rap.de: Too $hort hat mal gesagt, dass er, wenn er einen Beat hört oder einen Song macht, immer daran denkt, ob dieser Song einem typischen Too-$hort Fan gefallen würde und wenn er feststellt: Nein. Der typische Too-$hort Hörer würde es nicht mögen, dann kommt der Song auch nicht aufs Album.
Nazar: Ich mach das so ähnlich, aber nicht wir er, ich denke mir: Würde das meiner Zielgruppe von der Musik noch zusagen? Was ich dann drauf schreibe, ist eine andere Sache. Da würde ich niemals ein Blatt vor den Mund nehmen oder mir denken, das könnte jetzt vielleicht dem und dem Rapper nicht gefallen.
Weil du weißt ja, HipHop hat eine riesengroße Fresse, in die ich gerne reinwichse, wenn ich die Möglichkeit dazu habe. Jeder bildet sich seine Meinung und jeder, der sie bildet, hat natürlich für sich Recht, aber du kannst denken so viel du willst, auch wenn du beim Frühstück ein Ei dabei isst. Nur, warum ein Künstler das wirklich getan hat, das weiß nur er.
Wenn er dann sagt: "Ich habe das gemacht, weil ich einfach was Neues machen wollte", denkt sich natürlich HipHop, dem ich gerne in den Mund reinwichsen möchte: Ja ja. Laber mal nicht so viel! Und deswegen mache ich mir nicht so viele Gedanken und das sollten glaube ich manche Leute auch nicht tun. Dann würde man die Musik auch mehr genießen können.
RAF Camora: Genau! Bravo!
Nazar: Nicht alles so ernst nehmen was da passiert. Dann wären auch in der Vergangenheit halt nicht so viele Probleme entstanden. Innerhalb der Szene und außerhalb, familienmäßig und sonstiges.
Im Endeffekt ist deutscher Rap ja sowieso französischer Rap. Deutschrap ist nicht nur beeinflusst von französischem Rap, es IST französischer Rap mit deutscher Sprache und Eigeninterpretation.
Zu dem Thema will ich auch was sagen wegen dem "Ernst nehmen“. Wenn man sagt: Orsons sind peinlich oder sonstiges. Schau mal in Frankreich macht ein Typ wie Rim´K, der mit Sefyu in einem Video steht wo die halt richtig dann diesen Gangsterblick aufsetzen und alles ist böse und schlimm und dann macht der Typ ein Video, wo er in der Wüste ist, in einer Wasserlake und neben Kamelen tanzt, aber in Frankreich sagt da niemand: "Ist der behindert?“ Die Tunesier flippen aus und freuen sich und die andere Gruppe sagt dann: "Okay, wann kommt wieder das Harte von ihm?“ Wenn du das in Deutschland oder in Österreich machen würdest, wäre das natürlich so: "Ey. Ist der voll der Hurensohn oder was ist mit dem passiert?“ Ich sage dir ganz ehrlich, wenn ich dazu Bock habe, dann mach ich genau das, was ich will und ich habe jetzt zum Beispiel auch ein Feature gemacht mit Luttenberger-Klug. Das sind zwei Mädchen aus Österreich, die sehr erfolgreich sind und die haben mich halt angeschrieben, ob ich da in ihrem Projekt mitwirken will. Da habe ich gesagt: "Okay, gerne. Ich bin für alles offen, aber lasst mal schon ein bisschen Kompromisse schließen, wie der Song im Endeffekt werden soll, damit das kein Silbermond–Curse Ding wird.“
Ich habe das gerne gemacht und ich weiß natürlich, dass die Fresse danach so weit offen sein wird. Warum, Nazar, der Streetfighter, der Herrscher des Feuers, der Flammen-über-Wien-Bringer, das gemacht hat? Aber ich finde das einfach nur cool und darum mache ich das.
RAF Camora: Wie gesagt, die Franzosen sind halt so um einiges offener. Auf meiner letzten Platte habe ich gut drei, vier Nummern, wo ich einfach auf Reggae Beats rappe. Und ich rapp aber jetzt deswegen nicht Reggae-mäßig, sondern ich rapp einfach das, was ich auf einem normalen "Franzosen-Beat“ in Anführungszeichen rappen würde auf einem Reggae-Beat.
rap.de: Ist die Deutsche Rapszene zu verspannt? Zu steif? Du hast die ja studiert und analysiert.
Nazar: Ja, also ich habe sie ja studiert und habe auch meinen Doktor dafür bekommen und das ist übrigens auch meine einzige Ausbildung neben Sraßenprovokationstechniker. Also ich würde sagen: Absolut, dass sie einfach viel zu steif ist und dass hier leider Gottes viel zu viele unnötige Dinge viel zu Ernst genommen werden und wurden.
rap.de: Welche Dinge sind unwichtig, die man zu ernst genommen hat?
RAF Camora: Unnötig ist es, dass es oft einfach Stress um nichts gab. Dass jemand "Blau“ gesagt hat und die andere Partei, einfach nur um einen Grund zu haben, das so geformt hat, dass "Rot“ dabei raus kommt.
rap.de: Jetzt gibt es ja in Österreich gerade ein anderes Blau-Rot-Schwarzes Battle, das dieses Jahr stattfindet: Die Präsidentenwahl. Verfolgt ihr das?
Nazar: Ja, klar. Ich hoffe, dass das jetzt jeder aus Österreich liest und vor allem die Kanaken: Nehmt das ernst und holt euch an dem Tag nicht einen Döner, anstatt zur Wahl zu gehen. Das kann nämlich wirklich sehr, sehr schlimme Konsequenzen haben.
