Bass Sultan Hengzt

Wenn man die heiligen Hallen von Murderbass betritt, hat man das Gefühl, dass hier ein Stück Ghetto in das sonst so wohlhabende Charlottenburg gebracht wurde. Das liegt zum Einen am unverkennbaren Grasgerucht, der einem bereits im Flur in die Nase steigt, zum Anderen an der wirklich atzenmäßig-spärlichen Einrichtung der Räume. Doch darum soll es nicht gehen. Es geht um Bass Sultan Hengzt, welcher sich kurz nach uns in besagten Räumlichkeiten zu einem interessanten Gespräch einfindet. Schließlich steht er nach  angekündigter Rap-Rente und einem Ausflug in die Rock/Pop-Welt nun wieder mit einem Album in den Starlöchern, mit dem er laut eigener Aussage zu seinen Wurzeln zurückkehren will. Hart und kompromisslos, wie unsere Unterhaltung mit ihm. Über Labelstress, Dschungelcamps, Schlägereien und natürlich seinen Ex-Mentor. Schließlich ist es Zahltag, Baby.

rap.de: Lass uns über dein Album "Zahltag" sprechen. Das sollte ja eigentlich noch vor "Schmetterlingseffekt" raus kommen. Erzähl doch mal die Geschichte dahinter.

Bass Sultan Hengzt: Vom ursprünglichen "Zahltag“-Album ist alles, aber eigentlich auch so gut wie nichts übrig geblieben. Das war so ein Stimmungsding. Als ich "Zahltag“ aufgenommen habe, war ich noch so ein bisschen durchgeknallter als später bei "Schmetterlingseffekt“. "Zahltag“ hat mir dann irgendwann einfach nicht mehr gefallen, es hat nicht mehr gepasst. Deswegen habe ich zuerst "Schmetterlingseffekt“ aufgenommen.

rap.de: Im Zuge deiner letzten Veröffentlichung hast du ja auch deinen Rückzug aus dem Rapgeschäft angekündigt. Warum bringst du jetzt trotzdem "Zahltag" raus?

Bass Sultan Hengzt: Erstens, weil ich vertraglich gebunden bin und ich noch was raus bringen muss. Und zweitens, weil eh noch ein Album da ist, weil ich das noch ein bisschen bearbeitet habe. Und weil ich mache, was ich will. (grinst)

rap.de: Aber warum dann diese Rücktrittsankündigung?

Bass Sultan Hengzt: Es war ja keine Rücktrittsankündigung, es war ja einfach so: "Nee, ich hab kein Bock mehr.“ Ich hab einfach nur gesagt, dass ich jetzt was anderes mache. Hab ich ja auch davor schon gemacht. Ich habe da meine Ghostwritergeschichten, darauf wollte ich mich mehr konzentrieren, aber dann meinten sie vom Label: "Schön, dass du das sagst, aber trotzdem musst du noch zwei Alben raus bringen.“ Ihr merkt ja, wir haben nicht viel Kontakt. Die Lust an Rap kam dann aber bei der Arbeit wieder. Als ich "Zahltag“ wieder neu aufgenommen habe, die Beats mit Djorkaeff überarbeitet habe, hatte ich wieder Hunger. Da hatte ich wieder Bock. Dann wurde das Album auch immer besser. Dann meinte ich so: "Ey komm, lass den Track auch noch mal neu bearbeiten, und den auch noch mal.“ Und jetzt ist wieder diese Lust an Rap da. Jetzt ist es ja wieder toll. Ich hatte ja angefangen zu rappen, weil jeder Abturn geschoben hat, weil jeder Musik gemacht hat, die scheiße war, weißte? Ich wollte einfach was machen, die Leute schocken, was Neues bringen. Wir waren ja damals so gesehen die neue deutsche Welle, mit M.O.R. zusammen, Sekte und so. Da war dieser Hunger da. Irgendwann wurde aber diese Art von Rap Standard und dann habe ich auch gesagt, dass ich kein Bock mehr habe. Scheiß auf Rap, hin und her. Und jetzt schieben doch die ganzen Rapper wieder Abturn. "Mh, ich verdiene kein Geld, och, doch wieder Hartz IV, Abturn!“ Und jetzt macht es wieder so richtig Spaß, die zu ärgern.

rap.de: Gibt es denn wieder neue Bewegung innerhalb der Szene?

Bass Sultan Hengzt: Keine Ahnung. Das ist wirklich kein Spruch, ich hab keine Ahnung. Ich interessier mich dafür nicht richtig. Ab und zu krieg ich was mit, aber das war’s dann auch.
 

rap.de: Wie kommt es, dass die Leute zunehmend sagen, sie haben mit Rap nichts zu tun oder wollen damit auch gar nicht erst was zu tun haben? Wieso fängt man dann an diese Richtung einzuschlagen und Rap zu machen, wenn man diese Musik eigentlich scheiße findet?

Bass Sultan Hengzt:  Ich find sie ja nicht scheiße, ich finde meine Mucke überkrass. Dass ich damit angefangen habe, ist Zufall gewesen. Kuck mal, am Anfang hatte ich da meinen Freundeskreis, der ändert sich irgendwann. Von der Gang bin ich dann irgendwann zu Orgi gekommen. Orgi war Rapper, ist ins Studio gegangen, ich bin mitgegangen und sie brauchten dann noch irgendeinen Rapper. Dann meinten sie zu mir: "Ey, Fabio, rap mal irgendwas.“ Dann habe ich zusammen mit Orgi irgendeinen Text geschrieben, das hat mir dann Spaß gemacht. Dann habe ich ihm immer ein bisschen geholfen, das hat mir immer mehr gefallen und irgendwann haben wir ein Album raus gebracht. Ich habe ein paar tausend Euro damit verdient und dachte: "Geil, wenn das jemand kauft, gerne.“ Irgendwann wurde das dann zum Beruf, also ich bin da eher so reingestolpert. Natürlich höre ich auch mal HipHop, aber privat sind es eigentlich andere Sachen, als jetzt Dipset oder so einen Scheiß. Das neue Maroon 5 Album, das hör ich rauf und runter. Stevie Wonder höre ich gerne, ein paar Rock-Sachen auch. Alles mögliche.