Neromun im Interview über „Blass”, Vibes, Inspiration und Rausch

Credits: Pauline Schey (alle Fotos)

Neues Album, neuer Name, neues Label und ein neuer Sound – für Neromun fängt mit „Blass” in vielerlei Hinsicht ein neues Kapitel an. Musikalisch hat er sich längst von Battlerap-Ästhetik und Doppelreim-Clustern verabschiedet und bringt einen Sound an den Start, der sich vor allem an R’n’B orientiert und den Vibe an allererste Stelle rückt. Seine vierte Solo-Platte ist auch deshalb die vielleicht ehrlichste, die der Mainzer bislang veröffentlicht hat. Denn lyrisch setzt sich Neromun mittlerweile anders mit Themen auseinander, die ihn beschäftigen. Dabei spielt seit Jahren auch immer wieder die eigene Identität eine große Rolle. Wie genau er diese Frage definiert, welche anderen Themen das Album prägen und wie sich sein Schreibprozess verändert hat, haben wir mit Neromun im Interview besprochen. Außerdem erfahrt ihr, wieso „Blass” als erstes Album nicht über Sichtexot erscheint, welche Künstler den Klang der Platte beeinflusst haben und wie der Rauschzustand in einer Pandemie aussehen kann.

Du trittst seit Kurzem nicht mehr als der Negroman auf, sondern nennst dich jetzt Neromun. Wieso hast du deinen alten Alias abgelegt?

Tatsächlich ist mir immer bewusster geworden, dass Negroman ein zynischer Teen-Joke war, der ein Ablaufdatum hatte und der mir in viele Richtungen immer unangenehmer wurde. Mit 18, 19 kam der Begriff in einem 16er vor, den ich geschrieben hatte. Es ist ein Name, der nur fällt wie die Seife in der Dusche. Im Endeffekt ist er auch Algorithmen im Hals stecken geblieben, die ihn als Racial Slur aufnehmen und deshalb Suchanfragen nicht vervollständigen und so. Und das dritte Ding ist, dass ich einfach keine Lust mehr hatte, von weißen Hörer*innen „Negro” gerufen zu werden (lacht). Das war überhaupt nicht der Plan. Wenn ich damals bessere Freunde gehabt hätte, dann hätte man mir gesagt, dass ich das von Anfang an „Neromun” hätte schreiben müssen.

Der neue Name ist also in erster Linie eine andere Schreibweise, um den Zeiten und dir selbst gerechter zu werden? Oder markiert er auch den Start eines neuen Abschnitts?

Der Name soll schon auch dem neuen Vibe gerecht werden und darstellen, dass der Sound ab jetzt etwas anders ist. Wie du schon eingangs sagtest, war es immer der Negroman, gerne mit diesem Artikel, was Distanz reinbringt und einen zu einer Figur stilisiert. Bei Neromun fällt der Artikel weg. Das kommt auch mit dem Sound zusammen, der nochmal verlässlicher, näher und vor allem ehrlicher geworden ist – das, was ich eigentlich schon immer machen wollte.

Auf „Blass” bist du instrumental erstmals weit weg von klassischem Sampling. Die Tracks basieren stattdessen auf eigenen Kompositionen. Wie kam es dazu?

Tatsächlich gibt es bis auf die Drums kein einziges Sample auf diesem Album. Das hängt auf jeden Fall viel mit meinen Produzenten zusammen, mit denen ich zusammengearbeitet habe, die aber schon langjährige Homies von mir sind. Witzigerweise konnte vor allem einer von denen früher gar nichts mit meinem Sound anfangen. Ihm war das zu rumpelig, zu anti und zu absichtlich dirty. Irgendwann im ersten Lockdown hatte ich für mich selbst eine kleine Offenbarung, in der ich gemerkt hab, wie viel Scheiße ich eigentlich mache, um am Ende weißen Männern gerecht zu werden und zu beweisen, dass ich mindestens genauso schlau bin wie die. Dann habe ich angefangen, selbst anderen Sound zu machen. Das habe ich meinem Homie geschickt, der dann meinte, dass wenn ich jetzt ordentlichen Sound mache, wir auch zusammenarbeiten können und er für mich produziert. Und ja, diese Jungs produzieren eben, indem sie alles selbst einspielen. Das passt auch soundästhetisch, weil es automatisch sleeker ist, als wenn man mit Samples arbeitet. Das hat das Soundbild des Albums geprägt.

