Das Neue Prekariat

rap.de: Würdest du auch zu attac! gehen und gegen Stuttgart 21 demonstrieren?

Beatmasta: Früher, mit 19, 20, hatte ich mal überlegt ob ich bei attac! mitmache. Mittlerweile bin ich da ein bisschen realistischer geworden.
 
rap.de: Was heißt realistisch? Dass man nichts ändern kann?

Beatmasta: Nee, das nicht. Aber weil diese Gruppen teilweise auch Meinungen haben, die ich nicht vertreten kann, die einfach viel zu radikal sind. Und ich habe bisher keine Gruppe gefunden, die meine Meinung trifft. Zum Beispiel würde ich jetzt nicht generell den Kapitalismus abschaffen, was ja viele wollen. Das ist Quatsch, finde ich.

rap.de: Aber der Kapitalismus generiert doch Nachfrage, die es nicht gibt. Das ist das Grundprinzip des Kapitalismus

Beatmasta: Ja, das stimmt wohl. Wir haben aber keinen reinen Kapitalismus, wir haben eine soziale Marktwirtschaft  Das ist ja schon ein sozialistischer Einschlag, bei uns in Deutschland zumindest. Vielleicht geht es auch nicht weit genug. Vielleicht müsste das Erben beziehungsweise Vererben verboten werden. Das geht dann dem Staat zu oder so. Da könnte man nicht so Dynastien aufbauen mit Leuten, die sich alles vererben und immer immer reicher werden. Und den Zinseszins sollte man vielleicht verbieten.

Basti: Wenn du selbst in der Situation bist, dass du jetzt morgen Geld erbst und einfach sagen könntest: "Fickt euch alle, ich zieh nach Monaco!", wärst du doch der Erste, der das geil fände.

Beatmasta: Ja, aber das zeigt ja nur, wie verdorben die Menschen sind. (Gelächter)

rap.de: Jetzt habt ihr ein ganzes Lied über die Dritte Welt ("Aktion Mensch") gemacht. So böse der Text auch sein mag, ist er dennoch mitfühlend. Aus welcher Motivation habt ihr euch dieses Thema genommen?

Basti: Auch, weil mich diese Medienpräsenz davon krass nervt. Ab und zu wird auf die Misstände hingewiesen, dabei sind sie doch die ganze Zeit da: Da ist so ein Spendenmarathon, dann redet jeder zwei Wochen oder auch nur zwei Tage darüber, dass es in Afrika den Menschen so schlecht geht. Aber sonst kümmert sich niemand auch nur einen Scheiß um die Leute. Das ist doch geheucheltes Mitleid.

Beatmasta: Ich finde auch, dass man erstmal die Probleme hier lösen sollte. Was ich auch ganz schlimm finde, sind Tierschützer. Mag ich nicht. Einfach aus dem Grund, weil man zuerst den Menschen helfen sollte. Und dann denke ich: Dass wir doch erstmal unseren Menschen hier helfen sollten. Alleine schon in der EU gibt es soviel Leid, im Ostblock werden Frauen zwangsprostituiert, da wird so getan als würde es so was hier gar nicht geben. Wenn du jetzt aufstehst, dann denkst du doch nicht zuerst an die Dritte Welt, sondern: "Oh, ich bin krank", oder "Oh, ich hab Hunger"; oder weiß ich nicht. Man ist sich doch wirklich zuerst der Nächste, das sollte man vielleicht erstmal erkennen.

rap.de: Aber ich glaube, durch Einwanderung, illegale Einwanderung und Flüchtlingsproblematik werden diese Probleme, die dir jetzt am Arsch vorbeigehen, früher oder später zu uns kommen.

Basti: Dann betrifft es einen auch selbst und dann macht man sich Gedanken drüber.

rap.de: (zu Beatmastah) Hast du ein interessanteres Seelenleben als dein Kumpel hier? Es hört sich einfach so ein bisschen armselig an, was der gute Basti da erzählt.

Beatmasta: Ich glaube, diese Abgestumpftheit kommt halt auch einfach, wenn man sich Sachen wie RTL Punkt 12 anguckt.

rap.de: Guckt ihr eigentlich viel fern?

Basti: Ich guck echt nur nachts diese ganzen Asi-Talkshow-Sendungen, um mich zu belustigen. Dieses "Mitten im Leben" und so. Das ist das einzige was ich gucke, so stumpfen Dreck. Ich guck auch nur nachts fernsehen, weil ich den ganzen Tag unterwegs bin.

Beatmasta: Also, im Moment hab ich überhaupt kein Fernsehen geguckt, weil wir das Album fertig gemacht haben. Wir haben einfach überhaupt keine Zeit gehabt – Null! Wenn man wirklich was zutun hat, guckt man kein Fernsehen.