Basstard

rap.de: Du hast, wie so viele andere Rapper, seinerzeit als Sprüher angefangen. Fühlst du dich noch verbunden mit dieser Subkultur?
 
Basstard: Klar, warum nicht?
 
rap.de:  Bleibt man im Herzen immer Sprüher?
 
Basstard: Ich glaub schon. Man hat irgendwie immer dieses Bedürfnis, "Ah, da ist ein Zug“. Da kriegt man dann so 'nen Turkey. (lacht
 
rap.de: Gehst Du noch manchmal raus?
 
Basstard: Nee. Ich hab gar keine Zeit dafür. Aber ich würde gerne. Außerdem habe ich gar keinen Ausweis und ich will nicht gerne nach Iran abgeschoben werden. Sonst wäre ich vielleicht schon dabei. 
 
rap.de: Warum hast Du keinen Ausweis?
 
Basstard:  Das ist als Iraner nicht so einfach, einen zu bekommen. Weil die Iranische Regierung keinen aus der Staatsbürgerschaft entlässt. Das heißt, du kannst da mit deinem ausländischen Ausweis antanzen und die können den einfach zerreißen, wenn denen gefällt. Die sagen einfach: Ausweis deutsch? Kennen wir nicht. Du bist Iraner. Bamm! Weg. Ich habe aber gar keinen deutschen Pass. 
 
rap.de: Warum denn nicht?
 
Basstard: Weil ich keine Geburtsurkunde habe. Wenn ich zum Beispiel von 'nem Bullen angehalten werde, dann sage ich dem, ich wurde am 0.0. 82 geboren. Dann gucken die mich doof an und sagen: Wie? Dann sag ich: Gib doch einfach ein. Dann gibt er das ein und da steht tatsächlich 0.0.82. 
 
rap.de: Aber wenn du jetzt keinen Pass hast, dann kannst du doch gar nicht abgeschoben werden, oder?
 
Basstard: Das musst du die deutschen Behörden fragen. Ich war ja da beim Amt und die meinte zu mir: Dein Vater ja schon Asyl beantragt, wenn Du jetzt auch Asyl beantragst, kann es sein, dass es abgelehnt wird und Du in zwei Wochen abgeschoben wirst. Das war natürlich Quatsch. Die hat mir eiskalt ins Gesicht gelogen und ich als 17-jähriger habe ich natürlich geglaubt. Die hatte einfach keinen Bock zu arbeiten. 
 
rap.de: Und jetzt ist es zu spät, um Asyl zu beantragen?
 
Basstard: Der Weg wird immer schwieriger und langwieriger. Ich bin da ja schon die ganze Zeit dabei,. Ich dackel zur Botschaft, frag die was und die sagen dann: Besorg mal die und die Papiere aus dem Iran. Ja, sag ich, geht nicht. Ich kenne da keinen. Ja, sagen die, dann such mal nochmal zu Hause. (lacht
 
rap.de: Wäre es gefährlich für Dich, in den Iran abgeschoben zu werden?
 
Basstard: Ja klar, natürlich. Ich habe hier schon riesig viel Werbung gemacht für die Grüne Revolution und dies und das, also freundlich werden die mir nicht entgegen kommen. 
 
rap.de:  Sprichst Du überhaupt Farsi?
 
Basstard: Ja, aber nicht sehr gut. 
 
rap.de: Mit wie vielen Jahren bist Du nach Deutschland gekommen?
 
Basstard: Mit zwei. Mein Vater ist aus politischen Gründen aus dem Iran abgehauen.
 
rap.de:  Kann man darüber sprechen oder nicht?
 
Basstard: Tja, wenn Du willst, dass ich nochmal in den Iran kann, dann nicht. (lacht)
 
rap.de: Hattest du Dir nach den ganzen Entwicklungen in der arabischen Welt nochmal gewünscht, dass es im Iran nochmal aufflackert?
 
Basstard: Natürlich. Das tut glaube ich jeder in meinem Alter. Ob das dann wiederum so gut ist, das weiß man ja nicht, weil eine Revolution ja alles bedeuten kann. 
 
rap.de: Bist Du im Kontakt mit Gleichaltrigen oder Jugendlichen aus dem Iran?
 
Basstard: Ja klar. Über Facebook habe ich viele Leute kennen gelernt. Ich habe gerne Kontakt zu denen und versetze mich gerne rein, wie das ist, da aufzuwachsen. Ich hab den höchsten Respekt vor denen, gerade auch vor den Rappern, weil die gefährden ja wirklich ihr Leben. Das ist ja nicht so wie hier. Da ist WIRKLICH Straße. 40% der Jugendlichen sind opiumsüchtig. Da weht halt ein ganz anderer Wind. Da ist amerikanische oder westliche geprägte Musik komplett verboten. Wenn Du da ein Rapper bist, dann lebst Du auf jeden Fall sehr gefährlich.