Morlockk Dilemma

So eine kleine Ausnahmestellung im hiesigen Spiel hat er ja schon, Falko Luniak alias Morlockk Dilemma. Kaum ein deutscher Rapper hat so lange fleißig vor sich hingewerkelt, bis er dann mal schlussendlich auf dem Radar der HipHop-Medien und -Konsumenten gelandet ist. Kaum ein deutscher Rapper hat aber auch eine derart loyale Fanbase um sich geschart. Das vor kurzem erschienene vierte Studioalbum "Circus Maximus" ist für den 29-Jährigen daher nur die Weiterführung einer konsequenten Entwicklung. rap.de hat mit dem Leipziger über Kompromisse, Herkunft, Heuchelei und Durchhaltevermögen gesprochen.
 
rap.de: Was mir an "Circus Maximus" als erstes aufgefallen ist, sind Deine Skits. Auf einem heißt es quasi, dass Kunst im Alltagsleben der Menschen eine nichtige Rolle spielt. Erachtest Du Deine Musik tatsächlich als unwichtig?
 
Morlockk Dilemma: Ich sehe es so, dass meine Musik, betrachtet man das Gesamtgefüge der Welt, sehr unwichtig ist, ja. Für mich hat's natürlich eine Bedeutung, weil ich mich ja zeitlich damit auseinandersetze. Ich wollte damit einfach ein unterschwelliges Statement setzen zu dem "Kunst"-Begriff, der ja auch gerne sehr inflationär benutzt wird.
Es ist halt Rapmusik und es ist eine Sache, mit der man sich die Zeit vertreibt, bei der Hörer abschalten können und sich in eine andere Welt katapultieren lassen. Ich bemesse dem jetzt nicht so viel Bedeutung bei und ich glaube, die wirklich großen Taten werden noch kommen.

rap.de: Was für große Taten meinst Du?

Morlockk Dilemma: Das weiß ich jetzt noch nicht. (lacht) Aber wenn ich es wüsste, dann wäre das eines von vielen Geheimnissen, die ich bis zur Vollendung dann mit mir rumtrage.

rap.de: Es ist aber auch dahingehend interessant, weil Du eine ziemlich loyale Fanbase hast, die sehr ernst nimmt, was Du machst.

Morlockk Dilemma: Das sollte sie auch!

rap.de: Nicht viele deutsche Rapper können sich auf eine derart treue Fanbase verlassen.

Morlockk Dilemma: Kann ich schlecht einschätzen, ich weiß ja nicht, wer genau es sich letztenendes kauft und anhört. Aber ich denke schon, dass mich die Leute, die es wirklich lieben, halt feiern für diese Kompromisslosigkeit. Und das hat natürlich ein paar Jahre gedauert, sich so eine Basis aufzubauen, aber ich weiß zumindest, wenn ich etwas rausbringe, kann ich mit den und den Verkäufen rechnen und das steigert sich auch die Jahre über und gibt mir in meiner Herangehensweise Recht.

rap.de: Ist es da eigentlich nicht verlockend, diese Kompromisslosigkeit mal bleiben zu lassen oder denkst Du immer an die Wünsche Deines Publikums? 

Morlockk Dilemma: Ich sag mal so: Wenn ich mich zuhause hinsetze und mir was überlege, dann hab ich da nicht die Leute im Hinterkopf, die sogenannten "Endverbraucher". Solches Vokabular geht mir da einfach nicht durch den Kopf, wenn ich Mucke mache. Ich habe ja angefangen ohne den Vorsatz, Berufsmusiker zu werden. Bei mir stellt sich die Frage nicht, etwas zu tun, damit es mehr Leute interessant finden. Dafür fehlt mir auch ein Stück weit das geschäftsmännische Denken.
Manche Erfolgsrezepte sind mir dann auch einfach zu platt, als dass ich denke, dass sie wirklich zum Erfolg führen und ich bin dann doch immer wieder überrascht, dass es bei anderen Leuten zum Erfolg führt.
Wenn ich mit Hiob dasitze, dann fällt nicht einmal das Wort: "DAMIT greifen wir DIE Leute ab, DAMIT dann DIE", wenn überhaupt, dann sowas wie:"Okay, dieses Songkonzept ist gut. Aber wir brauchen halt auch was, was live funktioniert."
Man freut sich, wenn das Konzept aufgenommen wird, und wenn nicht, dann nicht. Ich schließ das auch immer ab. Wenn das Master ins Werk geht, hab ich damit auch in meinem Gedankenkosmos nix mehr zu tun. Der Grund warum man eine Platte rausbringt, ist ganz einfach: Damit man etwas Physisches zu Hause hat, das dann in der Schrankwand verschwindet und abgehakt wird.