Tua – Raus aus allen Schubladen

rap.de: Okay, du hast wirklich aus deinen Fehlern gelernt. Wir auch – deshalb reden wir in rap.de-Interview seit Neustem immer über Frisuren.

Tua: Aha.

rap.de: Du hast ja auch den flotten Hipster-Schnitt, Undercut oder wie der heißt.

Tua: Aber ich habe diesen Hipster-Schnitt erfunden. Das muss man ganz klar sagen. Das hier hatte vor mir keiner. Das haben mir alle nachgemacht, auf der ganzen Welt. Nein, normalerweise sehe ich das auch nicht als Hipster-Schnitt, die oberen Haare sind nur länger gerade, weil sie rausgewachsen sind. Normalerweise sehe ich das eher als Kanackenfrisur. Mit der Frisur kriege ich mit meinen Jungs auch keine Probleme. Die ärgern sich nicht, wenn ich so ankomme und sagen nicht "Was los, du Schwuchtel, ja?" zu mir. Mein Umfeld ist ja tatsächlich kanackiger als man denkt. Nur weil ich so eine deepe Mucke mache, heißt das nicht dass ich die ganze Zeit mit Professorensöhnchen und Arzttöchterchen rumhänge. Ich bin mehr auf der Straße, als man denkt und das ist auch okay.

rap.de: Prinz Pi meinte bei uns im Interview, dass du die meisten Gangster-Rapper vermutlich in einem Faustkampf niederstrecken würdest.

Tua: Sagt er das? Geil. Na, wenn er meint. (lacht) Ich lege es nicht drauf an, Alter, ich bin ganz chillig. Was ich auf jeden Fall nie machen werde, ist, auf irgendwelche Disses zu antworten. Okay, es gibt Sachen, wenn man krass meine Familie beleidigt, dann muss ich was machen. Aber dann werde ich keinen Song machen. Das hat doch nichts miteinander zu tun. Das eine ist Kunst und das andere ist Dummheit. Und wenn du dich auf der dummen Ebene mit mir anlegen willst, okay, dann komm vorbei, wir machen irgendwas, dumm wie wir sind können wir uns boxen, wenn du willst. Aber ich will damit nichts in meiner Kunst zu tun haben. Dazu nehme ich meine Musik zu ernst. Wenn ich Musik als lockeres Tool sehen würde, um Frauen zu ficken, dann würde ich damit wahrscheinlich auch viel mehr als Waffe agieren und hier und da mal jemand dissen und mich über jemand stellen. Ich will jetzt nicht pseudo-religiös klingen, aber Musik und Kunst an sich ist mir schon heilig. Ich weiß genau, wer über mich Scheiße redet, ich kriege das schon mit. Aber da wird niemals irgendeine Antwort kommen. Wenn, dann poliere ich mal irgendjemand die Fresse.

rap.de: Ein schönes Schlusswort…

Tua: Oh nee,  das ist das schlimmste Schlusswort. Lass uns irgendein schöneres finden!

rap.de: Gut. Ist es denn völlig ausgeschlossen, dass du irgendwann wieder ein ganz normales Rapalbum aufnimmst?

Tua: Wie ich vorher schon gesagt habe: Ich verkünde jetzt nicht mit einem großen Tada, ich hätte aufgehört zu rappen. Ich habe mit nichts aufgehört und mit nichts angefangen. Es hat sich nur gerade ein bisschen verschoben. Das ist ein Album, wo der Fokus mehr auf dem Gesang und dem Produktionstechnischen liegt. Aber ich bin jetzt nicht auf einmal ein Dubstep-Artist und würde nie wieder rappen. Es ist alles offen. Das ist eben Tua-Musik. Und man weiß nicht, was als nächtes kommt. Ich weiß es selbst nicht. Vielleicht nehme ich fünf Minuten, nachdem ihr gegangen seid, den krassesten Raptrack auf, einfach, weil's mich überkommt, weil ich ein Interview mit rap.de gemacht habe. Das würde mir nicht wehtun. Ich finde es nur komisch, wie oft es für Leute ein Problem darstellt, so: Wie, das ist kein Rap? Ja, kannst du es deswegen nicht hören oder was? Ist das eine Frequenz, die du in deinem Ohr nicht wahrnehmen kannst? Ich verstehe das nicht.

rap.de: Naja, es gibt eben viele Leute, die deine Rapsachen sehr geschätzt haben und sich wünschen würden, dass du mal wieder einen schönen schnellen Doubletime-Part raushaust.

Tua: Ja, das werde ich vielleicht irgendwann machen. Aber gerade ist das für mich unfassbar uninteressant. Musik ist mehr als die Summe ihrer Teile. Wenn alles als Gesamtding geil ist, dann ist das cool.

rap.de: Das Gesamtkunstwerk.

Tua: Genau. Ich hasse es ja, dass ich mich immer als total der Künstler hinstellen muss. Ich wünschte, das würde irgendjemand anderes für mich machen…

rap.de: Ja, so ein 2-Meter-Schrank.

Tua: Genau, der dann immer so sagt: Ey Moruk, er ist voll der Künstler, aber er ist auch hart. (lacht) Nee, weißte, ich habe einfach Bock, das ganze Ding als kreative Austobefläche zu nutzen. Du siehst, wie verwirrt ich die ganze Zeit bin, ich bin hyperaktiv, ich muss irgendwas machen. Ich platze fast vor Sachen, die rausmüssen aus mir. Deswegen schreibe ich diese Kurztexte, mach Pianostücke, mach dies, mach das, produzierte für andere Leute, drehe Videos. Vasi und ich haben einen eigenen Stil entwickelt. Wir überlegen und machen voll viel, wie ist es mit dem Rauschen, wie kann man diesen Schwarz-Weiß-Effekt so hinkriegen, wie wir ihn haben wollen? Ich habe so viele Ideen, deswegen will ich das Ganze als Fläche nutzen. Ich will überall meine Finger mit drin haben, überall mit Gedanken machen. Damit es am Ende mit dem Text und den Fotos im Artwork alles sowas von ich ist, dass es keiner kopieren kann. Punkt.