Review zu „Tha Carter V“: Schafft Lil Wayne den finalen Klassiker?

„Take everything that you have ‚til you don’t even have an opinion”

Ein weiterer Track, der positiv heraussticht, ist Mona Lisa“ mit Kendrick Lamar. Waynes bitterböse Lyrics über die manipulativen Züge einer Frau, die schließlich zu einem Überfall führen, reihen sich neben einem bestens aufgelegten Kendrick ein. Die beiden agieren auf Augenhöhe und liefern mit ihrer wahnwitzigen Performance einen der absoluten Höhepunkte des Albums ab.

Blut ist dicker als Wasser

Neben Jacida Carter gibt sich auch Weezys Tochter Reginae Carter auf „Famous die Ehre. Während die Auftritte von Weezys Mama durchaus für emotionale Momente Sorgen und der Atmosphäre gut tun, ist der Track mit Reginae nicht viel mehr als eine nette Überraschung. Kann man machen, muss man aber nicht.

Komplettiert wird die familiäre Riege durch die Sängerin Nivea B. Hamilton. Sie besingt gefühlvoll das Instrumental von Dope New Gospel“.  Es handelt sich bei Nivea um Waynes Ex-Freundin, mit welcher er seit 2009 einen Sohn hat, der auf den Namen Neal Carter hört.

Welcome to Wayne`s world

Wayne offeriert auf „Carter V“ das volle Spektrum seiner Schaffenskraft – Konzeptsongs, seichte Ware mit Popappeal, Momente des Flexens und Größenwahns sowie der Retroperspektive reihen sich ein in einem Sammelsurium der waynschen Rapkunst ein.

Tiefe Einblicke

Zudem offenbart sich Weezy auf diesem Album auf eine ungewohnt persönliche Art und Weise. Das liegt nicht nur an den emotionalen Einspielern seiner Mutter – Wayne spricht wiederholt über die schwere Vergangenheit, verlorene Liebesmühen und die Beziehung zu seinen Kindern.

Dwayne Carters dunkles Geheimnis

Außerdem rückt er auf Let it all work out“ erstmals den Vorfall, bei dem er sich mit nur zwölf Jahren selbst angeschossen hat in ein neues Licht. So habe es sich damals tatsächlich um einen Selbstmordversuch gehandelt:

„Too much was on my conscience to be smart about it /
Too torn apart about it, I aim where my heart was pounding“

Abzüge in der B-Note

Der dramaturgische Aufbau des Albums zielt voll darauf ab, den Hörer von Anfang an zu fesseln. Bis zur achten Anspielstation liefert „Tha Carter V“ geballte Qualität mit einigen der stärksten Wayne-Songs der aktuellen Dekade.

Dabei lässt sich eine gewisse Fallhöhe nach einem Drittel des Albums verzeichnen. Hier zieht sich „Carter V“ etwas in die Länge. Dementsprechend hätte eine Entschlackung um drei bis vier Songs dem Album gut getan.

Was lange währt…

Sollte „Tha Carter V“ tatsächlich der Abschluss der Serie sein, so handelt es sich beim finalen Akt seiner Trademark-Reihe um ein gebührendes Finale mit vielen musikalischen Höhepunkten.

Wayne hat eines der Alben des Jahres geschaffen. Auch wenn sich Rap-Klassiker oft erst nach Jahren offenbaren und eine Reduzierung der Trackzahl sinnvoll gewesen wäre, ist der fünfte Tha Carter-Teil ein heißer Kandidat dafür. Weezy ist ein fulminantes Comeback gelungen. Das lange Warten hat sich gelohnt.