Das Neue Prekariat

Das Neue Prekariat und Trailerpark spielen im White Trash in Berlin. Das passt wie die Faust aufs Auge und wenn die Fans sich dann auch noch für Umme in dem dunklen Kellerverlies tätowieren lassen dürfen, dann wurde alles richtig gemacht. Wir treffen die Reinkarnation der Ärzte kurz vor ihrem Auftritt im Berliner Kultladen und sprechen mit ihnen über Moral, Hintergedanken und dem Freilassen der melodiösen Seele, die den Jungs aus Spandau wohl inne wohnt. Ein überraschend ernsthaftes Gespräch, aber rap.de ist eben auch ein ernsthaftes Magazin. Wer etwas anderes behauptet, ist ein gottverdammter Hater.  

rap.de: Eure Touren sind ja legendär. Von der Bass Sultan Hengzt-Tour ausgeschlossen zu werden, das muss man ja erstmal hinkriegen.

Basti: Ja, das war ein bisschen chaotisch. Der ganze Backstage war leer gesoffen, die Band hatte nichts mehr zu trinken, wir kamen ein bisschen zu spät, dann hat auch noch einer unserer Fans jemanden aus deren Umfeld die Treppe runtergetreten, weil der ihn beleidigt hat. Das war dann einfach zu viel. Kann ich aber voll nachvollziehen. Das hat uns aber letztlich auch den Druck gegeben, dass wir jetzt ein bisschen professioneller arbeiten und uns inzwischen vor Auftritten nicht mehr so krass besaufen. Klingt ja bescheuert, aber es ergibt keinen Sinn, besoffen aufzutreten. Seitdem ich beim Mile of Style in Aurich vor tausend Leuten von der Bühne gefallen bin, trinke ich maximal einen Drink vor einem Konzert.

Beatmasta: In Aurich ist es aber auch so, dass der Veranstalter es fördert, dass sich die Künstler besaufen und nichts mehr hinkriegen.

Basti: Das sind die am besten organisierten Konzerte aller Zeiten, die sind wirklich perfekt! Du kriegst vorher dein Geld in einem Umschlag, bekommst Essen und so viele Getränke. Das ist richtig perfekt durchorganisiert. Aber sobald das Konzert losgeht, ist der Veranstalter der besoffenste Mensch der Welt, schreit vor der Bühne rum oder macht noch was kaputt. Die Atmosphäre ist unfassbar. Und da spielen wir vor tausend Leuten. Das würde in Berlin ja niemals passieren. Das war so ein Minifestival. Kollegah war Headliner. Wir und die 257ers sind da auch aufgetreten, Marsimoto-Soundsystem war noch zum Schluss. Aber in den tausend Leuten war ein Mob von vielleicht 200, die sich auf die Fresse gehauen haben beim Pogen. Das war unfassbar anzukucken. Hinten stehen so Leute, die das nicht kennen, dazu hast du noch 700 Leute, die es kennen, weil die Veranstalter die Mucke auch krass verbreiten. Die geben da gebrannte CDs rum, Raubkopien mit unserem Zeug.

rap.de: Sehr gut. Das freut euch aber auch, deinem Lächeln zu entnehmen.

Beatmasta: Dafür können wir da aber auch locker tausend Euro mit unserem Merch machen, wenn wir da auftreten. Und wir treten da zweimal im Jahr auf, das ist super.

rap.de: Im letzten Interview ging es, ich habe das heute noch mal nachgelesen, hauptsächlich um Drogen. (Gelächter) Hat sich das mittlerweile ein bisschen gewandelt oder ist das immer noch so exzessiv wie damals?

Basti: Also bei mir ist es auf jeden Fall weniger geworden. Ich versuche, das auf Touren zu beschränken, weil ich meinen Körper auch so dermaßen zerfickt habe und sechsmal wegen Magenblutungen im Krankenhaus war. Deswegen versuche ich außerhalb von Touren und Konzerten wenig beziehungsweise gar nicht zu trinken und gar nichts zu nehmen. Um dann auf Tour umso mehr zu eskalieren. Das Problem ist aber, dass wir jetzt so viele Konzerte mittlerweile haben – wir haben etwa 20 oder 30 Konzerte ab September (lacht). Irgendwie muss ich mir eine neue Strategie überlegen.

Beatmasta: Einen Doppelgänger. Dich klonen oder so.

Basti: Ja, irgend so was.