F. R.

rap.de:  Hast du gleich nach der “Excess All Araes“-Tour mit der Arbeit am neuen Album angefangen?

F. R: Nein, dass war ein sehr komprimierter Produktionsprozess. Anfang Februar habe ich angefangen zu schreiben, hatte davor aber schon Ideen gesammelt. Und dann haben wir das in ein paar Monaten unfassbar schnell runtergerissen, was ich gar nicht geglaubt hätte. Meine alten Alben haben gut und gerne mal zwei Jahre in Anspruch genommen. Trotzdem habe ich noch nie soviel Zeit in ein Album investiert, Tag und Nacht haben wir daran geschraubt.

rap.de: “Wir“ sind in diesem Falle du und die Beatgees, oder?

F. R: Genau, die haben das komplett produziert. Da sind noch zwei Produktionen von Iwan und ZPYZ drauf, das hat dem Album auch noch seine eigene Note gegeben.

rap.de: Stand der Albumtitel schon früh fest?

F. R: Auf jeden Fall früher als der Titel von Udo Jürgens (grinst). Naja, aber das heißt ja auch minimal anders. “Der ganz normale Wahnsinn

rap.de: Hattest du gleich ein Konzept im Kopf für das Album?

F. R: Ich bin kein Konzeptkünstler. Auf “Wer bist du??“ wurde das Ganze auch mehr durch den Titel zusammen gehalten als alles andere. Ich schreibe einfach nur über Sachen, die mich bewegen. Bei dem neuen Album war das auch so, und „Ganz normaler Wahnsinn“ hat auch einfach zu der schnellen Produktionsweise und zu den anderen Songs des Albums gepasst.

rap.de: Es wirkt fast wie ein Konzeptalbum: Der ganz normale Facebook-Wahnsinn , der ganz normale Internet-Dating-Wahnsinn – Themen, die besonders deine Generation betreffen.

F. R: Ich habe mich auf keinen Fall vor dem Album zum Sprecher meiner Generation erklärt. Die Themen, über die ich schreibe, gehen einfach aus meinen Interessen hervor. Ich bin natürlich froh, wenn viele Leute aus meiner Generation das teilen, aber gerade mit diesem Album können sicher auch viele ältere Leute etwas anfangen.

rap.de: "Schweigen wir es tot" ist auf jeden Fall ein reifer Text, wie man ihn von einem Zwanzigjährigen kaum erwarten würde. Entstand der aus eigener Erfahrung heraus?

F. R: Ja. Aber ich habe den Text bewusst nicht die ganze Zeit in der Ich-Form geschrieben. So ist es offen für jeden. Aber im Grunde sind es meine Erfahrungen: In der ersten Strophe sitzen sich zwei Freunde gegenüber, und deren Freundschaft geht auseinander, weil etwas in der Luft liegt, was aber nicht ausgesprochen wird. Letztlich verschweigen es aber beide und machen dadurch noch viel mehr kaputt. In der zweiten Strophe geht es um ein kaputtes Familienleben, in welchem die Kinder bemerken, dass die Eltern die heile Welt nur noch für die Kinder vorspielen.

rap.de: Bist du denn ein Scheidungskind?

F. R: Nein, ich bin kein Scheidungskind. Ich gehe zwar generell in Songs an eine persönliche Grenze, in Interviews möchte ich aber nicht weiter gehen als in meinen Songs. In denen offenbare ich ja schon sauviel von meiner Persönlichkeit. Man konnte meine Entwicklung schon die ganze Zeit mitverfolgen, so Trueman-Show-mäßig. Ich habe mit 14 mein erstes Album gemacht und in 2-Jahresabständen konnte man mein Seelenleben nachvollziehen. Das ist aber auch ein Aspekt, der mich als Künstler interessant macht.