Ahzumjot

rap.de: Benannt hast du es nach deinem Hund…

Ahzumjot: Genau. Monty ist halt mein Hund, der liegt jeden Tag da und schläft und schläft, dann steht er auf, spielt, frisst was, will Gassi gehen, um kurz zu pissen und zu scheißen. Dann kommt er wieder rein und freut sich, wenn meine Freundin nachhause kommt und ist total glücklich. Der lebt halt diesen Augenblick und für den ist alles toll und schön, alles drumherum kümmert ihn nicht und er hat keine Pflichten. Er muss nicht zu Arbeit gehen, er muss nicht strugglen.

                                              

rap.de: Er kann auch nicht über sich selber nachdenken, er stellt sich selbst nicht in Frage.

Ahzumjot: Genau, das ist es. Und das beneide ich nicht, aber ich gucke es mir an und denke: das Leben könnte so einfach sein. Das unterscheidet uns so krass vom Hund. Diese Reflexion, diese Selbstreflexion, dass du dich selbst in Frage stellst, das macht uns ja eigentlich kaputt. Das hat ein Hund nicht, deswegen ist ein Hund nicht kaputt, höchstens, wenn er gesundheitlich nicht mehr nicht richtig tickt. Und deswegen heißt das Album "Monty“.
Am Anfang erzähle ich ja, ich möchte Monty sein. Dann folgt "STDTKDS“, der Song handelt von nichts anderem als Abhängen. Wir alle hängen ja auch voll viel einfach nur ab. Das Leben besteht zu 10% aus krassen Momenten und zu 90 % aus Nichtigkeiten.

rap.de: "Sepia zu Gold“, das erste Video, ist dann aber mehr nach dem Motto "Nimm es selbst in die Hand“.

Ahzumjot: Genau. Du nimmst einfach den Pinsel und färbst das hässliche Sepia zu Gold. Davor ist ja "Gassi gehen“. Ein Hund ist auch irgendwann gelangweilt von zuhause und will raus und spielen. Das ist das Gleiche wie bei einem Mensch, der sagt, ich will jetzt ein anderes Leben führen. Wie meine Mutter, die mit fünfzig plötzlich einen Laden eröffnet hat, nachdem sie lange als Außenhandelskauffrau gearbeitet hat. Ging krass in die Hose, aber sie hat es wenigstens versucht. Bei "Sepia zu Gold“ sage ich ja: Keine Sorge, Mama, ich mach was sicheres, ich werde Milliardär, was natürlich alles Ironie ist. Ich hoffe die Leute verstehen das auch (lacht).

rap.de: "Webcam“ wiederum könnte fast von F.R. sein. Von der Thematik her, meine ich.

Ahzumjot: Oh Mann, oha. F.R. interessiert mich nicht so, ist nicht meine Welt. Er ist mir zu technisch. "Webcam“ ist jedenfalls der älteste Song. Der ist eigentlich nur drauf, damit die Stimmung ein bisschen aufgelockert wird. Trotzdem handelt er von etwas, was uns alle beschäftigt. Die ganze Internetwelt ist ja nichts, was so nebenbei läuft, sondern…

rap.de: …die einzig reale Welt!

Ahzumjot: Das ist ganz, ganz schlimm. iPhone, Macbook – ganz schlimm (lacht).

                                                

rap.de: Bei "Du wolltest nur Bonny & Clyde“ geht es dann wieder um Selbstzweifel. Um die Angst, einer Frau nicht genug bieten zu können.

Ahzumjot: Ja. Ein Mann ist ja der Ernährer. Der Jäger, der das Geld nachhause bringen muss, der seine Frau verwöhnen können muss, zumindest was finanzielle Sachen angeht. Aber ich kann momentan nicht dafür sorgen, dass es irgendjemand gut geht, ich kann nicht mal dafür sorgen, dass es mir gut geht. Geschweige denn meiner Partnerin. Meine Freundin zahlt oft viel mehr von der Miete. Manchmal denkt man sich dann schon, das Beste wäre für sie, wenn sie sich jemanden sucht, der einen echten Job hat und nicht diesen Scheiß macht wie ich. Manchmal sitze ich da und denke, wieso hat mir das meine Mutter nie ausgeredet, wieso hat meine Mutter nicht gesagt, mach dein Abitur richtig gut und nicht mit 3,1? Aber das hat sie nicht gesagt, weil sie keine schlechte Mutter ist, sondern weil sie eine sehr gute Mutter ist, denn ich weiß nicht, ob ich damit glücklicher wäre. Verbitterte Gesichter trotz Reichtum gibt es ja genug.

rap.de: Zerfressen von Sorgen…

Ahzumjot: Vor allem, wenn du im Internet rumsurfst und siehst, wie die Leute für einen Urlaub sparen. Du arbeitest 365 Tage, das Wochenende ist auch nie wirklich erholsam und dann kannst du dir einmal 14 Tage Malle leisten – wie Casper so schön sagt. Das ist hart. Ey, das ist doch nicht das Leben!
Selbst ich erwische mich manchmal in diesen Momenten, wo ich sage, mein Leben ist total scheiße. Aber eigentlich ist ja alles gut und am Ende des Tages können eigentlich nichts wirklich richtig gut außer dramatisch sein. Darum geht es in "Keine Zeitmaschine“: Auch, wenn am Ende alles schief geht und alles kacke ist, brauchen wir keine Zeitmaschine, weil es doch alles gut so war. Das ist ein positives Ende, das ein bisschen offen bleibt und Platz für Neues lässt.