Während sich in Chemnitz Zehntausende versammeln, um gegen rechte Gewalt auf die Straße zu gehen und dabei Konzerten von Casper, Marteria, Trettmann, K.I.Z., Nura und noch vielen mehr zu lauschen, sitze ich hier und schreibe einen Wochenrückblick. Toller Aktivist bin ich. Naja, gute und noble Sache auf jeden Fall – ich hoffe, in der Feierwut verlieren die Dudes und Dudines in Chemnitz nicht den Ernst der Lage aus den Augen.
Aber verlieren wir uns nicht in wichtigen Ereignissen und kommen lieber zu trivialem Rapgeschehen. Nachdem wir die Literal Videos irgendwann langweilig geworden waren, kam diese Woche wieder ein richtig gutes. Bausas „Stripperin“ wird nicht nur lustig auf die Schippe genommen, das Cover ist auch musikalisch beeindruckend nah am Original.
Was mir auch überraschend gut gefallen hat: Alligatoahs Slipknot-Cover. Alleine im Wald covert er nur mit der Westerngitarre bewaffnet „Duality“ von Slipknot – und das wahnsinnig gut. Sein deutscher Akzent stört zwar arg, aber gerade im Chorus kommt seine Stimme wahnsinnig gut zur Geltung. Ich habe sowieso ein Faible für ruhigere Cover-Versionen, die mehr auf die stimmliche Interpretation des Sängers setzen und genau das passiert hier. So Marilyn Mansons „Sweet Dreams“ mäßig. Das könnte Alligatoah übrigens auch gerne covern, auch wenn es schon ein Cover ist. Das Wort „Cover“ fiel jetzt sehr oft.
Ausnahmsweise mal kein Cover – wobei das mittlerweile gar nicht so die Ausnahme ist – Money Boys „Fortnite“. Der Titel hat halt gar nichts mit dem Song zu tun und dient nur als Clickbait, aber man sollte echt mal reinhören. Money Boy spittet einfach verdammt souverän seine Lines, kein Autotune, kein doppelter Boden. Seine Stimme ist halt lasch und wird es auch immer sein, aber das ist schon Rap-Rap vom feinsten, was er da abliefert.
Suddens „Willst du mit mir gehen?“ ist zwar von der musikalischen Aufmachung her nicht so ganz mein Fall, aber der Humor ist verdammt treffsicher. Ich mag Sudden als dreckigen Punchliner zwar lieber, der neue Song ist aber wirklich gut erzählt und schafft es irgendwie trotz des makaberen Themas und der höhnischen Herangehensweise, nicht ins übertrieben pietätlose abzudriften. Ach ja und Shoutout fürs Bahn-Bashing!
Leider ist nicht alles so rosig: Kalim hat mich wahnsinnig enttäuscht. Was für „Offenes Verdeck“, Mann? Mach das Verdeck zu und versuch nicht auch noch wie Travis zu klingen. Ich will Songs wie „ZahlTag“ und „VVV“, die sind einzigartig. Ich brauche doch nicht den hundertsten Birdcall-Autotune-Protzer. Niemand braucht das. Ich möchte meine Aussage, dass Universal wahrscheinlich nicht zu viel Einfluss auf Kalims Musik nehmen würde, revidieren. Ich hab Scheiße gelabert. Zumindest hoffe ich, dass wenigstens das Label schuld ist. Ich bete, dass es nicht so weiter geht. Kalims Stärken liegen doch ganz woanders – kann man hier nachlesen.
Dasselbe möchte ich übrigens auch Credibil raten. „Wenn du willst“ hat mir aber wenigstens einen fiesen Ohrwurm verpasst. Ansonsten war „Umsatz“ von Shadow030 ganz geil. Seine hungrige Energie ist einfach krass. Bei Massiv weiß ich mal wieder nicht, was ich davon halten soll. Ballert schon, aber geht mir nicht so richtig rein. Warum überhaupt „Hubba Bubba“? Ist das ein Product Placement? Und das mit den Marshmallows verstehe ich halt gar nicht. Kann mir da jemand auf die Sprünge helfen?
An der Albenfront war ich zugegebenermaßen ziemlich faul. Casper & Marteria muss ich mir noch anhören, habe ich aber richtig Bock drauf. Ich kam am Wochenende einfach nicht wirklich zum Musikhören. Eminems Überraschungsrelease lässt mich ehrlich gesagt eher kalt. Wobei ich durchaus auch Gutes darüber gehört habe. Vielleicht sollte ich ihm noch eine Chance geben, nach „Revival“ kann er mich eh nicht noch mehr enttäuschen. Die Savas-Albumankündigung steht ja erst mal für sich. Abwarten und Tee trinken. Ach ja: Kollegah hat ein Buch angekündigt. „Die 10 Boss-Gebote“. Lasse ich einfach mal so stehen. Unkommentiert. Einfach so. Kollegah hat ein Buch angekündigt.
Habt eine schöne Woche! Adieu!