F. R.

Derzeit wartet ein Großteil von F. R.s Altersgenossen angespannt auf die Bescheide für ihre Ausbildungs- und Studienplätze. Der hauptberufliche Rapper und Ghostwriter aber geht seiner Leidenschaft nach und bricht mit der Idee eines geraden Lebensweges. Schluss mit dem Mittelweg. Auf in den ganz normalen Wahnsinn. Wieso das gerade in der heutigen Zeit wichtig ist, ob sich Deutschrap in Richtung des 2008 von ihm geforderten Gleichgewichts verändert hat und weshalb er hochgehaltenen Kameras bei Konzerten garnicht mag, verrät der Neu-Berliner uns in einem ausführlichen Interview.

rap.de: Bei unserem letzten Interview hast du noch in Braunschweig gewohnt und bist immer nach Berlin gependelt. Inzwischen wohnst du aber hier, oder?

F. R: Genau. Ich bin direkt nach der “Excess All Areas“-Tour hierher gezogen und teile mir jetzt eine Wohnung mit meinem Steuerberater in Wedding.

rap.de: Mit deinem Steuerberater?

F. R: Genau, mit meinem Steuerberater. Ich habe immer sehr interessante Mitbewohner und diesmal bin ich bei ihm gelandet. Der ist auf jeden Fall super cool: Nicht so der typische Steuerberater im Anzug, vielmehr so der zutätowierte Typ. Der macht auch die Steuersachen für andre Künstler, zum Beispiel für meine Produzenten, die Beatgees. Im Laufe der Albumproduktion ist mir die Wohnung mehr oder weniger zugefallen, habe dann auch sofort zugesagt und bin direkt eingezogen.

rap.de: Wie gefällt dir Wedding so?

F. R: Ich finde die Lage sehr gut. Ich bin sehr schnell beim Senefelderplatz, wo mein Studio ist. Was das Wedding-Klischee angeht, dass es da etwas brenzliger sein soll – davon habe ich noch nichts mitbekommen. Aber ich wohne auch eher im chilligeren Teil. Ich denke auch, dass Berlin sich in dem Album widerspiegelt. Braunschweig war zwar eine super Stadt um da aufzuwachsen, aber irgendwann muss man sich lösen. Ist aber auch easy: Ich kannte die Stadt wegen meinen Produzenten schon, habe hier Freunde und bis nach Braunschweig sind es nur zwei Stunden mit dem Auto.

rap.de: Das letzte Album "Wer bist du?“ war dein Selbstfindungs-Album. Jetzt bist du ein Jahr älter. Hast du dich selbst gefunden?

F. R: Ich finde schon, dass “Ganz normaler Wahnsinn“ ein selbstbewusstes Album ist und "Wer bist du?" die Antwort liefert. Ich bin Künstler und mache mir nichtmehr  jeden Tag einen Kopf um falsch und richtig. Ich denke mir nicht mehr, dass ich jetzt eigentlich schon studieren müsste. Ich bin F. R. und mache jetzt meine Mucke – und das ist gut so! Einfach mal machen! War auch das Credo von dem ganzen Album. Einfach reinstürzen und den Aufwind von Tour und Umzug in die Musik mit zu nehmen.  Ich sag ja nicht, dass ich nie im Leben studieren werde. Aber hey, ich bin 21 Jahre alt, und wenn ich nicht weiß, was ich studieren möchte, dann tu ich’s auch nicht. In der heutigen Zeit wird aber oft der gerade Lebensweg angepriesen. Am besten zehn abgeschlossene Berufsausbildungen, zwanzig Praktika, fertig studiert haben aber bloß noch jung dabei sein um sich direkt ins Berufsleben stürzen zu können. Ich habe auch viele ältere Freunde, die nicht diesen Weg gegangen sind, die leben aber auch. Die sind glücklich und haben ihre Träume verwirklicht.
 

rap.de: Trotzdem bleibt immer die Frage, ob es sich auszahlt. Tut es das bei dir?

F.R: Ja, definitiv. Ich kann momentan von der Musik leben, nicht im Luxus, aber ich komm über die Runden. Ich muss meine Eltern nicht anschnorren und kann meine Miete selber zahlen – von daher ist alles super. Und, vor allen Dingen: Ich kann mich jetzt viel intensiver in die Musik stürzen, wo ich nicht mehr all diese Zweifel im Hinterkopf habe.