Ja, das finde ich auch. Auf deinem oft beschriebenen Weg, weg vom sehr lyrischen Rap hin zum Vibe, macht „Blass” den bislang größten Schritt. Nimmst du beim Schreiben wahr, dass es jetzt vor allem um Vibes geht, anstatt um Punchlines und Doppelreime?

Auf jeden. Um Doppelreime geht’s schon länger gar nicht mehr (schmunzelt). Textlich ist es echt immer mehr zur Oberfläche gegangen – zur Oberfläche von Situationen, Menschen und Objekten. Es geht vielmehr darum, Vibes zu beschreiben, aber natürlich immer noch relativ surreal und poetisch. Deswegen spreche ich auch ein bisschen unverständlich, es geht auch sehr viel um die Lautlichkeit der Texte und weniger um den Inhalt. Mehr darum, wie etwas gesagt wird, als was gesagt wird. Im ersten Lockdown habe ich gemerkt, dass ich Texte eigentlich in der Tradition von europäischem Schreiben schreibe. Ich will mich auf eine Weise mit irgendwelchen alten weißen Männern messen. Ich habe gemerkt, dass ich einen Teil von mir schon immer vernachlässigt habe, das Vibe-Ding. Deshalb habe ich bei „Blass” viel weniger geschrieben und sehr viel mehr gefreestylt. Das ist das erste Mal, dass ungefähr die Hälfte der Platte im Freestyle entstanden ist.

Dein letztes Album „Cuck” ist vor zwei Jahren erschienen. Wann hast du angefangen, an „Blass” zu arbeiten?

Eigentlich direkt nachdem das letzte Album erschienen war, also Ende 2019. Aber so richtig ging es los – ich kann nur immer wieder darauf referieren – als ich Anfang 2020 mit Juju Rogers auf der Black History Month Tour war, die abgebrochen werden musste. Dann hatte ich zwei, drei Wochen zu Hause ohne jeden Termin, als der erste Lockdown anfing. Da hatte ich Zeit zum Nachdenken. So kamen die ersten Songs zustande, bei denen es um Melodien und um Vibes ging. Da ging es auch mit den Freestyles los.

Du hast den Kollegen der JUICE vor zwei Jahren erzählt, dass Kunst für dich nur im Rauschzustand entstehen kann. Wie hast du dich für „Blass” in einen solchen Zustand versetzt? Im Allgemeinen waren die letzten eineinhalb Jahre ja sehr rauschlos.

Ja, das ist auf jeden Fall so. Als ich von der Tour zurück kam, hatte ich allerdings sehr viel Rausch aufgeladen und hatte noch keine Zeit, das irgendwie rauszulassen. Ich war also sehr angefüllt mit Vibes und Inspiration. Gleichzeitig nehm ich aber eh sehr gern zu Hause Drogen – auch sehr gerne allein (lacht). Ich kiffe auch relativ viel, Rausch ist also Alltag bei mir (lacht) – auch wenn das ein bisschen widersprüchlich ist. Ich kriege das auch ohne Partys hin. Anfang dieses Jahres habe ich diese Zusammentreffen mit random Menschen auf irgendwelchen Clubfluren dann aber doch vermisst. Alles erschien mir so durchgeplant. Da fehlt schon dieser spezielle Rausch, den man nicht erwartet und den man nicht planen kann. Aber auch das kam diesen Sommer zurück.

Vor dem Release der ersten Single „Siblings” hast du mit „Turismo 4” und „Nudes” zwei Tracks gedroppt, die nicht Teil des Albums sind. In welchem Verhältnis stehen die beiden Songs zum Album?

Das sind schon Leftovers von dem Album. „Nudes” ist genau an der Grenze entstanden und hat es nicht mehr gepackt. Wenn der ein bisschen früher entstanden wäre, hätte er es vielleicht sogar geschafft. Wir haben insgesamt super viele Tracks gemacht, ungefähr 50. Ich hab noch nie so viele Tracks für ein Album gemacht.

