Nazar und RAF Camora

rap.de: Und trotzdem willst Du nicht wegziehen?

Nazar: Ich möchte nicht wegziehen! Ich bin seit 15 Jahren in meinem Bezirk, ich kenne sogar den Penner, der von Anfang an da gesessen hat. Ich kenn da jedes Restaurant, jeden Typen, jeden Kanak auf der Straße – wo soll ich denn hingehen?

rap.de: Glaubst du, dass das ein Problem der Stars in Zukunft wird, dass sie zwar fame sind, aber nicht dementsprechend reich?

Nazar: Hundert Prozent, vor allem in Österreich. Ich muss aber zugeben: Auch wenn ich mit meinen Albenverkäufen jetzt nicht so die Kohle gemacht habe, wie ich es durch die Musik meiner Meinung nach verdient hätte, habe ich natürlich auch anderweitig durch den Namen Nazar Geld verdient. Ich darf mich auf jeden Fall nicht beschweren.

Aber zu der Zeit als ich in Österreich bekannt geworden bin, war es nicht wirklich schwer, bekannt zu werden. Da hast du einfach nur ein bisschen Gehirn gebraucht, dir einen coolen Plan machen müssen, Video, ein paar Leute mobilisieren, die ein bisschen was für dich machen und du warst sofort top. Das hätte in Deutschland zum Beispiel nicht funktioniert, weil der Markt einfach schon viel zu lange vorhanden ist und es viel zu viele Leute gibt. 

rap.de: Könntest du dir vorstellen, dass Du irgendwann die Schnauze voll hast von Musik und wieder arbeiten gehst?

Nazar: Das wäre schwer für mich. Ich habe keine Ausbildung gemacht, immer schwarz gearbeitet, bin auf dem Bau gewesen, hab dann auch keinen Bock mehr gehabt und so ein bisschen meinen Weg verloren und dann auf etwas unschöne Art und Weise mein Geld verdient.

Dann habe ich glücklicherweise die Chance gehabt, Musik zu machen und verdiene jetzt so mein Geld.

Ich habe immer hundert Prozent von allem, was ich hatte da reininvestiert und das ist bis heute zum Glück aufgegangen. 

rap.de: Du hast vorhin von einem Plan gesprochen. Hattest du so ein richtiges Konzept, wie es mit dir aussehen soll?

Nazar: Image natürlich nicht, das ist Schwachsinn. Wenn ich jetzt sage, dass ich kein Image habe, kannst du es mir nicht glauben und darüber lachen, aber… Ich weiß nicht, was in Deutschland passiert ist, dass es da so viel Image-Rap gibt. Ich wüsste jetzt auch nicht, wie man ein Image aufbauen könnte und sich das verkauft.

Ich könnte keine Musik über eine Person machen, die ich nicht bin. Ich bin auch einfach raptechnisch noch nicht so gut, um jetzt eine Geschichte erzählen zu können, die ich noch nie in meinem Leben erlebt habe.

Der Plan, wie ich es damals angegangen bin, war einfach: Ich hatte Azad damals bei einem Konzert in Wien kennen gelernt und dann sind wir gemeinsam in einen Club gegangen. Ich wusste gar nicht, wer genau das ist und dann hat er mir erzählt, was er so macht. Daraufhin habe ich das so ein bisschen verfolgt.

Dann war ich für ein Jahr lang zuhause gefesselt, mir war fad, ich habe angefangen zu schreiben, dann hat sich das so langsam ergeben und ich habe mich hundert Prozent auf den Markt in Deutschland konzentriert, um das zu studieren. Ich habe mir alles mögliche angehört, gekauft, die Beats angehört, Booklets angeguckt, hab geschaut wie der und der es macht und was er macht. Einfach um den Schlüssel zu finden, wie man die Tür aufkriegt. Wie das bei dem und dem funktioniert hat. Ich habe mir das richtig lange angeguckt und das mache ich heute noch immer. Ich kaufe mir glaube ich wirklich jedes Album, was so ein bisschen relevant ist, geh dann nach Hause und höre mir an, wie das gemischt wurde, wie das gemastert wurde, wie das Booklet-Papier ist und versuche da schon, den Nerv der Zeit zu treffen.