Bass Sultan Hengzt

rap.de: Was ist der Grund dafür, dass Bushido so viel Hass auf sich zieht? Auch von Leuten, die geschäftlich nichts mit ihm zu tun haben.

Bass Sultan Hengzt: Keine Ahnung, dafür kenne ich ihn zu wenig. Der war auch nie ein Kumpel von mir, so dass ich sagen könnte, wie er jetzt ist. Man hört viele Geschichten über ihn, aber ich habe keine Ahnung, wie er wirklich denkt. Anscheinend handelt er aus Angst und solche Menschen sind die gefährlichsten. Da muss man aufpassen.

rap.de: Vor was hat er Angst?

Bass Sultan Hengzt: Vor sich selbst. Guck mal, der läuft doch Amok. Eigentlich müsste er doch zufrieden mit sich sein, aber das ist er nicht.

rap.de: Azad hat kürzlich in einem rap.de-Interview gesagt, die Passagen aus Bushidos Buch, in denen er erwähnt wird, wären völlig aus der Luft gegriffen. Willst du diesbezüglich vielleicht auch noch etwas klarstellen?

Bass Sultan Hengzt: Puh, ich weiß gar nicht mehr, was er da über mich gesagt hat. Wisst ihr das noch?

 

 
rap.de: Ich weiß nicht, ob das in dem Buch stand, aber er hat ja des Öfteren verlauten lassen, dass er der Einzige unter euch gewesen wäre, der gearbeitet hat.

Bass Sultan Hengzt: Ach Quatsch, was arbeitet der denn? Der lässt sich seine Texte schreiben und seine Beats klaut er. Er macht einfach Drums drunter und das war’s. Da kannst du auch einen Besenstiel hinstellen und der bringt mehr als das, was er arbeitet.
 
rap.de: Ärgert das einen dann, dass er trotzdem so durchschlagenden Erfolg damit hat, angeblich nichts zu tun?

Bass Sultan Hengzt: Im Endeffekt ist er der, der alleine zuhause rum sitzt und rumheult, weil er keine Freunde hat, weil er sich jeden Tag Neue sucht. Der heult doch in jedem seiner Songs, er redet darüber, dass er heult! Das glaube ich ihm auch. Der geht doch bestimmt zu seinem Ghostwriter und sagt "Ey, ich hab gestern wieder geweint, als ich im Bett lag. Mach mal wieder einen Song über Weinen“. Das ist doch voll traurig, das tut mir auch echt leid. Ich chille immer noch mit den alten EGJ-Leuten, ich chille immer noch mit Devin und Kors. Mit wem chillt er denn? Jeden Tag hat er neue Freunde und das tut mir eigentlich leid. So viel Geld hat der auch nicht, glaubt mir.

rap.de: Du hast mehrmals durchscheinen lassen, dass du einen guten Kontakt zu Saad hast.

Bass Sultan Hengzt: Damals als wir uns von Ersguterjunge getrennt haben und sogar als "Fick Bushido“ raus kam, hat er noch bei uns im Studio gechillt. Ich könnte jetzt richtig krasse Sachen sagen, aber das wäre gemein. Er hat den Song auf jeden Fall gefeiert, jeder hat den gefeiert. Jeder, der mit Bushido länger als einen Monat chillt, wird den Track feiern, weil dann jeder weiß, wie er ist. Saad war und ist wahrscheinlich immer noch ein cooler und netter Boy und ich habe ja damals auch gesagt, dass ich ihn nicht dissen werde. Das meinte er auch zu mir, hat das dann allerdings gemacht. Er hat gesagt "Wenn Hengzt Bushido disst, wird Hengzt abgestochen“, deswegen entstand auch "Exguterjunge“. Na ja, wenn er nicht will, dann soll er halt alleine chillen.

rap.de: Du hast in „Fick Bushido“ auch gesagt „Wäre D-Bo kein Spast, hätt’ ich ihn gleich mitgenommen.“ Wäre er mit euch gegangen?

