Voletta Wallace/Jamal Woolard/Derek Luke

(Eine Radiojournalistin fragt) Werden sich die Rapthemen ändern, jetzt da Obama gewählt wurde. Werden sie weniger Wut beinhalten als zum Beispiel in der Bush-Zeit?

rap.de: Ja klar. Weil jetzt gibt es ja auch auf einmal keine Armut mehr.

(Alle lachen außer Jamal Woolard, der warum auch immer "doch, doch" ruft.)

Derek Luke: Ich denke, dass wir uns ändern können, aber das wird sehr viel Zeit in Anspruch nehmen, denn wir dürfen nicht vergessen, dass wir mit 700 Millionen in der Miese sind. Obama muss eine Menge in Angriff nehmen, die Rezession hat so viele Menschen, so viele Entlassungen nach sich gezogen. Dann hast du diese Generation von Kids, die den ganzen Tag herumrennen und sich gegenseitig killen, ohne Eltern, ohne Vaterfiguren, das sind alles Probleme, die behoben werden müssen. Es wird sich nicht für uns ändern, es wird sich nicht für unsere Kinder ändern. Sondern für die Kinder der Kinder der Kinder, erst mehrere Generationen später.

rap.de: Ist das Fehlen von Vaterfiguren eines der größten Probleme der schwarzen Community?

Jamal Woolard: Ja, denn alle Jungen brauchen einen Mann.

Derek Luke: Aber das ist nicht nur ein Schwarzen-Problem, dieses Problem ist farbenblind.

Jamal Woolard: Hast du ein Problem der Schwarzen gesagt? Das habe ich nicht gehört. Nein, nein, nein, das ist kein Problem der Schwarzen. Das ist unabhängig von der Hautfarbe, es gibt keine Farben, das ist Schnee von gestern. Frauen machen einfach den größten Teil dieser Arbeit. Warum? Weil Männer scheiße sind. (Gelächter) Manche von uns machen, was sie machen sollen. Ich sorge für meine Familie. Ich habe zwei Kinder für die ich Sorge trage, auch für meine Frau. Aber viele Männer machen sich aus dem Staub, sie lassen Frauen alleine, Kinder wachsen auf, sie sind 19, 20 und kennen ihren Vater nicht, obwohl er in der gleichen Straße wohnt.

Derek Luke: Wenn man bestimmte Menschen sieht, wie ich als ich Denzel Washington sah, will man vielleicht so werden wie sie. Ich sah ihn und ich wollte Schauspieler werden. Als ich dann an die Westküste gezogen bin und in Hollywood war, habe ich gelernt, dass Veränderung nur passiert, wenn ich dazu bereit bin. Ich muss diese Veränderung in meinem Herzen spüren und sie annehmen und dann erst passiert sie. Wenn ich mir Obama angucke, frage ich mich, hat er ernsthaft gedacht, er wird der erste schwarze Präsident der USA 2009? Was ich sagen will ist, dass Veränderung woanders stattfindet. und in unseren Händen liegt und mit Obama werden wir es schaffen.

rap.de: Okay, du sagst, dass die Vaterfigur bei dir fehlte. Was hat deine Mutter dir denn zu all diesen Themen gesagt?

Derek Luke: Sie sagte zu mir und meinem Bruder, dass sie eines Tages gute Ehemänner aus uns machen würde. Wir waren da fünf und sechs Jahre alt und fragten uns eigentlich nur was ein Ehemann bitteschön sein soll. Sie versicherte uns aber, dass sie es uns zeigen würde, was es heißt einer zu sein, also brachte sie uns kochen bei und wie man seine Wäsche wäscht, sie schleppte uns jeden Sonntag in die Kirche, der Rest lag bei mir. Aber sie hat die Weichen für die Veränderung gestellt. Wenn ich auf der Straße zwei Jungs sehe, die sich streiten oder die sich prügeln, dann muss ich ein Vater für sie sein. Ich meine, Responsabiltiy bedeutet „responding to your abilities”. Als Männer haben wir die Macht etwas zu sagen, uns einzumischen und etwas zu verändern. Frauen auch und sie tun es seit je her, aber als Mann machst du das anders. Das Problem liegt schließlich auch ein wenig am Mann, also müssen wir auch mit der Lösung anfangen. Übernehmt Verantwortung für die Community, und die darf nicht nur aus eurer Gegend oder euren Leuten bestehen. Es muss größer sein! So hat auch Obama seinen Job bekommen, er hat global gedacht.

rap.de: Was sind die Pläne für die Zukunft?

Derek Luke: Ich kandidiere als Präsident.

(Gelächter)