Joe Rilla chartet auf 9

Gibt es ein Leben nach Rap, fragen wir bei rap.de uns manchmal bange? Nun, eigentlich wollen wir uns das gar nicht vorstellen, aber wenn wir ab und an mutig den Kopf heben und über den Tellerrand blicken, stellen wir fest: Doch, ja, gibt es tatsächlich. Erstaunlich.

Zum Beispiel Joe Rilla: Als Rapper trotz Talent und unübersehbarem Alleinstellungsmerkmal eher mit überschaubarem Erfolg gesegnet, hat er nun mit seinem neuen Projekt Haudegen anscheinend zu sich selbst gefunden. Statt über Plattenbauten zu rappen, singt er nun vom Arbeiterleben in der Gosse, statt Rakim oder Nas sind nun Barden wie Reinhard Mey, Herbert Grönemeyer oder Konstantin Wecker die erklärten Vorbilder, ein gewisser Böhse Onkelz-Einfluss ist ebenfalls nicht zu überhören. Und siehe da, die Neuausrichtung beschert Rilla und seinem musikalischen Bruder Tyron Berlin endlich das, was ihnen mit Rap nie gelungen ist: Einen der vorderen Plätze in der Top Ten. Das Haudegen-Album "Schlicht und ergreifend" ist auf Platz 9 der deutschen Albumcharts eingestiegen. Wir gratulieren herzlich dazu!

Ein anderer Rapper, der sich neu orientieren möchte, ist Chakuza. Derzeit kann man ihn auf seiner Tour das letzte Mal in alter Form, sprich als klassischen Rapper erleben. Beim nächsten Album soll damit Schluss sein. "Ich habe dem Proletentum abgeschworen", erklärt Chakuza am Rande der besagten Tour kürzlich gegenüber Rapresent.me. "Ich habe einfach keinen Bock mehr, Musik zu machen wie ein 20jähriger. Alle Leute, die mich umgeben, sind Musiker. Wir machen ab jetzt einfach Musik." Wie genau sich das anhören wird, weiß aber offenbar noch niemand, nichtmal Chakuza selbst. "Musikalisch müssen sich alle überraschen lassen, das kann ich auch noch nicht ausplaudern, weil es noch in den Kinderschuhen steckt."

Das ganze Interview seht bzw. hört ihr hier:

Ebenfalls auf zu neuen Ufern möchte sich bekanntlich die einzig wahre Berliner Schnauze Bass Sultan Hengzt machen. Bisher hindert Hengzt allerdings noch sein altes Label Murderbass daran, endlich das lange angekündigte Pop Rockz-Album zu veröffentlichen. Unverdrossen hat Hengzt aber jüngst via diverser Internetkanäle durchblicken lassen, dass es bald soweit sein soll.

Halten wir also fest: Es gibt tatsächlich manchmal ein Leben nach oder auch nur vorübergehend ohne Rap. Ob einem das gefällt, steht natürlich auf einem anderen Blatt.