Bass Sultan Hengzt: Keine Ahnung. Nee, ist er ja nicht. Er hat mitbekommen, dass wir gehen wollen, aber wir haben ihn auch nicht gefragt. Wäre er kein Spast, hätten wir ihn aber mitgenommen. Verstehst du? Jeder trennt sich doch von Bushido. Der ist einfach ein Geizhals und Spinner. Irgendwann merkst du, dass er gar nicht so krass ist, wie er tut. Der denkt auch wirklich immer nur an sich, der denkt nur an seinen Arsch.

rap.de: Du hast vorhin gemeint, er würde in seinen Songs oft weinen. Im Allgemeinen meintest du mal, deutsche Rapper würden zu viel weinen. Hast du nur Fröhlichkeit in dir?

Bass Sultan Hengzt: Das ist stimmungsbedingt. Bei "Schmetterlingseffekt“ war zum Beispiel alles ein bisschen persönlicher und die neuen Songs sind mehr gute Laune. Wobei das auch relativ ist. Für mich und meine Freunde ist das Party, aber jemand anderes denkt vielleicht "Boah krass, was sagt der denn da?“.

rap.de: Du hast ja schon gesagt, dass du davon ausgehst, dass "Zahltag“ indiziert wird. Wieso macht man dann überhaupt so ein Album?

Bass Sultan Hengzt: Weil alle meine Alben indiziert werden. Ich kann machen was ich will, ich werde indiziert. Ich bin von uns aus Berlin glaube ich der zweite Rapper, der überhaupt indiziert worden ist, der erste war Basstard. Oder Savas? Egal, auf jeden Fall war ich einer der ersten und seitdem werden alle meine Alben indiziert. Ich kann Volksmusik machen und werde indiziert, darum ist klar, dass auch dieses Album indiziert wird. Deshalb siehst du mich ja auch nicht auf Tour. Ich habe halt keinen Bock, zwanzig Mal "Millionär“ zu spielen, wobei die auch das indizieren wollten. Weil ich da rappe "der Chef fickt seine Sekretärin auf dem Schreibtisch“.

rap.de: Im Laufe deiner Karriere hast du dich gegenüber der deutschen Rapszene ja so ein bisschen mehr geöffnet. Egal ob jetzt Features mit Afrob oder Kollegah. Gab es da einen Punkt bei dir, an dem du dir gedacht hast "Ok, eigentlich sind diese ganzen Leute außerhalb von Berlin ja doch nicht so scheiße“?

Bass Sultan Hengzt: Ich habe mich da ein bisschen mit auseinander gesetzt. Früher habe ich wirklich jeden gedisst und mir war alles scheißegal, weil ich damals wie gesagt auch keine Ahnung von Rap hatte. Aber wenn du da irgendwann mal drin bist und damit auch ein bisschen Geld verdienst, hörst du dir natürlich die Konkurrenz an und findest dann eben Sachen gut oder scheiße. Wenn man die Sachen cool findet, gibt man den Leuten dann natürlich auch Respekt.

 

rap.de: Glaubst du, dass Hip Hop eine Kultur ist, aus der man irgendwann raus wächst?

Bass Sultan Hengzt: Ja, auf jeden Fall. Das ist aber auch so ein Deutschland-Ding. Davor war es eben Rock oder Techno. In Amerika ist Rap seit Jahren anerkannt und hier springen die von A nach B. So sind die Deutschen einfach, dass liegt denen im Blut. Heute feiern sie Pizza, morgen feiern sie indisches Essen.

rap.de: Siehst du dich selbst nicht als Deutscher?

Bass Sultan Hengzt: Ich bin Berliner und Berlin war schon immer ein eigener Kosmos. Es gibt viele Mädchen, die ich auch kennen lerne, die hier her ziehen und sich nach einem halben Jahr wieder verpissen. Die merken, dass es was anderes ist, hier zu leben, als hier nur ein paar Tage oder Wochen zu chillen und immer auf Parties zu gehen. Wenn du hier lebst, siehst du erst mal, wie scheiße Berlin ist. Wenn du in der Gegend oder in den Kreisen von mir rumhängst. Ich bin zurzeit viel in Neukölln. Ich lebe dort.