Voletta Wallace/Jamal Woolard/Derek Luke

Bei der Berlinale jounalistisch tätig zu sein ist kein Spaß. Besonders, wenn man auf Gäste aus den USA trifft, weil dann auch unter den Mitarbeitern der jeweiligen Promoagenturen extremste Anspannung herrscht. Dass man dann auch noch mit Journalistenkollegen aus anderen Branchen (Filmwoche, Berliner Zeitung, Hörzu…) das Mikrofon teilen muss, tut sein übriges. Allerdings kommen dadurch auch Fragen auf den Tisch, die man so, selbst nie stellen würde. Hat also auch alles irgendwie sein Gutes. Die Gespräche mit Voletta Wallace, der Mutter von Notorious B.I.G. und den beiden Hauptdarstellern des gleichnamigen Films, der im März in die deutschen Kinos kommt, diese Gespräche woederum waren sehr entspannt und streckenweise sogar lustig.
Zumindest aber waren sie informativ.
rap.de: War es während der Beerdigung ihres Sohnes, als sie realisierten, dass er so berühmt war und wie viel er den Menschen bedeutet hat?

Voletta Wallace: Ja. Wir hätten das Yankee Stadion füllen können, mit den Leuten, die an jenem Sonntag am St. James waren. Was ihr im Film gesehen habt, war echt. Er wusste, dass er Fans hatte, er wusste, dass die Leute seine Musik liebten und er erzählte es mir auch, aber ich wertete es ab, ich dachte er redet nur. Ich sagte ihm, es ist mir egal (lacht). Aber an dem Tag, als wir von der Beerdigung zurück fuhren und die Straßen voll waren mit seinen Fans, die Leute aus jeder Ecke seine Musik spielten, war mir klar, dass er Geschichten erzählte, die die Leute verstehen konnten und mit denen sie sich identifizieren können. Ich musste weinen, ich war so überwältigt von all der Liebe, die er da bekam. Mir kommen auch jetzt die Tränen, wenn ich darüber rede.

rap.de: Was war ihr Berufswunsch für ihren Sohn?

Voletta Wallace: Ich wollte dass er Grafik-Künstler wird. Er saß als Kind da und hat wirklich gute Portraits gemalt. Oder ich wollte, dass er Lehrer wird, so wie ich. Er konnte jedoch wirklich gut zeichnen. Als er mir dann erzählte, dass er Rapper werden wollte, hätte ich ihn am liebsten umgebracht. Was ist ein Rapper? Ich wusste nicht, was ein Rapper war. Ich habe gehört, dass es da draußen Männer gab, die wirklich Krach machten, aber ich habe es geblockt. Ich wollte es nicht hören.

rap.de: Welche Musik hören Sie denn gerne?
 

Voletta Wallace: Ich bin immer noch ein Country and Western Fan. Ich mag Musik zu der ich langsam tanzen kann, die ich einfach anhören kann. Ja, ich liebe meine Country Musik, was soll ich sagen? Ich hör mir auch ein paar Whitney Songs an, aber wenn ich wählen müsste, würde ich mich immer für Country entscheiden.

rap.de: Wie fand ihr Sohn die Musik, die sie gehört haben? Er hat ja zu der Zeit, etwas sehr kontroverses gemacht. Hat er sich die Ohren zu hause zugehalten?

Voletta Wallace: Christopher hat sein eigenes Zimmer gehabt. In meinem Wohnzimmer war meine Stereoanlage und in meinem Schlafzimmer war mein Radio, das war mein Reich und dort hörte ich mein LightFM. An Sonntagen hörte ich ein wenig Bob Marley und Frank Sinatra, Dean Martin, aber es war nie so laut, dass es ihn gestört hätte. Außer er kam in mein Zimmer, dann hielt er sich die Ohren zu und quengelte "Ma, bitte! Mach das aus!“ (lacht) Aber ich sagte "Hallo! Ich bin ich und du bist du! Versuche nicht mich zu ändern."

rap.de: Es scheint, als wären sie eine sehr fürsorgliche Mutter gewesen, trotzdem geriet Christopher auf die schiefe Bahn. Was glauben sie, wie können Eltern ihre Kinder da schützen?

Voletta Wallace: Man sollte ihre Entwicklung aufmerksam beobachten. Nach dem Tod meines Sohnes habe ich unangenehme Dinge über ihn rausgefunden, aber wenn ich mein Leben noch einmal leben müsste, hätte ich nichts anders gemacht. Denn ich wusste nicht, was da alles passierte. Ich würde mich nicht als naiv bezeichnen, ich war eine gute Mutter und ja, er hat es ausgenutzt, er hat meine Liebe manipuliert, und hätte ich die Dinge da schon gewusst, die ich jetzt weiß, dann wäre all das vielleicht nicht passiert. All die „Freunde“ von Christopher, die bei uns zu Besuch waren, hätte ich nicht in mein Haus gelassen. Was soll ich sagen? An alle Mütter da draußen, seid tolerant, findet Kompromisse mit euren Kindern, denn vielleicht, aber auch nur vielleicht, tun sie Dinge, von denen ihr nichts wisst. Fragt sie mit Liebe, mit Genauigkeit und Überzeugung und vielleicht findet ihr etwas heraus. Der Jugend möchte ich sagen, sie sollen von dem Film lernen. Wenn ihr ein Talent habt, dann solltet ihr es perfektionieren. Wenn ihr etwas Schlechtes tut, dann zerstört es, vernichtet es, denn ihr werdet keinen Nutzen daraus ziehen. Aus eurem Talent könnt ihr aber viel ziehen, macht das Beste draus!