Inspectah Deck

rap.de: Was waren denn so Deine letzten großen Kollaborationen? Ehrlich gesagt fällt mir gerade nur "Above The Clouds“ mit Gang Starr ein. Spielst du das auch live?

Inspectah Deck: Natürlich, gerade jetzt. Guru hat mir das damals alles ermöglicht. Er war mit Sadat X von Brand Nubian in dem Club "Down Hills“ am West Side Highway. Ich wusste nicht mal, dass er da war. Er hat da einfach gechillt. Es gab ein bekanntes Studio in Manhattan, das "D&D“ und er meinte, ich soll da mal hinkommen. Als ich da war, habe ich Premier getroffen, Heltah Skeltah waren auch da und wir haben kurz zusammen rum gehangen, bevor Guru kam.
Premier ist der Coolste. Er meinte "Ich habe ein paar Beats, aber für Dich will ich was ganz Neues machen“. Ich weiß noch ganz genau: Es hat 15 Minuten oder so gedauert, bis er was eingelegt hat, von dem er meinte, das wollte er schon immer mal machen. Ich bin dann raus gegangen, zehn Minuten später kam ich wieder rein und er hatte einen Beat daraus gemacht. Premier wollte daran noch was ändern, aber Guru meinte "Nein, genau das ist es! Genau das!“ und dann kam er mit dem gesprochenen Part.
20 Minuten später hat er das Teil dann laut gespielt und das war der Beat, den wir heute alle kennen. Das hat mich richtig umgehauen. Das war auch das erste Mal, dass ich mit Premier zu tun hatte, davor habe ich nur RZA so arbeiten sehen.
Ich meinte "Das ist genau so krass wie die Sachen von RZA“ und er meinte "Das war gar nichts, ich kann dir noch viel mehr produzieren.“ Leider hatten wir dann nicht mehr so die Möglichkeit, was zusammen zu machen. Guru und ich haben unsere Parts dann gemeinsam geschrieben. Mein Part basierte auf seinem, deshalb hat das auch alles so gepasst.

Premier hat den Beat im Studio gemacht und wir beide haben unsere Texte auch direkt dort geschrieben. Das alles in zweieinhalb Stunden und mit drei Blunts.
Ich war total traurig, als mich die Nachricht von seinem Tod erreicht hat. Das hätte ich sein können! Aber es macht mich glücklich, dass die Leute ihm so viel Liebe entgegen bringen. Er war auch kein abgedrehter Typ, der nur Scheiße im Kopf hatte, sondern sehr bodenständig und ich hoffe, dass die Leute dasselbe von mir denken.
Wenn ich gehe, sollen sie sagen: "Inspectah Deck war nicht wie die anderen. Er hat sein eigenes Ding gemacht, sich nicht angepasst und ist niemandem hinterher gelaufen“.

rap.de: Du warst selbst in einer Gruppe mit acht anderen Leuten, in der RZA der "Vater“ war. Wie beurteilst du heute solche musikalischen Zusammenschlüsse?

Inspectah Deck: Als das, was sie sind. Eine Gruppe von Leuten, die zusammen Musik machen. Ich habe ja schon erzählt, dass sich unsere Mütter kannten. Wir sind nicht zusammen gekommen, um irgendwas aufzunehmen, wir wurden nicht durch eine Platte definiert. Wir waren Freunde und haben jeden Tag zusammen rum gehangen.
Für uns war die Musik einfach eine Chance und wir haben sie genutzt. Die meisten sind aber wie diese "Making The Band“-Leute von Puffy, Day26 und Danity Kane und mit denen vergleiche ich uns nicht.
Wir waren eine Art Blaupause für HipHop, wir haben dafür gesorgt, dass es andere Gruppen überhaupt erst gab. Wir waren wie eine Familie und sind darüber ins Game gekommen. Clan steht für Familie und sie sind wie meine Brüder. Viele haben versucht, das zu kopieren und bei manchen hat es funktioniert, andere sahen dabei aber einfach nur bescheuert aus.

rap.de: Ihr seid zusammen aufgewachsen, habt dann Musik gemacht und seid damit erfolgreich geworden. Hat sich eure Freundschaft dadurch verändert?

Inspectah Deck: Ich glaube nicht. Ich kann nur für mich sprechen, aber ich liebe alle noch so wie früher. Ich vergleiche meinen Erfolg nicht mit dem von den anderen. Method Man ist ein Platin-Künstler, aber kann trotzdem noch jederzeit bei mir vorbei kommen und meine Mutter macht ihm einen Sandwich. Das wird sich nie ändern und bei den anderen von uns ist das auch nicht anders.
Es ist schwierig, sie auf einen Track zu bringen, weil jeder irgendwo anders ist, aber diese Liebe zwischen uns wird immer bestehen bleiben. Jeder von uns ist auch ein bisschen für den Erfolg des anderen verantwortlich, weil wir es ohne einander nicht geschafft hätten.

rap.de: Gibt es noch irgendwelche anderen Projekte, an denen du gerade arbeitest?

Inspectah Deck: Ich arbeite an meinem letzten Album, "The Rebellion“. Ich werde älter, ich habe mein Label Urban Icon. Ich habe ein paar Künstler und möchte für sie das machen, was RZA für mich getan hat.

rap.de: Dann wünschen wir viel Glück und bedanken uns für das Gespräch.