Favorite

rap.de: Gibt es etwas, was Du Dir wünscht oder wie Du gerne leben würdest?

Favorite: Ich weiß nicht. (lange Pause) Schwer zu sagen (sehr lange Pause). Ich würde gerne mal die Natur erfahren. Unsere Natur. Also man wird ja schnell als verrückt abgestempelt, aber ich wünschte, wir wären alle ein bisschen zurück geblieben. Ich wäre gerne ein paar Hundert Jahre früher geboren.

rap.de: Das klingt fast ökomäßig. Würdest Du Dich gerne in der Nachhaltigkeitsforschung betätigen?

Favorite: Weiß ich nicht. Ich hab einfach vor, Geld zu verdienen und alt zu werden. Und meine Tochter durchzufüttern und ihr was beizubringen. Ich habe jemandem das Leben geschenkt, ich bin ja auch froh, dass jemand mir das Leben geschenkt hat, und das ist eine gute Sache.

rap.de: Jetzt kommen Deine Eltern auf dem Album ja auch vor. Du thematisierst ihren Tod beinahe scherzhaft. Wie ist es denn überhaupt, mit 12 seine beiden Eltern zu verlieren? Was bedeutet das für Dich tatsächlich?

Favorite: Ähm… weiß ich nicht. (überlegt) Erstmal ist man schon so: Wat soll dat jetzt? Dann kommen einem die Leute mit dem lieben Gott und labern einen voll, dann denkt man sich, hm, was ist denn da jetzt dran? Ist der jetzt irgendwo? Ich war auf jeden Fall auf der Suche nach irgendwas. Deswegen bin ich auch auf die Religion gestoßen.

rap.de: Wie ging das bei Dir weiter? Bei wem warst du dann?

Favorite: Bei meiner Tante und meinem Onkel. Da kam ich gut klar, ich hätte besser da bleiben sollen. Dann hatte ich noch eine Tante und einen Onkel, die hatten mehr Geld und waren dementsprechend sehr konservativ. Da habe ich gar nicht reingepasst, aber da die mehr Geld hatten, musste ich halt zu denen. Da kam ich nicht klar. Das habe ich drei Jahre ausgehalten, bevor ich von alleine ins Heim gegangen bin, aus freien Stücken. Bis ich achtzehn war, dann hatte ich eine eigene Wohnung. Mir war auch egal, dass die Geld hatten, ich dachte mir, ich brauche kein Geld und hau einfach erstmal ab. Geh erstmal meinen eigenen Weg und komm damit klar.

Slick One: An dieser Stelle kann man auch mal sagen, dass das übrigens immer falsch kommuniziert wird, wie Favorites Eltern gestorben sind, das war nämlich kein Autounfall.

Favorite: Nein. Die waren campen, in einem Wohnmobil und dann gab es einen Kabelbrand und sie sind verbrannt. Das Nachbarpärchen ist auch verbrannt.

rap.de: Und Du hättest eigentlich mit dabei sein sollen?

Favorite: Ja.

rap.de: Und warum warst Du nicht dabei?

Favorite: Meine Schwester meinte, der kann doch jetzt zuhause bleiben, der ist alt genug. Ich pass auf den auf.

rap.de: Hat sie auf Dich aufgepasst?

Favorite: Nee. (Gelächter) Natürlich nicht.

rap.de: Hat das alles Dein künstlerisches Schaffen beeinflusst?

Favorite: Natürlich, klar. Der Favorite ist nur so, wie er ist, durch das alles.Ich bin wirklich radikaler und anders als die anderen.

rap.de: Glaubst Du, dass ein Künstler so eine radikale Vita braucht?

Favorite: Nö, nicht unbedingt, man kann auch über ganz normale Sachen rappen. Ist ja auch schön. Die meisten sind ja normal. Normale Musik für normale Leute. Ist auch gut.