Nazar und RAF Camora

rap.de: Besteht die gesamte österreichische Szene eigentlich nur aus der Wiener Szene?

Nazar: Aufmerksamkeitsmäßig ja. Aber es gibt zum Beispiel in Linz einen Freund von Chakuza, Jack Unterweger. Der macht zwar Mundart, aber raptechnisch würde der die Hauptstadt zerstören.

Aber wenn ich ehrlich bin, habe ich mich nicht so krass mit der österreichischen Szene befasst. Da kennen sich Chakuza und RAF Camora besser aus. 

rap.de: In unseren Kommentaren lesen wir, dass Du in Österreich ein richtiger Star bist. Herrscht da wirklich eine Art Star-Rummel um Dich?

Nazar: Ich versuche Dir das mal bildlich vor Augen zu führen. Du darfst nicht vergessen: Vor mir gab es noch keine Person, die in diesem Ausmaß Aufmerksamkeit bekommen hat. Es gab zwar Texta und Aphrodelics, aber das war eine ganz andere Zeit.

Dann gab es halt Nazar, der einzige aus Wien, der seine Videos auf MTV hatte, der ständig bei TRL auf Platz Eins gevotet wurde, der ein Doppelseiten-JUICE-Interview hatte, dessen Album plötzlich in jedem Laden vorhanden war – das gab’s davor nicht und gibt es jetzt auch immer noch nicht. Ich glaube, es gibt fast keinen Jugendlichen in Österreich mehr, der mich nicht kennt.

rap.de: Wie ist denn euer Verhältnis zum Staatsrundfunk FM4?

Nazar: Die haben uns von Anfang an komplett ignoriert. Bei mir haben die sich noch nie gemeldet. Es gibt bei uns den "Amadeus“-Award, das ist so was wie der Echo bei euch. Bei dem hätte ich mit den letzten drei Alben zumindest nominiert sein müssen, weil ich einfach die aufwendigsten Alben mit dem größten Erfolg produziert habe.

Aber in Österreich gibt es so ein Wort dafür: Freunderlwirtschaft.

RAF Camora: Vetternwirtschaft.

Nazar: Ich blas dir einen und ich fick dein Arsch danach, wenn du möchtest.

RAF Camora: In Österreich zählt nicht, was du kannst, sondern wen du kennst. Was ihnen nicht ins Bild passt, geht da auf gar keinen Fall rein. 

rap.de: Auf eurem Album habt ihr einen Track namens "Reich Und Fame“, indem ihr darüber sprecht, dass dieser ganze Starruhm doch nicht so schön ist. Ist das für euch wirklich so schlimm?

Nazar: Für mich schon, ich kann nur immer wieder versuchen, das zu erklären. Ich kann nicht ins Kino gehen und mir einen Film angucken und danach rausgehen und mir über den Film Gedanken machen, weil lauter Leute vor meinem Auto stehen und mit mir quatschen oder Essen gehen wollen. Natürlich ist das für mich ein richtiges Hurensohn-Gefühl.

Ich habe mir jetzt diesen Status aufgebaut, aber ich habe nicht das entsprechende Geld dafür. Ich kann mir nicht irgendwo außerhalb ein Haus kaufen, da chillen und wenn ich Termine habe, lasse ich mich da hinfahren.

Ich bin die Person, die ich in meiner Musik repräsentiere. Ich kann keine Grenze mehr ziehen zwischen Nazar und meinem Privatleben, es weiß zum Beispiel leider auch jeder, wo ich wohne. Das sind für mich dann schon große Probleme.