Maeckes

rap.de: Charttechnisch war 2011 ja ein wirklich erfolgreiches Jahr für Deutschrap. Hat dir im letzten Jahr etwas besonders gefallen?

Maeckes: Ich begrüße das sehr. Weil Deutschrap jetzt auch wieder als Kunstform wahrgenommen wird, und nicht, wie die Jahre zuvor, einfach abgewinkt wird. Und das Zeug, was so erfolgreich war, war sprachlich immer interessant: Casper, Marteria, Savas  – jeder hat da seine ganz eigene Sprache. Wenn ich mir vorstelle, was sonst immer in den deutschen Charts und im Radio lief: So viel Galle kann ich gar nicht spucken, so sehr ekelt mich das. Und wenn Rapper jetzt sprachliche Qualität in die Charts bringen können, find ich das geil. Auch wenn nicht alles meinen persönlichen Geschmack trifft.

rap.de: Welche Künstler hatten da für dich die Nase vorn?

Maeckes: Neben den üblichen Verdächtigen wie Casper und Marteria sind das auch Leute wie Nate57. Auch der hat eine ganz eigene Sprache benutzt und Gangsta Rap damit auf ein neues Level gebracht. Oder Hafti, der hat auch seine ganz eigene Kunstsprache, die ganz anders war. Oder MoTrip, der ist auch so ein kleiner Poet. Insgesamt wurde das Niveau einfach angehoben. Gab ja auch mal ‚ne Zeit in der alle Rapper gleich klangen – und zwar gleich whack.

rap.de: Gerade Haftbefehl hat Streetrap ja nochmal richtig in Schwung gebracht.

Maeckes: Unterm Strich zählt ja doch vor allen Dingen eines: Wie gut kann ein Kerl rappen? Da kann der krasseste Philosoph mit den tollsten Texten kommen, wenn der die nicht rappen kann, sag ich: Fick dich, ich hör dich nicht an. Es gibt inzwischen auch so viele Quellen, von wo du dir Rapmusik besorgen kannst, da kannst du die krassesten Technikrapper entdecken. Deswegen ist ja auch das Level gestiegen: Um aufzufallen musst du heut eben viel mehr können. Ich glaube schon, dass das seit der Jahrtausendwende der größte Hype im deutschen HipHop ist.

rap.de: Zurzeit lebt Deutschrap ja auch viel von Einflüssen aus anderen Genres. Manche Rapfans stört das offenbar, und da wird nach “echtem HipHop“ statt “Hipster Scheiß“ verlangt. Siehst du da einen Bruch; weg vom angeblich originalen HipHop? 

Maeckes: Ich bin kein Rap-Purist. Alle Einflüsse sind okay. Ich bleib da aber auch kritisch, ich feiere nicht gleich jeden Beat, nur weil er elektronisch klingt. Aber die Tendenz, dass andere Einflüsse funktionieren dürfen, sollte erhalten bleiben. Alles andere wäre ja Inzest. Es wird sich eh immer wieder einpendeln, sobald es zu abgedreht wird, wird ein anderes Genre diesen Künstler aufnehmen. Man muss sich da keine Sorgen machen, Rap ist ein selbstregulierendes System. Viele, die eine Zeit lang ganz abgedrehten Sound gemacht haben, sind jetzt eh wieder auf ‘nem Rückbesinnungskurs. Aber oberlehrerhaft mit erhobenem Zeigefinger sagen, was richtiger und was falscher Rap sei – das ist komplett  behindert. Was soll denn das bringen, außer irgendwie Nazistrukturen zu fördern? Das bringt auch dem Hardcore-Rap nichts, wenn du ihn künstlich hochhältst.

rap.de: Anlässlich des Jahreswechsels: Fandst du ein bestimmtes Album aus dem letzten Jahr besonders geil?

Maeckes: Uff, ich hab so ein schlechtes Gedächtnis. (überlegt). Hat JAW 2011 oder 2010 releast?

rap.de. Das war Ende 2010.

Maeckes Okay, hmm … Ich komm grad nicht so krass drauf. Auf “Rebell ohne Grund“ waren schon ein paar sehr coole Tracks. Aber ich such eigentlich nach einer Überraschung, die üblichen Verdächtigen haben wir ja alle auf dem Zettel.

rap.de. Hast du MC Basstard-Album gehört, “Zwiespalt-Weiß“?

Maeckes: Nee, noch nicht. (holt Zettel und Stift raus). Ich wollt mir das eh mal anhören. Friedrich (Prinz Pi – Anm. d. Red.) hatte ja immer so eine hohe Meinung von ihm, und diese Kunstfigur fand ich immer interessant, auch ohne viel von ihm gekannt zu haben. Also, das nächste Album das ich kaufe, ganz offiziell: “Zwiespalt Weiß“ von MC Basstard. Ansonsten … mehr fällt mir nicht ein. Gibt kein Jahresrückblick, war doch alles scheiße (lacht).

rap.de: Sonst, irgendwelche abschließenden Worte? Botschaften an die Welt? Protestaufrufe?

Maeckes: (überlegt). Nee. Ich bin vollkommen zufrieden mit dieser Welt. Sie könnt nicht besser sein. Lasst euch von niemandem etwas anderes sagen. Es ist super wie es ist. Ändert nie etwas. Und seid gespannt aufs Orsons-Album. Und auf Tuas Raus“. Ich hab’s schon gehört, es ist krass.