Bushido: Naja, weil ich zu dem Zeitpunkt, an dem ich diese Menschen kennengelernt habe, von deren Musik sehr überzeugt war. Ich bin es eigentlich immer noch, weil ich nicht glaube, dass Talent einfach verschwindet. Sie sind aber nicht überlebensfähig. Sie kriegen den Spagat nicht hin.
Bushido: Ich weiß nicht, was denen fehlt. Wenn ich's wüsste, würde ich's ändern und ich hätte nur Stars auf meinem Label. Ich hätte nur Bushidos auf meinem Label. Meinst Du nicht, ich würde mich darüber freuen, wenn ich plötzlich einen Künstler hätte, der mehr verkauft als ich? Ich hab alle Rechte an allem, ich kann alles produzieren, alles rausbringen, wie ich es möchte, der Typ hat die ganze Arbeit und ich mach halt meine Tüte auf und das Geld fällt rein. Perfekt, Alter! Geh raus, streite Dich mit den Leuten, mach Interviews, blablabla. Dann muss ich das selber nicht mehr machen. Ich verreise schön in der Zwischenzeit. Ich wäre froh darüber, aber die schaffen das nicht.
Auch mein Anwalt meinte zu mir: Bushido, ganz ehrlich, Deine Loyalität in Ehren, aber irgendwann ist's vorbei. Schneid einfach ab. Tut vielleicht ein bisschen weh, aber scheiß drauf.
Das Schlimmste für mich war ja dieses Gelaber. Das Schlimmste für mich war dieses Gequatsche von den Leuten, die keine Ahnung haben, und die so tun, als würde Baba Saad mein Brot bezahlen.
rap.de: Bist du jetzt richtig sauer auf die alle?
Bushido: Nein, ich bin nicht sauer, Alter, Gott bewahre. Das sage ich Dir jetzt ganz ehrlich: Ich versuche, so wenig wie möglich sauer zu sein. Dieser D-Bo-Weggang, Chakuza-Weggang, Bizzy-Montana-Weggang, Baba–Saad-Diss – das beschäftigt mich ungefähr einen Tag, und dann ist es weg. Glaubst du, wenn ich mit Sido telefoniere, denke ich in dem Moment an Baba Saad?
Bushido: Kuck mal, egj bin in erster Instanz ich. Egj ist ein Büro, in dem vier, fünf Leute sitzen und arbeiten. D-Bo und Katja machen meine ganze Buchführung, wobei ich zu D-Bo sagen muss: Ganz ehrlich, der ist der einzige Mensch, mit dem ich jetzt wieder sehr guten Kontakt habe. Kurz nach seinem Weggang musste jeder sich neu orientieren, wir waren so weit voneinander weg, was so paradox war, weil er jeden Tag weiter bei uns im Büro saß. Aber jetzt ist wieder alles cool, und das freut mich auch. Mit den anderen habe ich gar nichts zu tun. Ich hab Stickle beim Echo getroffen und ihm gesagt: Geh weg von mir, nerv mich nicht. Du nervst mich! Er so: "Aber ist doch alles cool“ und will mir die Hand geben, und ich so: "Geh weg von mir, Alter! Ja, wir kennen uns schon lange, aber lass mich doch bitte in Ruhe. Lass mich in Ruhe!“
Also, egj bin ich und das Büro, das es auch weiterhin geben wird. Ich brauche die Leute da auch. Ich brauche diesen Apparat. Kay ist dabei, der, wenn er will, genug Arbeit fürs Büro produziert und vor allem genug Geld einspielt mit seinen Sachen. Kay hat seine eigene Sparte gefunden, was ich sehr bemerkenswert finde. Kay hat etwas geschafft, was kein anderer geschafft hat, außer vielleicht Chakuza für kurze Zeit: Er kann einfach so neben mir leben. Ohne, dass er in meinem Schatten untergeht. Er ist immer noch ein Nimmersatt, obwohl er ein riesiger Fettsack geworden ist, weil's ihm wirklich gut geht und er immer was zu essen hat. Egj bin ich, Kay und das Büro. Das Label steht nicht vor der Auflösung oder dem Bankrott. Wir sind gesundgeschrumpft, mit Betonung auf "Gesund". Natürlich ist es geschrumpft, aber mein Schrumpfen oder das schrumpfende Label bedeutet nicht schrumpfende Umsätze. Ich hatte mit diesen Künstlern nicht mehr Umsatz, als ich es jetzt ohne sie habe – ganz im Gegenteil.