Bushido

rap.de: Wie kam das Feature mit Booba zustande?

Bushido: Booba war schon ewig mein Riesen-Traum. Den hat mir damals schon Specter nahegelegt – mit dem ich mich beim Echo auch sozusagen versöhnt habe.

rap.de: Ehrlich?

Bushido: Ja-ha. (lacht) Ich bin beim Echo reingekommen, und der erste, den ich gesehen hab, war Specter. Ich hab ihn begrüßt und wir haben uns kurz unterhalten. Wir haben unter anderem über das Video für Die Atzen gequatscht, das er gedreht hat, und ich hab ihn gefragt, ob er mir irgendwann mal ein Video drehen könnte, weil ich das so cool fand. Dann haben wir Nummern ausgetauscht und dann kam auch noch Frauenarzt um die Ecke. Das war so ein richtiges Klassentreffen! Voll geil, Alter.
Specter hat mir damals zu Aggro-Zeiten das "Lunatic"-Album gegeben und gemeint: Hier, hör mal, die sind krass. Specter hat mir also sozusagen Booba und Ali gezeigt und ich hab mich dann ein bisschen selbstständiger damit beschäftigt. Seitdem war das mein Traum. Bei Universal damals hat das leider nie geklappt. Universal hat ihm damals eine Menge Kohle geboten, aber er hatte keinen Bock. Das war 2005, und danach habe ich's erst mal für viele Jahre nicht mehr probiert. Letztes Jahr habe ich dann einen Bekannten von Booba getroffen, der hat ihn schließlich angehauen und dann hat Booba gesagt: Okay, machen wir.
Eigentlich wollten wir auch noch ein Video zusammen drehen, das hat aber von der Zeit her nicht geklappt, weil er jetzt erstmal in Frankreich auf Tour geht. Aber der Song ist echt Bombe, er hat sich auch Mühe gegeben.
Xavier Naidoo ist auch auf dem Album drauf, das hat erst vor ein paar Tagen geklappt. Das war das nächste, wo ich mir dachte: Boah, krass Alter!

rap.de: Warum ist es Dir so wichtig, Xavier auf dem Album zu haben?

Bushido: Weil ich schon immer ein Riesen-Xavier-Fan war, seit ich seine ersten Sachen gehört habe. Ich bin Fan! Ich bin auch Premo-Fan, verstehst Du, was ich meine? Kollabos wie die mit araabMUZIK verkaufen mir keine einzige CD mehr, aber ich fand einfach geil, was er macht. Ich wollte das für mich persönlich machen und das nach draußen tragen.
Xavier ist unbestritten einfach ein unglaublicher Künstler. Mir wurde nur damals gesagt, dass Xavier voll Scheiße findet, was ich mache. Deswegen hatte ich das schon komplett abgeschrieben. Irgendwann, auf dem Echo 2009 oder so, haben Kay und Arafat den getroffen und mit ihm geredet und mich angerufen, und Kay meinte dann: Ey, Xavier macht 'nen Song mit Dir! Und ich nur so: Hä? Haltet die Fresse, Ihr Idioten, Ihr nervt schon wieder. Aber Xavier wollte das wirklich machen. Dann habe ich eben was produziert, aufgenommen und ihm geschickt, und dann meinten die von seinem Management: Ist cool, findet er gut, macht er. Ich so: Okay, aber wann? – Ja, hm, so Anfang März. Das hat sich dann aber noch immer weiter verschoben, bis zum 31.03. Ich hatte aber am 01.04. Abgabe! Bedeutet: Hätte er es an diesem Tag nicht geschafft, hätte es eben nicht geklappt. Das ist ein richtig guter Song geworden. Richtig geil.
Stück für Stück sind mir Sachen passiert, die mir abseits von Label-Strategien, Verkaufserwartungen und Chart-Platzierungen so richtig krass Spaß gemacht haben. Das ist bei mir schon schwierig, ich bin ja jemand, der wirtschaftlich abgesichert ist und niemandem mehr was beweisen muss.
 

rap.de: Ist irgendwas passiert in den letzten Monaten, dass Du so ein bisschen lockerer geworden bist?

Bushido: Anscheinend. Ich glaube, ich habe gemerkt, dass man nur positive Resonanz bekommen kann, wenn man selber auch genügend positive Energie reinsteckt – egal, wie esoterisch und schwuchtelig sich das anhört.

rap.de: Aber Du warst doch immer der Anti-Mann.

Bushido: Ja, war ich auch und ich bin bei bestimmten Leuten immer noch anti, das wird sich auch nicht ändern. Aber ich versuche nichtsdestotrotz, bei vielen Leuten und in vielen Situationen, wo es nicht unbedingt nötig ist, mal lockerer zu werden. Das beste Beispiel ist ja Sido. Ich kann mich tausend Mal mit Fler vertragen, aber Sido war immer noch 'ne andere Hausnummer.
Als ich dann auf den Malediven war und er diesen "2010"-Song rausgebracht hat, den ich sehr gut finde, haben mir tausend Leute geschrieben: Ey, kuck mal, was Sido sagt! Und ich dachte mir nur so: Ey, nicht schon wieder, Alter. Nicht schon wieder Diss! Ich hatte da einfach keinen Bock mehr drauf. Auch wenn wir vielleicht keine Freunde waren – aber wenigstens keinen Diss! Ich wollte nichts mehr über ihn sagen und auch nichts mehr hören, weißt Du? Auf den Malediven konnte ich mir das Video nicht ankucken, weil die Internetverbindung so schlecht war und dann habe ich mir den Songtext von ihm durchgelesen. Da hat er irgendwas über BMW gesagt und dann am Schluss so: "Aber trotzdem gute Besserung." Ich so: Hä? Ist doch krass, Alter. Ist doch was Positives.
Dann hab ich ihm einfach geschrieben und gemeint: Ey, ganz ehrlich, wenn das ernst gemeint war, dann vielen Dank. Und so sind wir dann ins Gespräch gekommen und haben uns einfach mal bei Desue getroffen, bisschen gequatscht und alles ist gut.