Favorite

rap.de: Eigentlich ist das ja eine richtig antikapitalistische Haltung, die Du da einnimmst. Könntest Du Dir vorstellen in so einer Landkommune zu leben, wo alle für die Gemeinschaft arbeiten?

Favorite: Jetzt nicht mehr, ich habe da keinen Bock drauf. Jetzt mach ich Musik und habe mich angepasst. Scheiß drauf. Jetzt spiele ich das dreckige Spiel mit. ich habe jetzt 'ne Tochter. Ich kann die Welt nicht mehr verändern. Ich muss jetzt Geld verdienen, Alter. Aber es gibt so viele junge Menschen, die noch was verändern könnten, die denken aber nicht darüber nach, die kommen genau in die selbe Scheiße rein wie ich. Aber wir haben noch den Kontakt zu den Kindern und zu der Jugend. Wir können denen doch noch was einpflanzen und eine Revolution starten.

rap.de: Das wäre ja toll, aber was konkret müsste bei einer Revolution denn passieren?

Favorite: Also, ich sehe das Problem darin, dass wir gerade in die totale Kontrolle abdriften. Dass wir unsere Freiheit verlieren. Dass man zum Beispiel an den Tankstellen nach null Uhr keinen Wodka mehr kaufen darf, obwohl er da offen steht. Überall versucht man uns immer mehr die Freiheit zu nehmen. Man packt uns in so einen Glasknast. Ich hab jetzt aber auch nicht Bock, so deep zu werden. Ich bin voll müde. Mach einfach ein RapInterview.

rap.de: Ok, klar. Na gut. Super. Diese neuen Flows und die gesungenen Lines – kam das einfach so aus dem Bauch heraus oder hast du das geübt?

Favorite: Das ist einfach Evolution. Ich kann nicht super singen, aber es reicht, um auch mal musikalisch zu sein. Ich finde es zwar nicht schlimm, wenn ein Rapper nicht singen kann, aber ich für mich dachte mir, es wäre auf jeden Fall besser, wenn man beides könnte. Es ist cool, wenn Leute gut singen können. Das beeindruckt mich immer, wenn einer singen kann, verzaubert einen das mehr als wenn einer rappt.

rap.de: Dein Sound hat sich ja auch verändert, so mit diesen 90er-Jahre-Beats. War das gewollt?

Favorite: Nee. Die guten, die modernen Beats bekommen nur die guten Rapper auf unserem Label. Kollegah zum Beispiel. Und ich muss dann halt die 90er-Jahre-Beats nehmen, die auch natürlich schon seit den 90er Jahren dort auf den Rechnern liegen… Nein, Quatsch. Ist natürlich so gewollt. Find ich gut. Bisschen ruffer. Ist ein anderes Gefühl. Ich hab ja früher auch viel Wu Tang gehört.

rap.de: Gehst Du auch auf so “Back in the 90s“-Partys?

Favorite: Nee. Geh ich nicht.  

rap.de: Gehst du überhaupt noch aus, jetzt wo Du Vater bist?

Favorite: Natürlich. Ich will ja auch nicht verbittert rumsitzen und nur noch Vater sein. Deshalb macht man da so einen Spagat, führt so quasi ein Doppelleben und versucht, seiner Tochter Moral einzutrichtern und sobald sie ins Bett geht, genau das Gegenteil zu machen.

rap.de: Bist Du ein moralischer Mensch?

Favorite: Ja, aber ich bin auch immer bereit, alles über den Haufen zu werfen, für zwei, drei Stunden. Das betrifft ja auch nur meine eigene Moral. Ich tu ja keinem damit weh. Nur mir – aber ich brauche das ja auch.

rap.de: … und Deiner Liebsten.

Favorite: Nein, auf keinen Fall. Also Fremdgehen oder so was, das mach ich nicht.

rap.de: Aber wenn Du Dich zerstörst und sie kriegt das mit, dann tut es ihr ja auch weh.

Favorite: Nee. Die zerstör ich ja mit. Das will die ja auch. Deswegen haben wir ja ein Kind. (lacht)

rap.de: (ratlos🙂 Aha. Ist sie eigentlich dabei auf Tour?

Favorite: Ja, die kommt hin und wieder mal vorbei, lässt sich durchziehen, weil ich halt keine Groupies ficke. Das wäre schlimm, das würde sie mir nicht verzeihen und dann wäre sie weg, mit dem Kind.