Maeckes

rap.de: Okay, zurück zum Nomadendasein. Ist das nicht auch anstrengend oder siehst du das eher als Bereicherung?

Maeckes: Naja, es gibt Leute die nomadischer sind als ich, bei mir ist das eher so ein Mindstate: Mich zieht’s halt immer irgendwo anders hin. Im Grunde ist es aber eher eine Bereicherung. Meine Freunde von damals sind ja auch überall verteilt, die Postleitzahlen ändern sich bei allen. Ich kam ja auch aus einem 35.000-Einwohner-Dorf, Kornwestheim … K-Town (grinst).

rap.de: Aha. Als kreativer Mensch warst du sicher nicht besonders begeistert von der kleinen Stadt.

Maeckes: Nee, natürlich nicht. Da gibt es viele Grenzen. Aber auch das ermöglicht erst ‘nen Sonderstatus. Schau, wenn du in Berlin aufwächst, gibt es hunderttausend Menschen die alles machen. Wenn du in so einem Dorf aufwächst, gibt es vielleicht noch drei andere die einen ähnlichen Film fahren wie du. Man hat dieselben Feinde, man wird zu einer eingeschworenen Außenseitergruppe. Und das ist wiederum schon cool. Aber das sind Klamotten, aus denen man schnell herauswächst.

rap.de: Bist du schnell von da weggezogen?

Maeckes: Ja, mit 19.

rap.de: Und seitdem bist du Berufskünstler?

Maeckes: Joar, das lief immer alles nebenher. Ich hab mir nie vorgenommen Musiker zu werden, ich bin da einfach immer tiefer reingestolpert. In diesen Morast Musik (grinst).

rap.de: Nun ist Musiker ja ein ganz anderes Berufsbild als Bankkaufmann, schon von der Absicherung her. Stört dich diese Unsicherheit?

Maeckes: Ich bin Unsicherheitsexperte, Sicherheit war für mich nie der krasseste Faktor. Aber: Als Musiker ist es zwar von Anfang an unsicher, aber es wir mit der Zeit stabiler. Viele andere Berufe, von denen man sagen würde, dass sie sicher sind, sind es jetzt auch nicht mehr. Ich kenn’ viele Leute, die wegen der letzten Krise Kurzarbeit machen mussten oder arbeitslos geworden sind. Ich bin hab meine Arbeit nicht verloren!
Aber ganz egal, ob Banker, Musiker oder was auch immer, am Ende kommt es auf die gleichen Sachen an: Wie viel steckst du in deine Sache rein? Wie motiviert bist du? Wie bereit bist du, dir Sachen anzueignen? Wie diszipliniert bist du, wie gut kannst du mit andern Menschen? Dann ist das Etikett egal. Erfolgreich ist, wer abgeht – egal in welchem Bereich.

rap.de: Bist du denn diszipliniert?

Maeckes: Ich steh nicht auf und denk direkt: Boah, ich muss einen neuen Text schreiben. Gibt ja mehr als nur mit Tintenfaß und Feder unterm Binsenbaum zu sitzen und neue Zeilen zu erdenken (grinst). Für den halben Tag ist das auch fast wie ein Bürojob, du musst Rechnungen schreiben und so weiter – eben die ganze Bürokratie erledigen. Was das angeht, bin ich schon so ein Psychopath, der sich rund um die Uhr damit beschäftigt.

rap.de: Hast du außer Rap noch andere musikalische Einflüsse?.

Maeckes: Wie man es vermuten würde habe ich ein Faible für melancholische, schwere Musik. Ich gebe aber ziemlich vielen Sachen eine Chance. Das könnte auch Volksmusik sein. Wenn das Stück mich so berührt oder ich es textlich interessant finde, taucht das dann auch in meiner Playlist auf. Mir geht’s da auch hauptsächlich um die Sprache, ich seh mich auch gar nicht so als Musiker. Wenn ein Beat halt das Fahrzeug für die Sprache ist, okay. Wenn’s ‘nen Staubsaugergeräusch wäre, wär’s auch okay, nur klingt’s auf Beats eben meistens am besten, kann man nix machen.