Haftbefehl

rap.de: Wie gefährlich ist das denn, wenn man sein kriminelles Leben in Texte packt?

Haft: Ich mache ja nichts mehr. Ich lebe ja von Rap. Ich habe ja einen Megadeal und 150.000 Euro Vorschuss gekriegt und seit dem mache ich ja nichts mehr. Ich bin jetzt nur noch Künstler. Haben wir uns verstanden ja? (lacht)
Die können ruhig bei mir zu Hause vorbeikommen. Die kommen sowieso pro Quartal bei mir vorbei und klingeln an der Tür. Alle drei Monate: “Sind sie noch da, servus?“ – “Ja, servus – ihr Idioten“ Dann mache ich die Tür zu und drehe mich um: “Ihr Hurensöhne
Guck mal, bei den Bullen gibt es immer einen Großen, einen Breiten und einen Jumper. Der Jumper hält immer fest und der andere muss dann nachrennen. Ist immer so. Ich sehe das sofort oder E-46 mit Antenne auf dem Dach: “Kauft euch mal neue Autos!“. Dümmer geht es nicht mehr, kennst du das? Aber lass mal die Bullen jetzt, lass uns mal über Musik reden.

rap.de: Ok, wir waren bei den Texten. Du schreibst nachts Deine Texte und dann…?
 

Haft: Nee, ich schreibe meine Texte nicht. Die schreibt der Jones.

rap.de: … wie geht es dann weiter? Wann gehst Du ins Studio?

Haft: Studio? Wenn ich wieder drei, vier Songs gesammelt habe, gehe ich ins Studio. Immer so nachts, von 20:00 Uhr bis 2:00 Uhr machen wir Session, dann gehen wir nach Hause. Dann trifft man sich drei, vier Tage später wieder und geht wieder ins Studio. Ich gehe nicht jeden Abend ins Studio, so einer bin ich nicht.

rap.de: Auf dem Album sprichst Du ja ein sehr politisches Thema an: Palästina. Du nimmst auch eine ganz konkrete Haltung ein, mit "Boykott Israel"! Kann man so sehen, wenn es um die Palästinenser an sich geht, aber im Gazastreifen regiert zum Beispiel die Hamas, was sagst Du dazu?

Haft: Die haben sich zusammen getan um was dagegen zu machen. Ich bin ja Kurde. Wir wurden auch jahrelang unterdrückt, wie die Palästinenser, deswegen habe ich ja diesen Song gemacht. Hätte ich jetzt einen Song gemacht “Freiheit Für Kurdistan“ hätte es wieder geheißen: “Haft ist Apo Öcalans Cousin“. Deswegen habe ich einen Song für meine Brüder in Palästina gemacht.

rap.de: Was würdest Du Dir für die Region wünschen?

Haft: Freiheit!

rap.de: Mit Israel oder ohne Israel.

Haft: Ich glaube, nach so vielen Jahren Krieg können die nichts mehr zusammen machen. Das sind einfach zwei verschiedene Kulturen.

rap.de: Glaubst Du die Kurden und die Türken können sich jemals wieder ausstehen.

Haft: Das könnte funktionieren.

rap.de: Warum? Da gab es auch sehr viel Krieg und sehr viele Tote.

Haft: Ja, aber im Endeffekt sind beides Moslems und die Kultur ist nicht so verschieden wie bei den Juden und den Palästinensern.

rap.de: Ich glaube die jüdische und die arabische Kultur ist nicht sehr unterschiedlich.

Haft: Doch, doch, doch. Da ist viel mehr Hass, als bei den Kurden und Türken. Das ist ne ganz andere Liga. Das liegt auch an der Generation.
Unsere Eltern haben uns nicht mit Hass gegen die Türken aufgezogen. Bei mir zu hause war das nie so das Ding. Auf jeden Fall würde ich mich freuen, wenn sich die Welt mehr einmischen würde und Frieden. Du hast mir eine Frage gestellt und meine Antwort ist: Frieden.

rap.de: Das ist doch ein schönes Schlusswort.