Ambivalenzen und Widersprüche haben bei dir sowohl textlich als auch instrumental schon immer eine große Rolle gespielt. Bei „Blass” habe ich das vor allem beim Sound gespürt. Die ganze Zeit hatte ich das Gefühl, ein Album aus 2012 zu hören, dass trotzdem aktuell und zeitgemäß klingt. Siehst du das ähnlich?

Spannend, dass du das so siehst. Das macht auf jeden Fall Sinn, auch wenn ich das nicht forciert habe. 2012 ist für mich tatsächlich eines der krassesten musikalischen Jahre, da war ich so 18. Da kamen „Channel Orange” oder „good kid, m.A.A.d city” raus, das war einfach ein wahnsinniges Jahr für Black Music. Das hat mich auf jeden Fall nachhaltig beeinflusst. Obwohl ich in den letzten Jahren gar nicht mehr so viele Alben aus der Zeit gehört habe, macht das Sinn. Das ist bei mir einfach so tief eingegraben, dass da jetzt so langsam die Vibes rauskommen. Ansonsten habe ich das Gefühl, dass das Album soundmäßig ein relativ kontemporäres Ding ist. Wir haben versucht, mit Vocal Processing weirden Shit zu machen, den man noch nicht so viel gehört hat.

Die Widersprüchlichkeit findet in „Cortez” ihren Höhepunkt. Kann man den Track als eine Auslegung von „Es gibt kein richtiges Leben im falschen” verstehen? Oder ist eine Textstelle wie „Ziehe meine Cortez an, zünde ein Sportwagen an” auch wieder vor allem dem Vibe zuzuschreiben?

Das ist straight up Freestyle gewesen, insofern kann da alles Mögliche drin stecken (lacht). Auf jeden Fall habe ich beim Freestylen nicht an Adorno gedacht. Der Satz ist ja auch doppeldeutig. Er kann auch bedeuten, dass ich einen Sportwagen anmache. Bei mir hat man aber auf jeden Fall eher den Vibe von brennenden Sportwägen – was auch geil ist und auch eher so intendiert war. Ich würde das gar nicht mal so krass als Widerspruch zu einem philosopischen Ansatz sehen. Tatsächlich hab ich mich da einfach weiter in eine Richtung entwickelt, bei der mir das Wie wichtiger ist als das Was – immer. Egal was man inhaltlich sagt, auf eine Weise wurde das schon gedroppt. Ich müsste tiefe Philosophie betreiben oder Abhandlungen schreiben, um weiterzukommen. Was mir aber selbst Gänsehaut macht, ist wenn Sachen ordentlich geformt sind und das Wie stimmt. (schmunzelt) Um zurück zu weißen Männern zu kommen: Rainer Maria Rilke hat crazy Gedichte geschrieben, die sich oft sehr an der Oberfläche von Situationen entlang gehangelt haben. Sein Gedicht „Panther” beschreibt eigentlich sehr oberflächlich eine Raubkatze im Käfig, aber man hat crazy Vibes. Es geht nie darum, mit moralischem Zeigefinger die Antwort auf ein Problem darzustellen, sondern durch die Beschreibung einer Situation crazy Vibes zu vermitteln. Das ist besser als wenn dir jemand sagt, was du zu denken hast.

Wie sah dieser Umdenkprozess bei dir aus? Gab es einen bestimmten Punkt, an dem du gemerkt hast, dass du vorher nicht das gemacht hast, was du eigentlich machen willst?

Das war auf jeden Fall ein Prozess. Im ersten Lockdown hatte ich aber einen Moment, an dem ich gemerkt habe, dass ich nicht genau weiß, was ich bei „Cuck” gemacht habe. Ich rappe da extrem viel, im Vergleich zur „Sequel EP” war das fast schon wieder ein Bruch. Dann ist mir aufgefallen, digga, du wolltest halt einfach mal beweisen, dass du richtig gut rappen kannst und richtig gute Punchlines mit crazy Flows hast. Ich wollte noch ein letztes Mal dieser Untergrund-Rap-Szene und den komischen Maximen, die da gelten gerecht werden. Ich kann das alles locker und ab jetzt bin ich weg (lacht). Das ist mir aber erst im Nachhinein aufgefallen. Auch dieser Moment ging aber mit einem längeren Prozess einher, bei dem ich gemerkt hab, dass man Strukturen auf eine spannende Weise brechen kann, wenn man mit ihrer Oberfläche fickt.

