Nazar und RAF Camora

rap.de: Was kann man denn falsch machen, als Künstler?

Nazar: Da gibt’s vieles aber ich wüsste jetzt auch nicht, was man richtig machen MUSS. Aber ich habe immer versucht meine Musik aufzubauen, dabei niemanden zu beleidigen oder mir Dinge bei anderen Leute abzugucken, sondern ich wollte einfach immer nur das machen, was mir selber gefällt. Das Bestmögliche rausholen, das so gut wie möglich zu verpacken, zu präsentieren und dann einfach abwarten, was da die Reaktion drauf ist. Und die war halt bis heute immer positiv, wie man gesehen hat. 

RAF Camora: Für mich ist "richtig machen“, dass man sich danach im Spiegel sehen kann und sich denken kann: Okay gut, ich bin eigentlich zufrieden, wie die Leute mich sehen und das ist auch ein bisschen eine Spiegelung von mir selbst und dann habe ich das auf jeden Fall richtig gemacht. Wenn man jetzt den kommerziellen Aspekt beachtet, habe ich vielleicht einige Sachen nicht richtig gemacht. Aber im Endeffekt bin ich eigentlich zufrieden mit meiner Situation. 

rap.de: Ihr habt ja gesagt, dass in der österreichischen Szene eine gewisse Ignoranz zwischen Euch und den anderen herrscht. Wie ist das denn mit der deutschen Szene, von der ihr ja im Prinzip jetzt auch ein Teil seid?

RAF Camora: Also eigentlich gibt’s da nur positive Resonanz. Es gibt keine Rapper, die jetzt sagen: "Die sind whack“. Aber wir haben hier auch keine Geschäftsbeziehungen und die paar Leute, die wir kennen in Deutschland, sind halt auch Kumpels, mit denen wir abhängen. Wir respektieren die deutsche Szene und die respektieren denk ich mal uns.

Nazar: Mich hat es auch verwundert, dass öffentlich gar nichts Negatives kam von den Leuten. Ich habe noch nie etwas Negatives gehört. Ich bin jedes mal angeschrieben worden von Leuten aus Deutschland, die gesagt haben: "Ey, wir finden das richtig gut, was du machst.

Das hat mich gewundert hat, weil, das müsste ich ehrlich zugeben, wenn ich jetzt ein großer Bestandteil der Szene in Deutschland wäre und plötzlich kommt dann wieder mal ein Österreicher, der viel Aufmerksamkeit bekommt, ich würde das nicht so positiv aufnehmen, so rein als Egoding.

Ich freue mich natürlich auch darüber, weil wenn wir Respekt von deutschen Künstlern bekommen und was gemeinsam machen, ist das natürlich auch für Leute wie uns vorteilhaft, weil wir dann diese Brücke zwischen Österreich und Deutschland noch schneller überqueren können. 

rap.de: Das ist eigentlich schon komisch, dass die beiden Szenen getrennt sind und dass es nach wie vor so eine Brücke geben muss, oder? 

Nazar: Ja gut, ich habe die Brücke nicht gebaut.

rap.de: Aber zwei Dinge sind seltsam. Erstens ist es komisch, dass man in letzter Zeit verstärkt von österreichischen Künstlern etwas hört. Zweitens ist es komisch, dass man jahrelang nichts von österreichischen Künstlern gehört hat.

Nazar: Okay, warum ist das komisch deiner Meinung nach? Was denkst Du, was der Grund dafür war, dass man nichts gehört hat?

RAF Camora: Ich könnte es Dir vielleicht logisch erklären.

Chakuza: Es gab nur Dreck.

RAF Camora: Nicht nur das. Die Österreicher haben ja auch einen gewissen Nationalstolz. Und es gab ja immer eine gewisse Ablehnung der Urösterreicher gegen die Deutschen. Daher hat die österreichische Szene auch damals immer viel Mundart gerappt oder in einer Sprache, die vielleicht die Deutschen nicht ganz verstanden haben. Eines Tages lief dann Chakuza plötzlich in Deutschland im Radio und die Deutschen dachten: Oh, ich versteh ihn ja.

Und als Chakuza da war, sind wir schon nachgekommen und die haben sich gedacht: Oh, da gibt es ja noch zwei andere, die wir auch verstehen. Und so ist das dann halt passiert.

Nazar: Naja und eins darf man auch nicht vergessen: Österreicher haben halt eine sehr, sehr komische Mentalität, die halt extrem ignorant ist. Nicht nur gegenüber Deutschland, sondern auch einheimisch. Das ist ja auch der Grund, warum leider oft Leute wegziehen, genauso wie Schauspieler, die erst im Ausland Aufmerksamkeit erreichen müssen, um im eigenen Land anerkannt zu werden. Das ist halt meiner Meinung nach das größte Problem, warum in Österreich bis jetzt noch nichts da war.

Ich habe nie eine Brücke gesehen. Mir war das immer schon scheißegal, was ein Einheimischer tut und was ein Ausländer tut. Ich habe mich nie daran gemessen, ob es richtig wäre, meine Musik jetzt auch in Deutschland zu präsentieren oder ob ich das nur in diesen vier Clubs in Wien spielen soll, um dafür Respekt zu bekommen.