Favorite

Vom Harlekin und Anarcho zum Chart-Rapper: Ganz ehrlich – wer hätte gedacht, dass dieser Favorite mit seinem neuen Album auf Platz vier einsteigen würde? Ist er aber, womit er erstens mal wieder bewiesen wäre, dass Deutschrap 2011 durchaus noch Käufer ziehen kann und sich zweitens zeigt, dass auch et war  speziellere, abseitigere Themen ein breiteres Publikum finden können. Wobei speziell und abseitig im Falle der Texte von Christoph Alex ja eher noch stark untertrieben ist. Für sein neues Album, das auf denselben Namen hört wie der Rapper selbst, also "Christoph Alex", hat er nun die Maske, hinter der er seine emotionale Innenwelt sonst verbirgt, ein wenig gelüftet – allerdings nicht sehr, wie er im rap.de-Interview verriet. Was es bedeutet, wenn einem im Alter von zwölf plötzlich beide Eltern genommen werden, wie er seine Tochter erzieht und warum er ständig Leuten in seinen Texten auf die Füße treten muss, erzählte er uns dann auch noch.

rap.de: Fangen wir mal mit Platz 4 in den Charts an. Das hat uns überrascht.

Favorite: Das hat uns alle überrascht. Da hat natürlich keiner mit gerechnet. Wir haben gehofft, Top Ten zu gehen, aber auch nicht wirklich. Zuerst dachten wir, höchstens Top Zwanzig. Als es dann draußen war, war dann auf einmal die Rede von Top Ten, aber Platz vier – ja, gut. Also, drei Jahre lang kein Album machen und dann auf Platz vier gehen, ist schon frech.

rap.de: Jetzt heißt das aber, dass Dich doch relativ viele Leute in dieser Szene verstehen und mögen, oder?

Favorite: Ja, komisch eigentlich. Ich beleidige die ja auch oft, aber gerade deswegen mögen die mich. Jeder normale Typ würde sagen, ich liebe meine Fans. Das machen die auch alle immer so scheinheilig, heucheln da rum, und ich komm einfach da hin und sag: Eigentlich seid ihr alle scheiße. Und das feiern die halt dann auch, dat man auch mal ehrlich zu denen is'. Dauernd werden sie belogen und dann kommt endlich mal einer, der ehrlich ist. Ich glaube, meine Fans sind einfach lustig drauf. Die werden halt gerne beleidigt.

rap.de: Die meisten werden wahrscheinlich aber schon glauben, dass hinter dieser zynischen Fassade ein sehr liebevoller und mitfühlender Mensch steckt.

Favorite: Ist ja auch so. Ich hab natürlich auch ein Herz und so und bin nicht so ein Bastard wie auf CD. Mich als Engel darzustellen, wäre falsch, auch im privaten Leben. Aber ich bin auf jeden Fall mitfühlend. Ich banne meine bösen Dämonen auf CD, damit ich im privaten Leben nett sein kann.

rap.de: Kehrst Du so viel Hass nach außen, weil Du es anders nicht aushalten würdest?

Favorite: Teilweise schon, aber Hass hab ich eigentlich nicht. Nicht auf die Menschen, die auf meiner CD zu Schaden kommen. Die sitzen ja mit mir im selben Boot. Eigentlich mag ich die Menschen. Ich bin ein Mann des Volkes und deswegen mag ich das Volk auch.

rap.de: Und was genau stört Dich an der Welt?

Favorite: Dass die Menschen alles mit sich machen lassen. Dass die vom System so abhängig leben hier in Deutschland, dass es keine andere Möglichkeit gibt. Und dass keiner drüber nachdenkt, ob das so schlau ist, was wir gerade machen und wo das hinführt. Alle verdienen Geld und hinterher sterben sie und haben Geld verdient. Toll. Das hat doch keinen Sinn.