Tua – Raus aus allen Schubladen

rap.de: Ist das auch ein Prozess des sich Freimachens für dich, von den Erwartungshaltungen, die dir die HipHop-Szene auferlegt hat?

Tua: Naja, der Drang, etwas anderes zu machen, kam auf jeden Fall nicht von außen. Ich habe mich einfach weitereintwickelt. Es ist mir ein bisschen langweilig geworden zu rappen, deswegen habe ich vor zwei, drei Jahren angefangen, vermehrt zu singen. Für mich war es immer wichtig, dass ich eigentlich immer mehr Produzent als Rapper war – ich habe es nur nach außen nicht so klar gemacht. Die Leute haben immer gesagt, ah, der Rapper. Wer hat denn den Beat gemacht? Ah, cool, der Rapper hat auch den Beat gemacht. Aber eigentlich war es eher so, der Produzent hat auch darauf gerappt.

rap.de: Heißt das, du hast eigentlich immer nur nebenbei gerappt? Das wäre erstaunlich, weil du ja auch ein sehr guter Rapper bist.

Tua: Vielen Dank. Naja, vielleicht will ich mich da auch einfach nur reinsteigern in dieses "Das Rappen war mir vollkommen unwichtig" – so natürlich auch wieder nicht, Alter. Ich habe ja viele, viele Jahre gerappt und bin stolz drauf, dass ich das ganz gut kann. Aber in den letzten Jahren ist es mir oft krass auf den Sack gegangen, in dieser Schublade Rapper zu sein und dadurch den ganzen Unfug, den andere Rapper machen, automatisch mitzutragen – egal, ob in die Gangster-oder die übertriebene Hippie-Richtung. Als wäre man bei einem gemeinsamen Fußballverein. Das ist doch Quatsch. Es ist aber nicht so, dass ich, nur um gut dazustehen, andere Mucke mache. Das kommt aus mir selbst raus. Es ist mir aber sicher nicht unrecht, wenn ich nicht immer nur mit diversen anderen Leuten in einen Topf geworfen werde.

 

rap.de: War es zuerst eine Überwindung, mit dem Singen anzufangen?

Tua: Überhaupt nicht. Ich hab eigentlich schon immer gesungen. Ich hab immer mal wieder Hooks gesungen, hab irgendwann mal einen Song gesungen und irgendwann halt mal nur gesungen. Ich werde auch wieder rappen, Alter, es ist nicht so, dass ich mit Ach und Krach sage, ich rappe nicht mehr. Ich will eben nicht nur als Rapper wahrgenommen werden – aber je öfter man das sagt, umso mehr wird man so wahrgenommen.

rap.de: Das Dementi ist erst recht der Beweis.

Tua: Trotzdem hoffe ich, dass man anfangt zu checken, was Tua eigentlich ist. Dass es ein eigene Art von Genre ist. Ich denke an so Leute wie The Streets, wo man auch nicht so genau sagen kann, was das ist. Ist das ein Rapper oder was macht der da? Das ist für mich das Nonplusultra, das man als Künstler erreichen kann. Man sagt, das ist halt The Streets. Und ich möchte irgendwann erreichen, dass man sagt, ist halt Tua. Wenn man will, kann man das sofort sagen, weil keiner außer mir Songs macht, die so seltsam zwischen Produktion und Inhalt stecken. Zumindest in Deutschland ist das absolut einzigartig. Das könnte man schon längst als Tua-Musik wahrnehmen. Tut man aber nicht, weil man dazu tendiert zu sagen, das ist HipHop, weil ich aus dem HipHop komme. Man kann es nicht kategorisieren, also schaut man, wo kommt es her. Und das geht mir ein bisschen auf den Sack. Nur daher dieses ganze Rap-Dementi, was eigentlich gar nicht so gemeint ist.

rap.de:  Was also nicht als Diss an die Rap-Szene zu verstehen ist?

Tua: Überhaupt nicht, Alter! Eher als Diss an die Medien: Nehmt mich mal als das wahr, was ich bin.