Ahzumjot

Ein Freitagabend im Spätsommer. Draußen vor den geheiligten Hallen der rap.de-Redaktion weht ein lauer Wind, drinnen aber erklingt ein neues Album, das womöglich, eventuell, wer weiß das schon so genau, einen Sturm entfachen wird. Das freilich bleibt abzuwarten. Qualität hat "Monty", so der Name des Albums, jedenfalls. Und Ahzumjot, so der Name des Rappers, der es aufgenommen hat, ist durchaus vorsichtig optimistisch, obwohl er stets bescheiden und selbstkritisch bleibt. Das zeigt sich auch im Interview mit dem gutangezogenen Schlaks aus Hamburg, der viel zu erzählen hat, sei es von seiner bewegten Kindheit, von seinen Jobs im Einzelhandel und Problemen beim Zahlen der Miete oder von seinem Hund Monty, nach dem er sein Album benannt hat. Auf den Hund gekommen? Sicherlich nicht.

rap.de: Bis vor kurzem kannte dich kaum jemand, jetzt bist du in aller Munde. Wie siehst du selbst deine Entwicklung?

Ahzumjot: Man weiß nie, wo es irgendwann hinführt. Vor einem Jahr kannte ich kaum irgendjemanden. Heute denke ich mir, krass, vor einem Jahr warst du noch so und jetzt hast du halt 30-mal mehr Kontakte. Es ist aber auch nicht so krass viel passiert, ich würde mich niemals als megarelevante Person für HipHop bezeichnen. Noch nicht, vielleicht, man weiß es nicht. Aber trotzdem hat sich in diesem Jahr schon echt einiges für mich persönlich getan. Obwohl das Album noch nicht draußen ist und obwohl eigentlich nach außen hin nichts geschehen ist, hat sich im Hintergrund doch einiges getan. Und dass da Neugier da ist, gegenüber einem sehr, sehr unbekanntem Newcomer wie mir, das ist ja eigentlich ein gutes Zeichen.

rap.de: Bist du dementsprechend optimistisch?

Ahzumjot: Es bewegt sich schon in eine gute Richtung und das macht mich als Künstler natürlich echt optimistisch und zufrieden, gleichzeitig aber sehr vorsichtig und ängstlich, nein, ängstlich ist falsch, aber sehr vorsichtig. Ich bedenke alles, was ich mache, zehnmal. So war ich schon immer, aber es ist noch krasser geworden. Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, wie ich auf Fans wirke oder wie ich auf die zugehen soll. Also nicht, dass ich jetzt vor den Leuten schauspiele, aber ich glaube, ich bin momentan sowieso noch in einer Phase, wo ich das fast gar nicht mehr Kontrollieren kann, dass ich mich einfach krass freue, wenn tatsächlich ein Fan auf mich zukommt. Bei anderen Künstlern ist das natürlich Routine und gehört zum Job, aber ich sehe mich halt noch nicht als Berufmusiker oder Profimusiker, weil ich immer noch in Klamottenläden arbeite und versuche, Leuten Sneakers anzudrehen.

 

rap.de: Du arbeitest als Verkäufer?

Ahzumjot: Ja. Aber ich kündige oft aus reiner Willkür. Man kann mir schlecht reinreden (lacht). Einmal habe ich einen Job gekündigt, weil ich Karten für ein Kanye West hatte, die aber zu mir meinten, du musst da arbeiten, das ist der umsatzstärkste Tag des Jahres bei uns. Wenn du an dem Tag nicht kommst, brauchst du gar nicht mehr zu kommen. Also habe ich für ein Kayne West-Konzert gekündigt. Wenn du im Einzelhandel arbeitest und wenn du wirklich teilweise wie der letzte Dreck behandelt wirst, merkst du die ganze Kälte der Welt in deinem Job, so viele undankbare Menschen jeden Tag, unfreundliche Menschen, schlecht gelaunte Menschen und eigentlich geht es auf dem Albums sehr viel darum: Kalte, schlechtgelaunte, ekelhafte, unpersönliche Welt. Diese Welt macht es für einen Künstler schwer, aus diesem Trott auszubrechen.