Voletta Wallace/Jamal Woolard/Derek Luke

rap.de: Da sehe ich aber eine kleine Gefahr drin, denn viele Menschen  denken, sie seien talentiert, sind es aber nicht, versuchen dann aber davon zu leben. Nur einige sehr wenige schaffen es überhaupt, den erträumten Status zu erreichen.

Voletta Wallace: Ich bin keine Richterin, ich möchte über niemanden richten. Ich will nur sagen, versucht es! Versucht der oder die beste zu sein. Ja, da sind andere da draußen, die ein schlechtes Herz und korrumpierte Gedanken haben und denken, dass sie dieses Talent perfektionieren würden, aber diese Menschen müssen sich suchen und sich selber fragen, was sie eigentlich brauchen. Vielleicht brauchen sie eine Therapie. Vielleicht brauchen sie eine richtig gute Therapie. Denn wenn man denkt, man tut was Gutes, wenn man in Wirklichkeit schlimme Dinge tut, dann ist man krank. Wenn man denkt, dass man sein Leben gut managen würde, aber durchgehend andere verletzt, dann muss man wirklich krank sein. Es ist wie mit unserer Wirtschaft momentan, wie der Berater, der deinen Fond nimmt und in seine eigene Tasche investiert. Wenn der dann denkt, er würde das Richtige machen, so ein Mensch ist krank.

rap.de: Manche Menschen leben allerdings sehr unbewusst.

Voletta Wallace: Welche Menschen? Die, die es nicht wissen? Wenn du etwas tust und dir ist nicht bewusst, was du da tust, dann brauchst du Erziehung, du musst belehrt werden.

rap.de: Wer gibt diese Erziehung?

Voletta Wallace: Unsere Familien, unsere Freunde, unsere Gemeinde, unser politisches System. Einer alleine kann nicht kämpfen, da müssen alle zusammen arbeiten. Man muss immer daran glauben, dass man gewinnen wird, dass man als Gewinner heraus geht. Man darf nie mit dem Gedanken spielen, dass man verlieren oder versagen könnte, wenn man an eine Sache rangeht. Man muss daran glauben, dass man etwas verändern wird, eine positive Veränderung bewirkt, aber das kann man nicht alleine, dafür braucht man einander.

rap.de: Was ist mit selbstzerstörerischen Menschen?

Voletta Wallace: Selbstzerstörerische Menschen brauchen Hilfe. Sie wissen nicht, dass sie sich selbst zerstören, sie brauchen jemanden, der ihnen hilft, der es sieht, was sie sich antun.

rap.de: Hatten sie zu irgendeinem Zeitpunkt das Gefühl, dass Christopher sich selbst zerstörte?

Voletta Wallace: Nein, das hatte ich nicht. Ich hatte überhaupt keine Ahnung. Im Laufe der Recherche habe ich erst erfahren, dass mein Sohn, Drogen in mein Haus gebracht hatte. Nach dem Tod meines Sohnes, habe ich einen Artikel gelesen, in dem Christopher erzählte "meine Mutter dachte, das Crack sei Kartoffelbrei“. Da war er schon tot und trotzdem wollte ich ihn umbringen. Ich dachte nur, wie, das war kein Kartoffelbrei? Ich habe ihn, wie in dem Film auch gezeigt wird, geohrfeigt, weil er nicht zur Schule ging, weil er sich gegen seine Lehrer sträubte, weil er sein Zimmer nicht aufräumte. Ich habe ihm dafür eine Ohrfeige gegeben und ihm gesagt, er soll sein Zimmer aufräumen und dass ich diesen Kartoffelbrei unter seinem Bett weggeworfen hätte. Ich habe seinen Blick gesehen und darin einen unglaublichen Schrecken erkannt, aber erst Jahre später habe ich herausgefunden, warum. Seine Freunde haben mir erzählt, dass er an diesem Tag fast gestorben wäre. Einerseits wegen mir, andererseits weil er später seine Drogen wieder aus dem Mülleimer holen und den Ketchup davon abkratzen musste. Ich hatte keine Ahnung, ich dachte ich räume einfach sein Zimmer auf.

rap.de: Aber wenn Sie sagen, dass selbstzerstörerische Menschen Hilfe brauchen, warum haben sie ihn dann rausgeschmissen?

Voletta Wallace: Weil er nicht zur Schule ging. Ich bin eine Frau der Bildung. Ich komme aus einem Land, in dem du für alles bezahlen musst, auch für die Schule. Hier in Amerika, zahlt man nicht für die Highschool. Er hat das nicht zu schätzen gewusst, also sagte ich: "Raus aus meinem Haus! Du wirst nicht hier bleiben, wenn du nicht zur Schule gehst, oh nein! Ich wasche nicht für dich oder kaufe dir Klamotten. Raus!“ Er ging zur Mutter eines Freundes. Dann haben wir telefoniert und ich meinte: "Du musst zur Schule gehen.“ Dann kam er zurück und sagte: "Mom, ich habe es versucht. Ich bin nicht wie du. Du hast deinen Abschluss, ich habe es wirklich versucht. Aber ich kann nicht, das ist was ich tun will!“ Ich wusste nie, was er da draußen tat. Ich wusste es nicht, als er, sagen wir mal mit Medikamenten gehandelt hat. Er hatte dann diesen „Mr. Puffyman“, der ihm etwas anderes geben wollte, also sagte ich zu ihm: "Okay. Wenn du das tun willst, komm zurück. Aber dann musst du das auch durchziehen!“