Inspectah Deck

rap.de: Wie waren die Reaktionen auf Dein neues Album?

Inspectah Deck: Meine erste Single ist ja schon draußen, "Champion“, und die hat gute Reaktionen in den Clubs bekommen. Ich glaube, es liegt am Beat und der Energie. Die wissen gar nicht, was ich da sage.
Heutzutage ist jeder ein Charmeur und macht Lieder für die Frauen – das sind Songs für’s Radio. Aber ich mache meine Musik für Leute, die das dann laut im Auto hören oder wenn sie von der Arbeit nach Hause kommen. Das ist meine Musik. Ich spreche die realeren Leute an, die nicht nur die ganze Zeit feiern gehen. Die ganz normalen Leute, die keine Bentleys haben.

rap.de: Wurde das Video zu "Champion" auch mehr auf einem Independent-Level gedreht?

Inspectah Deck: Ja, ich habe das alles aus eigener Tasche bezahlt. Es gibt keine Special Effects oder so, nur mich und das Mikrofon. In dem Lied wird wirklich eine Geschichte erzählt. Es geht darum, was ich in meiner Karriere schon alles erlebt habe. Angefangen von Geschichten mit Major Labels, über die Tatsache, der Underdog in einer so berühmten Crew zu sein… MTV und BET zeigen es, es ist auf Youtube – es geht auf jeden Fall rum. Ich hab's noch nicht gesehen, seit ich unterwegs bin, aber im Internet findet man es definitiv, wenn man meinen Namen und "Champion“ eingibt.
Wir haben das in Video LA gedreht und es konzentriert sich wirklich auf das Wesentliche.
Es ist ein gutes Video mit einem guten Look geworden und die Leute haben mir gute Resonanz darauf gegeben.

rap.de: Wie lange hast du an "Manifesto“, Deinem neuen Album gearbeitet?

Inspectah Deck: Das hat relativ lange gedauert, weil ich zwei Festplatten-Crashs hatte. Auf der einen war eigentlich schon alles fertig und ich musste quasi noch mal komplett neu anfangen. Während ich daran gearbeitet habe, kam der zweite Crash, aber ich hatte Gott sei Dank ein Backup. Deshalb war nicht alles verloren. Trotzdem hätte ich gerne den ein oder anderen Song auf "Manifesto“ gehabt, den ich mittlerweile wieder habe. Die werde ich auch noch raus bringen, vielleicht mache ich zusammen mit ein paar anderen Leuten noch Remixe dazu. Was viele aber gar nicht wissen: Ich habe das komplette "Manifesto“-Album remixen lassen, mit Jungle, Techno und Drum'n'Bass Beats – da waren auch Produzenten aus Deutschland dabei.

rap.de: Warum hat RZA eigentlich nichts für dein Album produziert?

Inspectah Deck: Der ist in Hollywood und macht Filme mit Quentin Tarantino.
Das ist wie von zuhause ausziehen. Ich habe jetzt meine eigene Wohnung. Ich wohne nicht mehr bei Papa.
Ich fühle mich dem Wu-Tang Clan zugehörig und habe ihn mit aufgebaut, aber ich muss nicht alles mit ihm machen. Ich brauche keine Mutter mehr, die mir beim Anziehen hilft. Ich kann das alleine.

rap.de: Hatte RZA diese Mutterrolle?

Inspectah Deck: Er hatte die Rolle des Vaters, der die Kontrolle über alles hatte.

rap.de: Hattest Du das Gefühl, dass man Dich zurück hält? Deine erste Platte kam ja auch verspätet.

Inspectah Deck: Sie sollte ´96 raus kommen und kam dann ´99.
Natürlich hatte RZA die Kontrolle über alles, aber es lag nicht an ihm, dass ich nicht früher releast habe. Da waren neben ihm auch andere Leute und deren Entscheidungen dran beteiligt. Es war meine Aufgabe, meine Sachen fertig zu machen, aber dann gab es Probleme mit dem Label und schlussendlich bin ich auf demselben Label gelandet wie Nas, Three Six Mafia und Bone Thugs-n-Harmony. Das sind Leute, die Platin gehen und natürlich war ich da ganz unten auf der Liste.
Da habe ich für mich beschlossen, mich aus allen Verträgen zu lösen, die ich zu dem Zeitpunkt unterzeichnet hatte. Das hat ungefähr zwei Jahre gedauert und deshalb hat man in der Zeit auch gar nichts von mir gehört. Alles was ich in dem Zeitraum gemacht hätte, hätte anderen Leuten Geld eingebracht. Das wollte ich nicht. Nachdem das alles vorbei war, habe ich "The Movement“ veröffentlicht.
Ab diesem Zeitpunkt hat mir mein eigenes Material wirklich selbst gehört. Ich habe 100.000 Exemplare verkauft und damit richtig Geld verdient.
"The Resident Patience“ kam dann als Mixtape über mein eigenes Label Traffic Entertainment/ Urban Icon und ist Platin gegangen, obwohl meine Absicht eigentlich nur war, meinen Lifestyle zu halten und meine Kinder ernähren zu können. Dann habe ich mehr Geld in mein Label gesteckt und jetzt ist "Manifesto“ erschienen.

Dafür ist man ja auch Künstler: Man will seine Musik veröffentlichen und nicht nur täglich im Fernsehen zu sehen sein und denken, dass man ein Leben lebt, was man eigentlich nicht lebt.