Maeckes: Auf meiner letzten Tour hatte ich zum Beispiel einen Musiker mit dabei, der Gitarre, Bass und Cachon gespielt hat und wir haben Songs dann mit LoopStation live auf der Bühne gemacht. In letzter Zeit bin ich aber mein eigener DJ und auch ohne Back Up unterwegs. Ich versuch immer, kleine Gimmicks in die Show einzubauen, irgendwo zwischen Entertainement, Melancholie und Punk. Manchmal weiß ich selber nicht, wo ich da hinrenne, es ist oft sehr spontan.
rap.de: Apropos punkig. Auf vielen deiner Songs wirkst du recht konsumkritisch. Es ist ja recht leicht, in einem Song zu meckern, andererseits lebt ja jeder in dieser Welt…
Maeckes: Konsumkritisch klingt sehr nach Schubladendenken, aber ja: Ich bin’s wohl, aber ich bin auch kein Mensch, der unfassbar viel konsumiert. Ich kauf mir auch kein Zeug, dass ich nicht brauche – “Drei Winter lang gleicher Parka“ – ich sag’s ja auf "Unperfekt.“.
rap.de: Wieso ist es wohl bei den meisten Leuten genau andersherum?
Maeckes: Neu macht Spaß. Das ist der ganze Zauber, viel weiter denkt man da glaube ich nicht. Dann kommen natürlich Sachen wie Status dazu, aber im Grunde geht’s um diesen Reiz des Neuen.
rap.de: Weihnachten, das große Konsumfest, liegt ja gerade hinter uns. Hast du viel gefeiert?
Maeckes: Ach, wenig, wenig. Meine Schwester hat kürzlich ein Kind bekommen, so ergibt das für mich als frisch gebackenen Onkel wieder mehr Sinn. Im Grunde war ich aber nie ein großer Verfechter dieses Festes. Früher hab ich immer gesagt, Weihnachten sei ein Gefühlsgangbang. Und das sehe ich immer noch so. Ich find’s ja cool, wenn man sich besinnt, aber dass ist oft künstlich und sehr unangenehm. Sicher ein schönes Fest für Leute mit heilen Familien, aber Leute mit schrägen Familien werden da an zu viele Sachen erinnert .
rap.de: Wenn jetzt bald das Rockers-Gebäude wegen Stuttgart 21 abgerissen wird, findest du das Projekt sicher scheiße, oder?
Maeckes: Man muss dazu sagen, dass Gebäude hat sich erst für Kreative geöffnet, als sich herausstellte, dass hier gebaut wird. Sonst wäre hier höchstwahrscheinlich eine Bank oder Versicherung. Ich bin aber trotzdem dagegen, und dabei geht’s mir gar nicht so sehr um den Bahnhof. Mir ist eigentlich egal, ob der unten oder oben ist. Ich bin auch kein Fortschrittsgegner. Das Entscheidende ist der Protest. Dass die Leute Transparenz wollen, man sich fragt, was man überhaupt macht, und dass man sehen will, was für Zigeuner sich hinter den Kulissen bereichern, dass man dass hinterfragt und eben nicht klein beigibt. Im Endeffekt wurde so auch der Volksentscheid möglich. Und dass man mit so einem ersten Steinwurf Goliath zur Strecke bringt, hat glaube ich auch kaum einer gedacht. Bei der Occupy-Bewegung ist das ja ganz ähnlich.
rap.de: Naja, gerade bei der sieht das ja oft sehr nach Kirmes aus.
Maeckes: Ja, aber das ist ja die Gefahr bei jedem Protest: Sobald ein Protest zum Selbstzweck wird, ist es scheiße. Sobald die Leute denken, okay, ich verpasse meinem Leben einen Sinn, indem ich mich dort mit anderen treffe, feiere, Feuerchen mache und damit eine innere Leere in mir fülle. Dann ist es echt niederträchtig und der Protest nur noch ‘nen Haufen scheiße. Über eine gewisse Zeit passiert das aber wohl immer, spätestens wenn dann irgendwelche Krawalltouristen kommen, und es einfach nicht mehr um die Sache an sich geht.
rap.de: Wobei es auch schlimmere Sachen gibt, mit denen man seine innere Leere füllen kann.
Maeckes: Ja, nee, das ist natürlich klar. Aber dadurch verliert so etwas an Durchschlagskraft und wird nicht mehr ernst genommen. In Stuttgart war das ja irgendwann ganz ähnlich: Da hat jeder irgendwann für irgendetwas anderes demonstriert.
rap.de: Krass ist, dass die Leute sich dann trotzdem als Einheit fühlen.
Maeckes: Aber na klar! Hass und Wut auf etwas anderes eint immer, auch wenn man eigentlich unterschiedliche Ziele hat. Gemeinsame Feinde machen stark und sind die beste Voraussetzung dafür, gute Freunde zu werden. Deswegen ist das schlechte Wetter auch der ideale Smalltalk-Einstieg. Da hast du direkt alle auf deiner Seite.