Farid Bang

rap.de: Hast du dir das alles zu Beginn deiner Karriere eigentlich genau so ausgemalt? Olson hat mir erzählt, dass er dich früher immer in so einem Freestyle-Treff gesehen habe….

Farid Bang: Ich habe nie gefreestylet, ich konnte nie freestylen. Ich kenne Olson, das ist ein sehr guter Rapper, jedenfalls früher gewesen, ich habe seine Musik nicht verfolgt. Ich sehe nur sein Gesicht manchmal auf irgendwelchen HipHop-Seiten…

rap.de: Wie gefällt dir seine Frisur?

Farid Bang: Die ist Knaller, die ist Hammer. Der ist auf jeden Fall ein lieber Junge. Jedenfalls, ich war nie ein Freestyler, die Jungs haben da gefreestylet, ich bin da hingegangen, konnte aber gar nicht freestylen. Ich habe einfach nur Palaver gemacht. Mit Olson, mit Toxik (Chefredakteur von hiphop.de – Anm. d. Verf.), mit denen allen. Ich war ein Ausländer, der mit einer Lederjacke da reingegangen ist. Das war zu der Zeit, als Bushido Welle gemacht hat. Davor gab es diese Art von Rap ja noch nicht. Ich habe zwar sehr früh angefangen zu rappen, bin aber nicht diesen MC-Weg gegangen. Ich habe für mich gerappt und Texte geschrieben. Ich muss ehrlich mit dir reden: Früher hat man sich in meinem Freundeskreis geschämt, wenn man gerappt hat. Da war man total uncool. Heute ist es genau umgekehrt, aber damals war es richtig peinlich. Deswegen habe ich früher nur heimlich gerappt. Meine ersten Texte waren natürlich eine Katastrophe. Aber so nach einem Jahr habe ich wirklich gemerkt, dass ich ein Talent dafür habe. Und über die Jahre habe ich mich weiterenwickelt.

rap.de: Was war damals deine Motivation, zu rappen?

Farid Bang: Einfach, um cool zu sein. 50 Cent nachmachen. Aber ab dem Tag, wo ich das erste Mal Feedback darauf bekommen habe, habe ich schon darauf hingearbeitet, hier zu sein. Ich würde nicht etwas anfangen, mit der Intention, dass es ein Hobby bleibt. Außer jetzt vielleicht Bodybuilding. Aber als ich angefangen habe, zu boxen, war meine Intention: Ich will Profiboxer werden. Na klar bin ich das letztendlich nicht geworden, weil sich über die Jahre andere Interessen durchgesetzt haben. Aber ich mache alles mit dem Amspruch, der Beste zu sein.
 

rap.de: Das betonst du ja auch sehr gerne in deinen Texten. Man sagt oft, dein Erfolg beruhe lediglich auf Disstracks. Unterschreibst du das?

Farid Bang: Nein, auf gar keinen Fall. Es gibt nur einen Disstrack von mir, bei dem ich gezielt auf einen bestimmten Rapper schieße. Die anderen Sachen sind nur Seitenhiebe. Und abgesehen davon ist es Fakt, dass meine berühmtesten Lieder keine Disstracks sind. Bei den Liedern von mir, die die meisten Klicks haben, wird niemand gedisst. "Teufelskreis" ist das Lied mit den meisten Klicks, danach kommen "Mitternacht" und "Keine Träne". Ich habe gar keinen erfolgreichen Disssong.

rap.de: Was ist mit "Bitte Spitte 5000"?

Farid Bang: Das ist ein geiler Song, hat aber glaube ich nur 2 Millionen Klicks. Das ist auch nicht schlecht, aber in Relation zu "Teufelskreis" ist es deutlich weniger. Der hat das vierfache.

rap.de: Von deinem neuen Album hast du auch drei Videos ausgekoppelt, die den ernsthaften Farid Bang zeigen. Liegt das daran, weil du mit diesem Album so richtig breitere Hörerschaften ansprechen willst?

Farid Bang: Ich hatte einfach den Drang danach, solche Songs zu machen. Das ist jetzt nicht aufgesetzt, dass ich sage, ich mache für diese Nische einen Song und für diese auch. Sondern ich hatte Songs und dachte mir, jetzt bin ich an so einem Punkt angekommen, wo ich viele Leute erreichen kann. Und das ist die Musik, die ich ursprünglich, von Anfang an, gerne gemacht hätte. Ich habe am Anfang meiner Karriere mal gesagt, wenn es nach mir ginge, wäre "Asphalt Massaker" nicht das erste Album meiner Karriere gewesen. Ich wollte aber eben dadurch überzeugen, dass ich ein guter Rapper bin. Wenn ich gleich am Anfang mit irgendwelchen Storytellern gekommen wäre, hätte zwar jeder gesagt, das ist ein guter Song, aber in der Rapszene muss man sich eben erstmal durchboxen. Gar nicht in textlicher Hinsicht, sondern technisch. Das ist etwas, was die wenigsten Leute anerkennen, meine Technik. Das liegt aber auch an mir, weil ich halt immer wieder gerne disse. Aber wenn du dir so einen Song mal anhörst, merkst du auch, dass der immer gute Punchlines hat.

rap.de: Das heißt, die Punchlines sind dir wichtiger als der Diss? Die Disses sind praktisch nur Mittel zum Zweck, um einen Grund für die Punchline zu haben?

Farid Bang: Ganz genau. Ich würde niemals jemand dissen, nur um ihn zu ficken. Das ist einfach nur die Vorlage für eine geile Punchline.

rap.de: Trotzdem profitierst du ja auch von deinem Image als der Rapper, der alle disst.

Farid Bang: Also, es hat mir nicht geschadet. Ich halte das auch aus. Ich habe viele Rapper kennen gelernt, die der Sache psychisch nicht gewachsen waren. Denen bereitet das wirklich Druck. Aber ich habe so eine innere Ruhe, ich kann mich auf mich selber verlassen,  ich kann auch zu dem stehen, was ich sage. Sowohl von physischen als auch vom verbalen Aspekt.