Mit dem Introtrack „Siblings” hast du dein Album angekündigt. Wieso hast du dich entschieden, mit so einer feierlichen Nummer ins Album zu starten? Das ist ja eigentlich recht ungewöhnlich für dich.

Ja, stimmt. Ich weiß nicht. Nachdem der Song entstanden ist, war der Vibe, dass er einfach in jeder Hinsicht sehr besonders ist, weil ich sowas noch nie gemacht habe. Die ganze Crew meinte, dass wir damit das Album eröffnen müssen. Kein anderer Track klingt so wirklich wie der, trotzdem macht er im Kontext Sinn. Wir dachten, dass es witzig ist, damit zu eröffnen, weil es ja eigentlich ne Ballade ist, gleichzeitig aber dieses Hymnenhaft-feierliche hat und ein empowernder Track ist. Das ist aber ein bisschen nach hinten losgegangen, weil man sowas in Deutschland bisher, und ohne das jetzt cocky zu meinen, noch nicht soviel gehört hat.

Du hast mal gesagt, dass du Black Empowerment in deinen Songs eigentlich nie so richtig zelebriert hast. Gab es auch hier einen Moment, der das in dir ausgelöst hat? Hat das vielleicht auch was mit dem Sommer 2020 zu tun?

Ja, das hat bestimmt was mit letztem Sommer zu tun, der Track ist nämlich auch da entstanden. Im August glaube ich, als sich das gerade ein bisschen abgekühlt hatte. Aber gar nicht mal bewusst, die Hook ist auch gefreestylt. Ich hatte den Beat da und kam auf diese Melodie. Die ersten Worte waren „meine Geschwister sind Ikonen”. Das ist mal ein Satz (lacht). Die Tour mit Juju hat auf jeden Fall meine Augen geöffnet. Ich habe einfach sehr viel über Blackness gelernt, was ich nicht wusste oder bis dahin verdrängt hatte. Deshalb habe ich angefangen, mich krass damit zu beschäftigen. Gleichzeitig ist der Track aber auch nur zur Hälfte so. In der Hook drücke ich den empowernden Vibe sehr direkt aus, in den Parts geht es dann aber gar nicht um meine Geschwister. Ich wollte es nicht so kitschig aufziehen, dass ich Lebensrealitäten von schwarzen Menschen in Deutschland zeichne, sondern habe einfach nur meine eigene tiefe Verzweiflung gezeichnet (lacht). Eigentlich wird es so zu einem ziemlich stanni Neromun-Track, in dem ich sage, wie abgefuckt vieles für mich ist (lacht). Da wollte ich diese Ambivalenz bringen.

Wir haben vorhin schon über Inspiration gesprochen. Viele Künstler tun sich schwer, ganz direkt Künstler zu benennen, bei denen sie sich etwas abgeschaut haben. Bei dir war das immer anders. Das ist interessant, weil sich so kreative Prozesse einfacher nachvollziehen lassen. „Leckma” erinnert mich zum Beispiel stark an Travis Scott. War das deine Intention?

Als ich den Beat gehört habe, hab ich sofort diese Travis-Flavours bekommen. In meiner Crew sind wir alle riesen Travis-Fans. Soundmäßig hat er das ganze Ding auf ein anderes Level gehoben. Melodiös habe ich auf jeden Fall Travis hommagiert. Ich habe tatsächlich nie ein Problem, das zuzugeben, weil ich weiß, dass es keine wirklichen Originale gibt. Selbst Leute wie Frank Ocean oder Pharrell sind keine. Eigentlich muss man nur in deren Crews schauen. Die sind halt die signifikantesten, die Autorität, die damit Geld verdienen kann. Das kommt ja nicht von ungefähr, das kommt alles aus Communities. Witzige Nebensache: Letztens ist mir erst aufgefallen, wie viel Shit sich Pharrell bei Sade abgeguckt hat. Das fällt einem erst auf, wenn man wirklich drauf achtet.

