Tua – Raus aus allen Schubladen

rap.de: Die Songs auf "Raus" haben keine Überlänge, obwohl man sich das gerade bei dir gut vorstellen könnte. Ist das auch eine Konzession?

Tua: Bei den Dingern habe ich keinen Bock drauf gehabt. Da sind auch relativ viele mit Text dabei. Und einen Song acht Minuten lang mit Text vollzuklatschen, ist schon schwierig. Oder man macht einfach eine Strophe, eine Hook und dann total irrsinnig zehn Minuten lang Gedüdel und dann wieder Strophe und Hook. Aber klar, ich würde auch einen Song machen, der eine Stunde geht, wenn ich Bock drauf hätte oder es irgendeinen Grund für mich gäbe. Aber bis jetzt gab es noch keinen.

rap.de: Es gibt auf der EP den Song "Folge mir". Ist das auch als Aufforderung an die HipHop-Fans zu verstehen, mitzukommen auf deinen musikalischen Pfaden?

Tua: Vielleicht schon. Eigentlich habe ich ein Bild gehabt, als ich den Beat gemacht habe, irgendein abstraktes Bild mit Hinterherlaufen. Und dann wollte ich diesen einen Satz mit reinbringen. Aber der passt wirklich ganz gut zu der Situation: Wenn du kannst, dann folge mir. Ich weiß, dass ich mit der Musik den einen oder anderen vor den Kopf stoße. Also, (mit Akzent:) wenn du kannst, dann folge mir, und wennde zu dumm bist, dann bleib wode bist! Ich versuche es auch nicht, den Leuten recht zu machen. Ich kann es den Leuten auch nicht recht machen. Das ist eine zentrale Erkenntnis für mich, die sich bei mir seit "Grau" entwickelt hat. Ich kann nichts anderes machen als das, was ich mache. Wenn ich mich als Tua hinstellen und sagen würde, ich mache jetzt Musik, die sehr happy und zugänglich ist, dann wäre  es vielleicht technisch ganz cool und würde auch dem einen oder anderen gefallen, aber ich wäre endunglücklich. Längerfristig ergibt es für mich also nur Sinn, vergleichsweise kompromisslos das zu machen, worauf ich Bock habe. Ob irgendwann mal genug Leute da sind, dass ich auch als Soloartist erfolgreich bin, wird man sehen. Aber einen anderen Weg gibt es nicht.

rap.de: Auch als Soloartist, sagst du. Du hast da ja noch dieses andere Projekt…

Tua: Mein Nebenprojekt, klar (grinst).

rap.de: …nämlich die Orsons, mit denen ihr jetzt einen Majorvertrag habt. Hattest du eigentlich keine Befürchtungen, dass die ankommen und versuchen, euch ganz viel reinzuquatschen?

Tua: Doch, diese Befürchtungen hatten wir. Voll. Vor allem Maeckes und ich. Wir haben ewig lange überlegt. Wir haben ja auch ein Jahr lang hin und her verhandelt mit allen Majors und rechts-links. Aber schlussendlich haben wir nicht einfach nur so bei Universal Pop unterschrieben, sondern wir haben uns entschlossen zu sagen, wir machen jetzt Popmusik. Wir werden sicher nicht Culcha Candela werden, hundertprozentig nicht. Man muss sich auch keine Sorgen machen, dass wir jetzt auf einmal behinderte Mucke machen. Aber es muss auch umgekehrt keiner Angst haben, dass meine Sperrigkeit oder die von Maeckes bei den Orsons mit drin ist. Alle Leute, die sagen, ich finde euch cool als Rapper, aber ihr macht so anstrengende Scheiße, ich kann da einfach nicht ran, denen sei ans Herz gelegt, hör dir mal die Orsons an. Da gibt es unsere Inhalte immer noch. Aber halt ein bisschen lockerer gemacht, da kann man sich die gute Laune wahren, das kann man sich echt auch mal an einem Sonnentag geben. Dafür bin ich auch dankbar, dass ich meine ganzen Dogmen, die ich mir auferlegt habe, ablegen kann, das ganze Schwarz-Weiß-Getue, diese Nachdenklichkeit, die Kälte in der Musik. Als Teamplayer kann ich das super. Da kann ich auf die Ideen von anderen eingehen, die das voll fühlen und das dann umsetzen. Aber als Soloartist würde ich mich nicht wohlfühlen dabei, "Wunderschöne Welt" von Kaas zu machen – obwohl ich den ja auch produziert habe. Das wäre einfach nicht ich.

rap.de: Du lebst bei den Orsons also ganz andere Seiten von dir aus.

Tua: Ich trenne das schon ganz klar. Und ich hoffe auch, dass die Leute das trennen und checken können, dass das einfach zwei unterschiedliche Welten sind. Die aber gut nebeneinander her funktionieren können. Gerade Leute, die auf mich schwören, werden sagen, "Was ist das für eine Scheiße mit den Orsons?". Aber ich hoffe, dass auch die cool genug sind, sich zu sagen, man muss sich auch mal locker machen. Und auch wirtschafltich denken. Und da muss ich die beiden Projekte machen und will auch die beiden Projekte machen.