Laas Unltd.

rap.de: Ist es manchmal so, dass Du den Eindruck hast, man muss die Leute auch mal wachrütteln, wie ein Vater? (lacht)

Laas: (lacht) Nein, guck mal, da wo ich herkomme, durch die Schule, durch die ich gegangen bin, die ersten Sachen, die ich gesehen habe, da war das dann auch so dieses Rapper-Ding. Wenn irgendetwas scheiße läuft, dass man das dann raushaut, in einer geilen Line, so habe ich das kennen gelernt. Dadurch sind dann auch keine Schlägereien entstanden. 

rap.de: Hast Du manchmal den Eindruck, dass die Leute, die nicht durch diese Battle-Schule gegangen sind, ein bisschen empfindlich sind?

Laas: Ehrlich gesagt ja! Wir hatten sogar in der “Backpack Inferno Single“ so ein Ding da reingeballert: “Pussy, Pussy, Pussy.“ Das haben wir dann aber rausgemacht, weil es sich nicht so geil angehört hat.
Diese ganzen Sprüche gegen Mütter und so, das ist so… Da denke ich auch so: “Mein Gott Alter, da hat einer Meine Mutter beleidigt. Keiner von denen kennt meine Mutter“. Ich würde das persönlich niemals so hart an mich ranlassen und ich finde, die ganzen anderen sollten sich da mal auch ein bisschen locker machen.

rap.de: Jetzt gibt es einen Track über deine Mutter, der sogar über die üblichen Disses noch hinausgeht. War das eine Herausforderung, so einen Track zu schreiben?

Laas: Ehrlich gesagt nicht, in der Situation, wo ich das geschrieben habe, kam es einfach so aus mir heraus. Das war eigentlich schon mit einer der leichtesten Tracks, muss man schon sagen.

rap.de: Wusstest Du schon immer, dass Du diesen Track schreiben wirst?

Laas: Das ist eine gute Frage. Ich habe auf jeden Fall eine Weile darüber nachgedacht. Es gab auch schon mal einen Track zu diesem Thema vor ein paar Jahren, der ist nie rausgekommen, der war ein bisschen mehr so auf dieser emotionalen Schiene und irgendwie hat mich das dann immer abgeturnt, so auf Heulsuse zu machen.
Der neue Track ist natürlich auch ein sehr emotionales Ding, das auf Sachen basiert, die ich schon mein ganzes Leben lang mit mir rumschleppe. Selbst die Leute in meinem engstem Freundeskreis sagten dann, nachdem sie den Track gehört hatte: “Krass, das ist so realistische geschrieben, dass die Leute es gar nicht peilen werden, dass es eine fiktive Geschichte ist“. Ich guck sie an: “Hääää?“ Was meint ihr? – Willst Du mich verarschen, denkst Du, ich denke mir so was aus?
(Gelächter) natürlich habe ich drüber nachgedacht: “Soll man jetzt so was erzählen, oder nicht?“, aber im Endeffekt denke ich, dass es für mich auf jeden Fall gut war, es einfach mal raus zu brüllen in der ganzen Aggressivität, wie es auch auf mich eingeprescht ist.
Ich denke auch, dass ganz viele Kids jetzt vielleicht grade in einer ähnlichen Situation sind. Die Eltern stehen in der Küche und schreien sich an und beschimpfen sich. Keine Ahnung, ob denen so ein Track hilft oder nicht. Es musste auf jeden Fall raus.

rap.de: Erhoffst du dir davon so eine gewisse Art von Erleichterung?

Laas: Das Problem ist, wenn ich mir das anhöre, mach ich verschiedene Phasen durch. Einerseits denke ich: “Ja, zum Glück hab ich das alles mal gesagt“, andererseits gibt es auch Momente, in denen ich das höre und das dann ganz viel in mir aufwühlt. Dann fallen dir noch andere Sachen ein.
Ich meine, ich liebe je meine Eltern über alles, es ist ja auch nicht so, dass ich die schlecht machen oder abfucken will. Ich bin denen auch nicht böse, dass das passiert ist oder so, weil die halt auch ihre Situation hatten. Das ist ein hin und her, aber letztens saß Harris bei mir in der Küche und sagte: “Alter, das ist so ein Song, den ich schon immer machen wollte, mich aber nie getraut hab. Überkrass, dass Du Dich das getraut hast und gemacht hast!“.