Das ist ja auch das Schöne an Musik, so kann es unendlich lange weitergehen.

Genau, darum geht es mir auch. Es geht um Produktivität, um Progress und darum, dass die Kultur hot bleibt – dass man an Scheiß anschließen kann und daraus neuen Scheiß macht. Das ist ein postmodernes Game und es kommt nicht von ungefähr, dass Rap schon immer darauf basiert hat. Man schaut sich was ab, gibt seine eigene Prise dazu und zack, geht’s weiter (lacht).

„Blass” ist deine erste Platte, die nicht über Sichtexot rauskommt. Wie ist es dazu gekommen?

Die Crew, mit der ich jetzt Sound mache, ist nicht so sehr mit Sichtexot verbunden. Die halten das auch für relativ dogmatisch und Untergrund-mäßig – was es natürlich gar nicht ist. Ich konnte da immer meinen Scheiß releasen. Aber man muss schon sagen, dass die Hörerschaft ziemlich dogmatisch ist. Unter meinen Videos habe ich oft negative Kommentare über Autotune bekommen. Digga, wir haben 2021, was regst du dich über Autotune auf (lacht). Wir hatten gar keinen Bock mehr, in diesem Kontext zu passieren, wo uns am Ende weiße Realkeeper-Dudes sagen, dass Autotune scheiße ist. Gleichzeitig hatten wir Bock, Leute für Videos und Fotos bezahlen zu können und aus diesem DIY-Game rauszugehen.

Deine Videos erscheinen jetzt über Plus Ultra. Was hat es damit auf sich?

Plus Ultra ist die Gang. Zur Zeit sind wir fünf Leute, Slave L und Baby Drama sind die Produzenten. Dann gibt es noch zwei Grafiker. Wir sind alle schon lange befreundet und dachten uns, dass wir das jetzt mal durchziehen wollen. Wir haben einen Vertriebsdeal und sind jetzt quasi unser eigenes Label.

Bist du der einzige Rapper des Kollektivs oder machen die Anderen dahingehend auch was?

Einer der beiden Produzenten macht auch was, da wird bestimmt auch was kommen. Wir haben Bock, das Ganze noch zu erweitern. Es gibt schon ein paar Prospects im näheren Umfeld. Jetzt haben wir erstmal all unsere Energie in dieses Album gesteckt, da werden aber schon auch noch andere Sachen kommen.

Ein solcher Schritt ist ja schon mit einem relativ großen Risiko verbunden. Wieso habt ihr euch dafür entschieden? Hättet ihr nicht einfach zu einem anderen Label gehen können?

Wir haben nicht die organischen Connections zu diesen Labels. Auch wenn die bestimmt am Start gewesen wären, sind das nicht unsere Homies, auch wenn es Bekannte sind. Das wäre bestimmt ein bisschen anstrengend gewesen, weil wir Stuff machen, der relativ speziell ist. Wir hatten gar keinen Bock, diesbezüglich Kompromisse eingehen zu müssen. Also dachten wir uns, dass wir das jetzt einfach selber durchziehen und mal schauen, ob wir dope genug sind.

Auf „Limbo”, dem meiner Meinung nach stärksten Song des Albums, sagst du mehrmals die Line „diese Form ist nicht die finale”. Lässt sich das auch auf dich als Künstler übertragen?

Auf jeden Fall, das ist auch die letzte Zeile des zweiten Parts. Das war ein lustiges Ding, das war nämlich auch ein Freestyle, bei dem man so Zeile für Zeile in der Booth steht. Die letzte Zeile wollte erst nicht kommen, bis ein Homie aus dem Raum rief: „Wir sind im Finale” (lacht). Und ich war so, ok Bro, „diese Form ist nicht die finale”. Das beschreibt genau den Vibe. Ich habe jetzt einen neuen Namen, weiß aber nicht, ob das der finale Name ist. Ich weiß nicht, ob die Form oder der Vibe gerade das Finale ist, weil mir immer bewusst ist, dass ich mich in einem stetigen Prozess befinde. Ich bin keine eindeutige Entität, nicht mal heute an diesem Tag. Es ist immer Shapeshifting. Wer weiß, was als Nächstes passiert.