Farid Bang

rap.de: Entsteht bei dir vieles spontan oder gehst du mit einer bestimmten Festlegung an die Songs heran?

Farid Bang: Kommt drauf an. "Keine Träne" ist zum Beispiel spontan entstanden. Das war ursprünglich ein anderer Song auf einem anderen Beat, den ich dann noch mal umgeschrieben habe. Bei "Alemania" genauso. Da schreibe ich einfach und es entwickelt sich eine Geschichte.

rap.de: Du hast oft Punchlines, die um die Ecke gedacht sind. Kommen die auch spontan?

Farid Bang: Nein, das wäre gelogen. Das schreibt auch ein Kollegah nicht spontan. Ich glaube, keiner, der Punchline-Rap auf diesem Level macht,  schreibt sowas spontan. Hin und wieder kommt ein spontaner Spruch, aber im Grunde genommen kann man das nicht aus dem Ärmel zaubern. Da muss ich schon viel denken, wie man das richtig hinkriegt, wie man es auch grammatikalisch richtig hinkriegt. Es gibt sehr viele Wortspiele, die aber grammatikalisch nicht richtig sind. Deswegen muss man sich viele Varianten dabei überlegen.

rap.de: Ein gewisses Sprachtalent hilft sicher auch.

Farid Bang: Ja. Auch, definitiv. Man muss schon einen Blick haben, gerade für diese Synonyme brauchst du Talent. Ich hab's (grinst).

rap.de: Und was denkst du, woher du das hast?

Farid Bang: Ich glaube, das kommt einfach aus meinem Humor. Ich bin jemand, der, wenn er sich unterhält, auch gerne zweideutige Witze macht. Deshalb habe ich mich darauf spezialisiert. Ich habe sozusagen trainiert. Mein Punchline-Rap hat sich auch krass verbessert, mein Level ist viel höher als auf "Asphalt Massaker 1", obwohl auch da schon gut gerappt wurde. Aber ich bin der Meinung – der Fan kann es natürlich anders sehen – , dass die Wortspiele, die ich jetzt mache, noch anspruchsvoller sind als jemals zuvor.

rap.de: Diese Punchlines sind ja etwas, was dich und Kollegah verbindet. Wer hat da eigentlich wen beeinflusst?

Farid Bang: Ich glaube, das hat sich unabhängig voneinander entwickelt. "JBG" war ein Release, wo wir beide eine Steigerung hingelegt haben, weil wir beide wussten, wir rappen mit dem Besten. Das heißt: Häng dich rein. Wenn ich jede Punchline rappen würde, die ich geschrieben habe, hätte ich schon drei Alben mehr draußen. Aber von diesen Punchline werden nur die besten aussortiert. Die schlechten fallen weg. Ich habe bestimmt drei Blöcke voll mit Punchlines, die aber nicht so ein hohes Level haben. Die ich den Fans nicht zumuten kann.

rap.de: Ist der Fan für dich ein zahlender Kunde, den du bedienst?

Farid Bang: Der ist schon mein Kunde. Der Fan ist der einzige Typ, der das Recht hat, was zu verlangen. Und warum soll ich ihm da etwas schlechtes bieten? Ich meine, warum solltest du scheiß Interviews führen, wenn du auch gute führen kannst? Du willst den Leser ja auch etwas bieten, und dementsprechend tue ich das auch.

rap.de: Machst du die Musik für deine Fans, um Geld zu verdienen oder einfach, weil es dir Spaß macht?

Farid Bang: Ich mache es nicht, um Geld zu verdienen. Ich habe immer viel Geld verdient. Es ist eine Leidenschaft in erster Linie. Aber es ist mittlerweile auf so einem Level, wo du auch aufpassen musst, was du sagst, weil du bestimmte Leute auch beeinflussen kannst. Also mach was draus! Erzähl was, sag was, mach was. Klar ist es immer noch ne Leidenschaft, es ist für mich auch ein sehr guter Ausgleich. Wirklich konzentriert an etwas zu arbeiten, an einem Song zu schreiben. Aber es ist auch ein Beruf. Eine Berufung.