Maeckes

Ob angebliche Menschenfeinde, graue Kleinstädte oder Haftbefehl: Im Grunde hat doch alles seine guten Seiten. Obwohl in musikalischer Hinsicht eher melancholisch unterwegs, hat man von dem Orsons-Mitglied Maeckes einen sehr harmonischen Eindruck, nachdem man ihn im Stuttgarter Rocker-Gebäude getroffen hat. Für ein Gespräch über sein jüngstes Werk “Manx“, die Arbeit mit den Orsons, den gegenwärtigen Rap-Hype und vieles mehr. In besagtem Gebäude am Stuttgarter Bahnhof hat der Chimperator-Schützling, ähnlich wie andere Stuttgarter Künstler, die Möglichkeit, sich einen kleinen Spielplatz, wie er es nennt, einzurichten, samt Aufnahmeecke, Mikrophon und was das Herz begehrt. Dass im Zuge der Umbauarbeiten für Stuttgart 21 wieder von der Location Abschied genommen werden muss, stört ihn nur wenig: Denn mit einem Ort ist es schließlich wie mit einer Frau…

Maeckes: Wenn’s die Liebe deines Lebens ist, bleib da, werde glücklich. Und wenn nicht, dann musst du halt weiterziehen.

rap.de: Für ein Provisorium ist das aber doch ganz schön eingerichtet.

Maeckes: Ach, manche Räume sind noch viel besser eingerichtet. Wir haben uns hier ja bloß ein paar Stühle und einen Schreibtisch reingestellt und ‘ne Aufnahmeecke gebaut.

rap.de: Du bist anscheinend ein bisschen nomadisch, wa?

Maeckes: Im Herzen ja. Aber eigentlich bin ich sehr viel hier in Stuttgart. Ich hab aber auch mal ein dreiviertel Jahr in Wien gewohnt, einfach nur, weil ich von hier wegwollte.
Damals hab ich den Song “Ich muss gehen“ geschrieben, der auf “Null“ dann erschienen ist, so eine seltsame Skizze in der ich seltsam schief singe. Erst während des Schreibens des Songs ist mir klar geworden, dass ich weg musste. Ich hab dann alle Schnüre gekappt und bin nach Wien gegangen, ohne Plan oder Aufgabe.

Rap.de: Als Berufskünstler hat dich hier in Stuttgart ja auch nichts gehalten.

Maeckes: Ja. Außerdem, in Zeiten des Internets kannst du ja überall wohnen, meinetwegen auch am Nordpol. Songs schreiben kann ich überall, nur für Auftritte müsste man mich dann einfliegen (grinst).

rap.de: Du bist also keiner, der in der hiesigen Rapszene so verbreiteten Internet-Hater. Meinst du nicht, wie manche deiner Kollegen, dass du ohne Musiktauschbörsen, drei.to etc. mehr Geld verdienen würdest?

Maeckes: Wer weiß es?! Guck mal, wenn man so spezielle, nerdige Musik macht wie ich, weiß ich nicht, ob das Internet mehr Freund oder Feind ist. Vor kurzem hab ich mit JAW darüber gesprochen. Der erzählte mir, dass er früher auf Freiburger Jams total der Außenseiter war, weil da im Gegensatz zu ihm alle so normalen HipHop gemacht haben. Und wenn man Musik für Misanthropen macht, für Leute die selten das Haus verlassen: Wie sollen die auf seine Musik stoßen,  wenn nicht übers Internet? Klar, die Leute, die auf jedes Konzert gehen und mit allen möglichen Menschen quatschen, kriegen das auch so mit. Aber die einsamen und verlorenen Seelen werden übers Internet gefüttert.

rap.de: Apropos JAW. Du hast ihn kürzlich einen “der letzten Humanisten unserer Tage“ genannt. Wie meinst du das?

Maeckes: Er wird ja als der krasse Menschenfeind dargestellt, aber wenn du das Album durchhörst, merkst du, dass an sehr vielen Ecken und Enden die Hoffnung aufkommt. Zum Beispiel durch Humor.. Ich glaube, er zeigt nur auf, wie behindert der Mensch ist, aus Hoffnung, dass er besser wird. Das macht ihn zum Humanisten. Er hat einen richtigen Wertekatalog in seinen Liedern, er ist im Endeffekt für den Menschen. Er zeigt es bloß an negativen Beispielen.