Haftbefehl

rap.de: Wie bist du da drauf gekommen zu rappen?
 

Haft: Ich bin mit Rap groß geworden. Seit dem ich 13 bin, höre ich Rap. Mit Kriss Kross hat es angefangen, wo die Hose falsch herum angezogen waren. Dann hat mal mein Bruder nen Batzen Alben nach Hause gebracht. Biggies Album “Life Alter Death“, damit hat es dann für mich richtig angefangen, Alter. Da habe ich jeden Abend zwei Stunden Musik gehört.

rap.de: Hast du das auch richtig analysiert oder hast Du es mitgerappt?
 

Haft: Nee, ich konnte kein Englisch damals. Hatte nur Ideen gehabt, aber ich fand auf jeden Fall die Musik gut. Französischen Rap höre ich jetzt seit 4 Jahren, so Booba, Lunatic, Sefyu, alte Sachen. Das war auf jeden Fall krass. Die neuen Sachen sind mir zu amerikanisch. Aber alte französische Sachen sind geil auf jeden Fall, Mafia K’1 Fry und so. Die sind auf jeden Fall krass.

rap.de: Sprichst Du französisch?

Haft: Nee, leider kein Wort.

rap.de: Sprichst Du englisch?
 

Haft: Ein bisschen, Alter. We can make an interview in english. (lacht) Ich hab durch die Rapmusik ein wenig englisch gelernt. Krass oder? Ich habe damals in der Schule immer ne fünf gehabt. Aber durch Rap habe ich englisch gelernt. Ich weiß auch nicht, wie das passiert ist.

rap.de: Wie bist drauf gekommen, dass Du selber rappen könntest?
 

Haft: Das hat bei mit in der Türkei angefangen. Mir war langweilig und dann habe ich gesagt: “Wie diese ganzen Spasties in Deutschland rappen? Das kann ich doch auch!“ Ich habe auch genug zu erzählen, ich hab auch genug erlebt und wenn die da was erzählen, dann kann ich fünf mal soviel erzählen wie die.
Guck mal, diese Leute in Deutschland – soll ich dir sagen worüber die rappen? Die sind immer nur dabei gewesen. Die erzählen immer von der seitlichen Lage. Ich erzähle es in der 3D-Version, verstehst du? Aus meiner Sicht! Das ist der Unterschied zwischen den ganzen Rappern und mir.

rap.de: Warum warst du in der Türkei?
 

Haft: Wegen eines Haftbefehls! Ich wurde gesucht in Deutschland und bin abgehau’n. Ich hatte keinen Bock in den Knast zu gehen. Knast hätte mich kaputt gemacht. Ich hätte drei Jahre gesessen und ich hatte nichts damals. Ich war arbeitslos und ich habe gewusst, wenn ich vors Gericht komme, würde ich auf jeden Fall reingehen. Darum bin ich abgehau’n. Mein Bruder hat auch einen Haftbefehll bekommen und so haben wir uns entschlossen in die Türkei abzuhauen. In der Türkei habe ich dann einen Ausbildungsvertrag für Deutschland klar gemacht und als ich den Vertrag hatte, war mir klar, dass ich nicht mehr in der Türkei bleiben konnte.

rap.de: Warum konntest Du nicht in der Türkei bleiben?
 

Haft: Ach hör doch auf. Ich bin doch hier groß geworden, das geht nicht. Istanbul ist zwar ne schöne Stadt, aber das leben ist dort teurer als hier. Wenn du da mal einen Kaffee trinken gehst, zahlst du da acht, neun Euro. Was sollte ich machen? Sollte ich dort für 500 Euro arbeiten gehen? Als Krimineller kannst du dort auch nicht leben, die knallen dir die Füße weg. Das ist kein Spaß. Die Gangster dort sind gefährlich auf jeden Fall, da weht ein anderer Wind.
Hier gibt es auch Motherfucker, hier muss man auch aufpassen in der kriminellen Zone. Vor allem hier in Frankfurt, aber drüben ist härter. Die sind all kaputt da drüben. Da gibt es ganz andere Schienen. Hier wird noch ein, zwei mal überlegt, man setzt sich hin und redet, klärt die Sache. Aber drüben, die knallen dich direkt ab, Alter. Aber sofort.