Tua – Raus aus allen Schubladen

rap.de: Was wäre denn für dich ein perfekter Moment? Außer natürlich ein Interview mit rap.de, versteht sich.

Tua: (grinst) Das ist wirklich schwer zu sagen. Vielleicht habe ich es auch gerade deswegen nicht getan in dem Song. Denn wenn ich jetzt zum Beispiel sage: Sterben, dann klingt das sehr negativ. Aber rein wissenschaftlich ist es wahrscheinlich schon der perfekte Moment. Dieser Abschied von allem. Auch die Geburt ist sicher der pefekte Moment. Zu einem perfekten Moment gehört auf jeden Fall ein kompletter Neuanfang. Ein weißes Blatt Papier. Da muss alles zuende sein, alles neu anfangen. Es muss gleichzeitig alles und nichts passieren. Es ist ganz schwer zu beschreiben. (überlegt) Ach, so was würde ich gerne schriftlich beantworten (grinst). Schreib einfach: Der perfekte Moment ist für mich ein Moment, wo alles offen ist, wo man alle Möglichkeiten hat, aber gleichzeitig nichts muss.

rap.de: Was denkst du, was die besagte  düstere Stimmung in deiner Musik beeinflusst?

Tua: Ich glaube, das ist einfach persönlicher Geschmack. Mehr ist es nicht. Ich mag einfach solche Musik, hab immer solche Musik gehört, bin immer davon beeinflusst worden. Und wahrscheinlich ist es auch Veranlagung, der eine Mensch ist mehr auf Party, ich halt nicht. Wobei, das Komische ist: Ich bin kein schlechtgelauntes Bumsgesicht. Wenn man meine Musik hört, könnte man meinen, dass ich tagaus, tagein immer nur ein in mir selbst versunkener Denker bin. Stimmt aber gar nicht, ich bin die ganze Zeit draußen am chillen, wenn ich nicht im Studio bin. Mir geht's super. Mir gefällt es nur einfach nicht, lustige Musik zu machen. Das fordert mich nicht. Und es kickt mich nicht. Ich habe keinen Bock, mich hinzusetzen und ein lustiges Ding zu machen. Oder selten. Ich bin besser darin, mir Gedanken zu machen und das dann rüberzubringen.

rap.de: Hast du diese Stimmung, die du zum Musikmachen brauchst, eigentlich immer? Im Winter ist es bestimmt einfach, aber geht es auch im Sommer?

Tua: Voll, ja. Noch mal: Es ist nicht immer nur traurig, sondern halt nachdenklich.

rap.de: Aber im Sommer ist man doch nicht so nachdenklich wie im Winter.

Tua: Weiß ich nicht, finde ich nicht unbedingt. Das ist immer eine Frage der Betrachtung. Nachdenklich muss nicht negativ heißen. Ich kann echt auch an einem schönen Tag darüber nachdenken, wie schön es ist, und dann einen nachdenklichen Song darüber machen, wie schön es ist. Der muss nicht zwangläufig traurig sein. Ich würde eben keinen Song machen, wo ich singe (singt) Sexy Eis, Banaaane! Das ist ja auch ein Laune-Song, da hatte jemand voll gute Laune und hat sich gesagt, hey, ich drücke das jetzt aus. Ich würde etwas anderes machen (grinst). Deswegen hat der auch einen Hit gemacht und ich nicht.

rap.de: Würdest du denn gerne Hits machen?

Tua: Ja, wer nicht? Ich würde mich natürlich sehr freuen, wenn ich, ohne irgendwelche Kompromisse zu machen, mit meiner eigenen Musik so viele Leute begeistern könnte, dass die sagen, das ist ein Hit. Das wäre geil. Aber ich hätte jetzt keine Lust, speziell bei mir persönlich, mit der Tua-Musik, irgendwie Kompromisse einzugehen, um einen Hit zu landen. Es gibt schon Songs, wo ich versuche, die Stringenz zu meinen alten Sachen zu wahren. Ich möchte schon Musik machen, die Leute abholt. Ich mache also schon auf eine Art und Weise Kompromisse, aber nicht so marketingmäßige Kompromisse, dass ich sage, ich muss die ganze Ästhetik und alles ändern, damit es zugänglicher wird und viele Leute catcht. Das ist mir scheißegal.

rap.de: Aber du machst dir schon Gedanken, wie deine Musik bei den Leuten ankommt?

Tua: Ja, natürlich. Klar, Alter. Ich bin ein professioneller Musiker, ich muss davon leben. Irgendwie muss man seine Ware ja auch verkaufen. Ich mache mir aber weniger Gedanken, wie ich möglichst poppig werden kann, als eher, wie kann ich nicht noch weiter abdriften in noch unverständlichere Gefilde. Es ist quasi eine Verschiebung in der Richtung… Wow, ich bin echt gespannt, wie du das nachher schreiben willst. Lauter so 'ne "Weißte, wie ich meine"-Sätze (lacht). Schrecklich, Alter.