Inspectah Deck

rap.de: Wie bist Du zu Deinem Namen gekommen? Stimmt das, dass Du den im Knast bekommen hast?

Inspectah Deck: Ja, das war im Gefängnis. Die Sache ist die, wenn du auf der Straße bist, dann denkst du, dass du alles weißt. Dann denkst du, dass du der heiße Scheiß bist. Wenn du dann in den Knast kommst, dann ist das eine vollkommen neue Welt, an die man sich erst mal gewöhnen muss. Man muss erst mal lernen, wie diese neue Umgebung funktioniert. Wenn man das nicht tut, dann wird man ganz schnell aufgeraucht.
Als ich in den Knast kam, habe ich ziemlich schnell rausgefunden, wer für was verantwortlich war. Das da sind die Typen, die diese und jene Dinge tun. Das da sind die Leute, die auf die Fresse bekommen. Das da sind die Leute, die mit nichts und niemandem was zu tun haben wollen. Das habe ich ziemlich schnell gelernt.

rap.de: Wie lange warst Du da?

Inspectah Deck: Insgesamt war ich zwei Jahre drin. Eigentlich hätte ich mehr bekommen sollen, aber ich habe an einem Programm teilgenommen, durch das ich früher rauskam, aber das mehr so ein Miltärding. Das hat mir aber auch echt was gebracht, da habe ich Disziplin gelernt. Ich war ein bisschen wie Curtis Mayfield. „A little child running wild” und die Disziplin, die man in diesem Programm lernt, die bringt dir einfach bei, dass man auch mal die Fresse halten muss und einfach mal beobachten kann. Da kam dann dieses "Inspectah“ her.
Ich habe mir den Namen ehrlich gesagt gar nicht ausgedacht. U-God hat das gemacht. Da gibt es so einen Cartoon vom Rosaroten Panther und da gibt es diesen kleinen Detektiv. Der Polizeichef schreit dann immer: Inspectaaaaaaaaah. Und U-God hat das dann immer mit mir gemacht, wenn er mich auf der Straße gesehen hat. Er stand dann so an der Ecke und jedes Mal, wenn er mich gesehen hat, hat er gebrüllt: Inspectaaaaaaaaahhhhhhh!!!!!!!! Mit dieser verrückten Stimme und da kam das alles her und das "Deck“?! "Deck“ war ein Graffitiname, den ich gesprüht habe. Ich habe ziemlich krass gesprüht. Ich habe Züge und Busse gebombt.

rap.de: Kann man da noch was sehen?

Inspectah Deck: Bestimmt. Ich garantiere dir, dass man meinen Namen da draußen noch lesen kann. Zuerst habe ich "Dek5“ gemacht, dann habe ich es in "Deck1“ geändert. Ich habe da dann in zwei verschiedenen Styles gearbeitet und den einen kann ich heute noch. Die anderen habe ich ein bisschen vergessen.

rap.de: Mal mal auf!

Inspectah Deck: Gib mir mal Stift und Papier, dann zeige ich dir mal die illen Styles. Den ganzen Namen, ohne den Stift auch nur einmal abzusetzen. One Line.

Ok. Das ist der Style. Mit Krone und Herzchen und so. das musste schon richtig gut aussehen. Ich habe das mit der Dose oder mit Markern gemalt. Überall. Ich habe mir meine eigenen Marker gemacht, aus einem Schwamm und alten Deorollern. Die Tinte habe ich aus dem Kunstunterricht geklaut. Das war eine richtige Sauerei. Das Zeug war überall. Auf meinen Klamotten auf meinen Händen.
Wir haben die Kappen auf den Sprühdosen vergrößert, damit wir richtig fett sprühen konnten. Mann, Mann, Mann. So viele Tricks. Wir haben das schon richtig krass gemacht. Jeden Tag. Überall den Namen drauf schreiben, egal. Überall. Bis ich erwischt wurde und dann musste ich ein bisschen langsamer machen. Das war dann einfach zu risky.
Aber diese Graffiti Jahre waren echt verrückt. Ich habe dieses Hip Hop Ding richtig gelebt und als ich in den Knast kam, habe ich das alles ein bisschen verloren. Ich habe den Fokus verloren.

rap.de: Wie alt, warst Du damals.

Inspectah Deck: 18. 19. das war dann auch das Alter, wo man anfangen musste, aufzupassen. Das war dann der Zeitpunkt als der Inspectah auftauchte.
Ich war wirklich ein bisschen rebellisch. Ich höre nicht so gern auf andere Leute. Ich mache eher das, was ich für richtig halte und wenn ich dann feststelle, dass ich falsch liege und du richtig, dann vielleicht mache ich es so, wie du sagst, aber nicht eher.

rap.de: Was unterscheidet Dich von den anderen Wu-Tang Mitgliedern? Ihr seid ja alle unterschiedliche Persönlichkeiten, aber du wirkst auf mich immer am ruhigsten.

Inspectah Deck: Zurückhaltend. Ich bin zurückhaltend, weil ich in jungen Jahren schon so viel Scheiße gemacht habe, dass mich nichts mehr beeindruckt.

rap.de: Ist das gut oder schlecht?

Inspectah Deck: Ich weiß nicht, vielleicht bin ich abgestumpft. Mit 16 bin ich schon mit dem Auto zur Schule gekommen, hatte lauter Ringe an den Fingern und habe Liz Clayborne Klamotten getragen, bevor andere die überhaupt kannten. Ich habe schon früh so viel gemacht, dass ich jetzt als erwachsener Mann nicht raus renne und mich für alles begeistern kann. Ich wusste schon früh, wie die Dinge funktionieren und wie sie sich anfühlen. Ich hatte damals den Fahrplan von der New Yorker U-Bahn in meinem Schrank, damit ich wusste, wann welche Bahn wo fährt. Dann bin ich durch die ganze Stadt gefahren, immer hin und her, und habe überall gesprüht.

Ich bin manchmal auch nicht in meine Schule gegangen, sondern in die von anderen. Einfach nur um zu sehen, wie die Welt um mich herum funktioniert. Staten Island ist im Vergleich zu ganz New York so klein, also muss man auch an andere Orte und von dort Dinge zurück nach Staten Island bringen. Viele Leute haben Staten Island nie verlassen und haben mich dann gefragt, wo ich die Sneaker her hatte? Ich war 18 Jahre alt und kam mit Schmuck und Autos an, die sonst keiner hatte.
Manchmal kommen Leute zu mir und sagen "Deck, du bist immer noch hier?“, aber ich habe hier Familie, ich habe hier Freunde und werde immer wieder kommen. Dann klopfe ich an die Tür und sage "Ich habe was aus Paris! Guck dir das an!“. (Gelächter) Egal wie berühmt ich bin, ich kann immer noch zurück in meine Gegend.