Audio88 und Yassin

rap.de: Def Jux hat übrigens dicht gemacht.

Audio88: Ja, ich weiß. Da kam doch seit ein paar Jahren nur noch Scheiße raus, finde ich, also bis auf die Aesop Rock-Alben halt, das Cage-Album war Dreck. Und ansonsten. Alles, was die neu gesignt haben hat mich echt überhaupt nich interessiert.

rap.de: Warst Du auf Poetry Slams? 

Audio88: Ich war zwei mal bei Poetry Slams vor sechs Jahren oder so.

rap.de: Was ist das Ekelhafte an Poetry Slams?

Audio88: Generell habe ich nichts gegen Poetry Slams und meine Erfahrungen sind ja eher begrenzt, aber die haben mir auch gereicht. Das Ekelhafte daran ist, dass die meisten Leute, die da mitmachen, meiner Meinung nach überhaupt nicht schreiben können. Die erzählen dann irgendwie lustige Geschichten von ihrem Klassentreffen und heimsen ein paar Lacher ein. Wer die Leute dann am meisten unterhält, der kriegt halt am meisten Applaus, weil die Leute das lustig fanden und denken, sie sind grad beim Quatsch Comedy Club. Selbst die Leute, die dort als große Poeten gehandelt werden, sind halt auch unter aller Sau.

Es gibt auch in Deutschland ein, zwei, drei, die ich echt gut fand und in Amerika gibt’s ein paar, die saugut sind. Wenn du dir jetzt Sachen von Bernhard Dolen anhörst, der Typ is der absolute Wahnsinn mit dem, was er textlich von sich gibt. Mir ist das dann auch egal, ob der das bei einem Poetry Slam macht oder auf einen Beat oder auf einer Platte.

Aber ich mag dieses Konzept nich. Sich irgendwo hinzustellen, Texte vorzutragen und am Ende gibt’s nen Gewinner. Das halt ich für absoluten Schwachsinn. Anstatt, dass man einfach eine offene Bühne macht und sagt: "Leute, lest eure Texte vor“, gleich so eine Competition daraus zu machen. Ich glaube, wenn man das rauslassen würde, wären Poetry Slams auch besser.
Dann würden sich die Leute keine Gedanken machen wie: "Womit krieg ich jetzt das Publikum und womit kann ich gewinnen? Mit irgendwas Lustigem und ganz vielen lustigen Wortspielen. Ping Pong auf King Kong, das kommt immer echt gut“
Man hat halt immer irgendnen Spasti da, der nicht freestylen kann, aber freestylt und man hat halt kein Rappublikum da. Deshalb denken die sich dann: "Krass, der denkt sich das gerade aus“ und der kriegt dann halt nen Haufen Applaus, obwohl es voll der schlechte Freestyle war.

Yassin: Ich glaube aber, dass die Szene hier echt noch in den Kinderschuhen steckt. In den USA gibt es wirklich gute Leute. Auch viele Comedians, die da angefangen haben.
Das fordert die Leute aus einer ganz anderen Perspektive, weil du was vor einem Publikum vorträgst und du nichts hast, was dir irgendwie Rückendeckung gibt. Die Musik fängt dich nicht auf, du kannst eine gute Rhytmik haben das stützt es vielleicht, aber du kannst dich nich darauf verlassen. Das ist ja das Tolle beim Rap, du musst nicht schreiben können, wenn du gut rappen kannst.

rap.de: Es wird oft gesagt, dass Du Dich wie Poetry Slam anhörst. 

Audio88: Ja, ich weiß, dass das oft gesagt wird, aber meiner Definition nach macht man Poetry Slam, wenn man bei einem Poetry Slam mitmacht, ich mach das nicht und deswegen kann ich nicht Poetry Slam sein. Ich bin halt auch kein Bäcker, weil ich nicht backe.

Yassin: Das is' so, weil du an den Zeilenenden immer so hoch gehst mit der Stimme.

Audio88: Ja, wahrscheinlich. Aber eigentlich macht man’s ja beim Poetry Slam so, dass man ganz leise und langsam anfängt und dann wird man immer schneller und lauter und dann wieder leise und langsam, dann denkt man kurz nach und dann brüllt man irgendwas und das Ganze hat mit dem Text an sich überhaupt nie was zu tun. Das machen halt alle, egal worüber sie reden. Das ist jedes mal das selbe Schema und ich find das so langweilig.