Marquart: Das heißt, das ist nicht unbedingt dein fester Sound, den du konsequent weiter verfolgst, sondern es kann auch sein, dass du als nächstes ein völlig anderes Album machst?
Casper: Also es ist ja so, Ich habe zuerst ein Mixtape gemacht, das wahnsinnig rapfixiert war („Die Welt hört mich“ – Anm. d. Verf.) und auf dem wahnsinnig viel gelogen war. Es waren aber zwei oder drei Songs drauf – „Rasierklingenliebe“ und „Kippenpause“ etwa, hätte man die rausgenommen und daraus ein HipHop-Album gemacht – wow. Bei „Hin Zur Sonne“ war ich dann auf dem Kanye-Film, da wollte ich nur so ’ne Beats haben und dafür war Shuko perfekt. Aber auch wenn diese HipHop-Hater erzählen: „Der wechselt ja das, was er macht, alle zwei Monate“ – bisher war alles eine sehr stimmige Entwicklung, meiner Meinung nach.
Staiger: Ich fand auch immer, dass eine krasse Diskrepanz besteht zwischen deiner Live-Show und den Sachen, die auf Tonträger erschienen sind. Deine Live-Show hat sich aber kaum verändert.
Casper: Ja, die Band ist halt dazu gekommen, aber das ist ja meine alte Band von früher, meine Hardcore-Band.
Marquart: Manche meinen ja auch, dass du dir lieber eine professionelle Band suchen solltest…
Casper: Aber ich find’s geil, wie meine Band ist! Und wenn böse Zungen behaupten, dass es keine wahnsinnig gute Band ist, dann haben die vollkommen Recht damit. Aber ich find’s halt immer total schräg, irgend so eine Rebellion vorzuleben und dann aber so 40-jährige halbglatzige Mucker zu haben, die ihren Bass unters Kinn geschnallt haben und dir dann perfekt alles hoch und runter spielen können. Das geht sich für mich nicht aus – wie unsere österreichischen Freunde sagen würden.
Ich find’s okay, wir müssen halt vielmehr proben als andere, das ist natürlich zeitraubender. Vielleicht ist auch nicht alles perfekt. Aber ich bin mit Freunden unterwegs und es ist genauso, wie ichs haben will. Die wachsen mit, es wird immer besser.
Marquart: Auf dieses Rebellions-Ding, das du gerade angesprochen hast, würde ich gern näher eingehen. Was ist denn das für eine Revolution?
Casper: Ich hab gar nicht so wahnsinnig probiert, irgendetwas Revolutionäres nach außen zu tragen. Dieses Video, an dem sich so viele reiben („Der Druck steigt/Blut sehen“ – Anm. d. Verf.), ist ja an sich eigentlich als Metapher gedacht gewesen. Das sollte ja kein schwarzer Block sein, das sollte einfach nur sinnbildlich dafür stehen, dass egal, was uns als gegeben vorausgesetzt wird – wenn du das nicht willst und eine andere Meinung vertrittst, dann kannst du auch dafür einstehen. Ich glaube, das ist in der jetzigen Generation einfach eingeschlafen. Dieses „Okay, ich find alles scheiße, also steh ich jetzt auf und mache was selber“. DIY! Ich sprenge einfach gegebene Situationen, weil ich an das glaube, was ich gerade mache.