mittlerweile Dein fünftes Album. Woher kommt diese Härte? Denn man braucht ja auch eine gewisse Energie dafür, oder?

Massiv: Ganz einfach. Ich hab bei einem Major unterschrieben gehabt. Um etwas zu machen, was nur mir gefällt, wäre irgendwie gegen den Strom schwimmen gewesen und ich musste beim Major mit dem Strom schwimmen. Da konnte ich nicht hundert Sachen selbst entscheiden, sondern im Endeffekt nur fünfzig davon. Sehr gerne wollte ich schon immer einen Nachfolger von “Blut gegen Blut“ machen, aber zu Sony-Zeiten war das überhaupt nicht möglich, weil ich immer aufpassen musste, weil ich dort keine Interviews geben durfte und irgendwie einfach nur einen Maulkorb verpasst bekommen habe. Da konnte ich auch nicht so ein Album rausbringen wie “Blut gegen Blut 2“. Jetzt, da ich ohne Major hier stehe und alles selbst mache und die Plattform selbst geschaffen habe, ist es auf jeden Fall die perfekte Zeit dafür, den zweiten Teil zu releasen. Ich denke, die Fans haben jahrelang darauf gewartet, dass der alte Massiv zurückkommt.

rap.de: Würdest Du nochmal bei einem Major unterschreiben, wenn Du die Zeit zurückdrehen könntest?

Massiv: Sagen wir mal so: Ich würde jederzeit alles wieder so machen, wie ich’s gemacht hab, ich hätte bloß ein Jahr später bei einem Major unterschrieben. Mein Fehler war es, zwei Wochen vorher nicht bei Neffi und Universal zu unterschreiben, weil ich dachte, dass Bushido dort bleibt. Ich hab nichts von den Gerüchten gewusst, dass der auch zu Sony kommt. Das ist der einzige Knackpunkt, bei dem  ich denke, das war falsch, dass ich zu früh zu einem Major gegangen bin.

rap.de: Glaubst Du, es hat Deine Karriere behindert, dass Bushido auch zu Sony gekommen ist?

Massiv: Also ich denke, Neffi hat ja auch schon vorher bewiesen, dass er mit dem Thema “Bushido“ gut umgegangen ist und das Feingefühl dafür hatte, mit solchen Typen wie mit mir umzugehen, sprich, harten Straßen-Rap auch wirklich zu festigen im Mainstream-Bereich. Wenn du zu einem Major gehst, musst du dir absolut bewusst darüber sein, dass du jetzt Mainstream bist. Geht ja nicht anders. Du bekommst ne ganz andere Plattform. Du bekommst ne ganz andere Hörerschaft und Leute hören dir auf einmal ganz anders zu. Das wollte ich auf jeden Fall bei Sony auch so rüberbringen. Deswegen hab ich ja meine harten Alben so kommerziell dargestellt, dass es auch an die breite Masse geht. Als ich angeschossen wurde, wurde ja wirklich alles falsch gemacht, was ein Major falsch machen kann. Das kann ich denen noch jahrelang vorwerfen. Daran erinnere ich mich immer wieder zurück. Das war ein großer Knackpunkt in meiner Karriere, weil das wirklich mein erstes dickes Album war und einen Monat vorher diese Sache passiert ist. Dann wurde ich einfach nur noch abgedämpft, ins Regal reingestellt und das schadet natürlich einem Künstler.